Green Day luden zum großen Rock-Spektakel

Wegen der großen Nachfrage wurde das seit Wochen ausverkaufte Konzert von der Columbiahalle in die gigantische Arena verlegt, die extrem gut gefüllt war. Das Trio zeigte sich von seiner besten Seite und lieferte ein zweistündiges Set ab, das neue und alte Fans gleichermaßen beglückte.

Billie Joe Armstrong
Foto: D. Wallace
Green Day lieferten letztes Jahr mit "American Idiot" ein überraschend reifes und komplexes Album in Gestalt einer Punk-Oper ab, welches mit der Politik der Bush-Regierung abrechnete und die aktuelle Befindlichkeit der amerikanischen Gesellschaft anhand von Figuren wie St. Jimmy oder Jesus of Suburbia skizzierte. Selbst den euphorischsten Fans klappte die Kinnlade herunter, denn nach dem etwas zahmen 2000er Album "Warning" hatten die meisten die Band abgeschrieben.

Nachdem Green Day 2004 bereits einen winzigen Gig in Bochum zur Promotion des Albums absolvierten, werden nun die größeren Bühnen heimgesucht. Und soviel vorweg: Green Day sind mit ihrem tighten Spiel und ihrer gutgelaunt-infantilen Art live nach wie vor eine Bank. Sänger Billie Joe Armstrong strapazierte seine Stimme bis zum Anschlag und hatte nie irgendwelche Aussetzer. Obwohl man zugeben muss, dass einem sein Ständiges "I said Heeeeeeeeeeeeee-oooooooooo!"-Gebrülle nach der 27. Wiederholung schon etwas auf die Nerven ging.

Allerdings war der Anfang schon den Eintritt wert: nach dem erstaunlich druckvollen Gig der Teenie-Punker New Found Glory tanzte zunächst ein besoffener, als rosa Kaninchen verkleideter Roadie zum Village-People-Klassiker "YMCA", um die Menge zu motivieren. Danach wurde "Blitzkrieg Bop" von den Ramones einegspielt, bevor Green Day endlich unter Fanfaren die Bühne betraten.

Mit der ihnen ganz eigenen Chuzpe spielte die Band zunächst sechs Songs aus "American Idiot", bevor sie mit "Longview" ihren ersten Klassiker brachten. Das störte aber nicht weiter, da die Menge sich anscheinend schon bestens mit dem neuen Material angefreundet hatte. Was folgte war ein locker-leichter Ritt durch die Hits der Band-Karriere, der alle Alben bis auf ihr Zweitlingswerk "Kerplunk" abdeckte. So wurden Fans aller Altersklassen glücklich gemacht. Hier bemerkte man einmal mehr, wie zeitlos doch Songs wie "Basket Case", "When I Come Around" oder "Brain Stew/Jaded" sind.

Wie bei den meisten ihrer Gigs holten sich Green Day auch drei Zuschauer auf die Bühne, die dann den Operation Ivy-Song "Knowledge" an den Instrumnten zum Besten geben durften. Als Höhepunkt bekam der Aushilfs-Gitarrist tatsächlich das Instrument von Billie Joe Armstrong geschenkt.

Was kann man zu einem solchen runden Abend eigentlich noch sagen? Wahrscheinlich, dass "We are the champions" (sic!) Green Day als Finale mindestens genauso gut steht, wie Queen. Vielleicht auch, dass "My name ist asshole" irgendwie doch eine sehr lustige Ansage ist. Oder schließlich, dass Wasserkanonen und Pyrotechnik wohl immer zu einer amtlichen Show gehören. Bravo!

Daniel Iranyi

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[b!] Green Day: American Idiot