Moritz von Uslar stellt "100 Fragen"

Aus der Not heraus kreierte der Journalist und Autor Moritz von Uslar vor einigen Jahren eine Interviewform, die heute zum Originellsten und Erhellendsten gehört, was es in deutschen Blättern über Prominente zu lesen gibt. Im Sinne der Ansage "So schnell wie möglich, denn wir haben ja nicht ewig Zeit" stellte er Berühmtheiten wie George Clooney, Elton John oder Hilary Clinton exakt 100 Fragen.

Moritz von Uslar: 100 Fragen
Foto: KiWi
Der jüngst mit dem Montblanc-Preis ausgezeichnete Moritz von Uslar wurde 1970 als Hans Moritz Walther Freiherr von Uslar-Gleichen geboren. Nach einem Volontariat bei der Zeitschrift "Tempo", schreibt von Uslar seit 1992 als Autor für das "Süddeutsche-Zeitung-Magazin". Zusammen mit Rebecca Casati veröffentlichte er 1999 die gesammelten Kolumnen "Wie sehen Sie denn aus? Eine Stilkritik", sowie – ohne Casati – die Erzählungen "Mesopotamia" – herausgegeben von Christian Kracht. Auch die Theaterstücke "Freunde" (2000), "Freunde 2" (2001) und "Abso-fuckin-lutely, The Best of Lulu" (2004) stammen aus seiner Feder. Mit seiner Freundin, die Schauspielerin und Regisseurin Nicolette Krebitz und ihrem gemeinsamen Kind lebt er heute in Berlin.

Messerscharf und gefährlich dicht dran sind seine berühmt berüchtigten "100 Fragen". Die besten 25 hat er nun gebündelt in dem Buch "100 Fragen an..." vereint, welches vom Verlag Kiepenheuer & Witsch auf dem Markt gebracht wurde. "Ein gutes Interview ist wie ein Boxkampf." – meint Moritz von Uslar selbst. "Zwei Menschen treten gegeneinander an, die Sprache ist ihre Faust, der Tisch mit dem Tonbandgerät in der Mitte ist der Ring – nur geht es beim Interview darum, dem anderen endlich den Mundschutz auszureden. Je lockerer die Zunge, desto mehr macht das Gespräch Spaß. Jede Pointe ist ein Treffer." Und Moritz von Uslar entpuppt sich dabei als der Muhammad Ali des Interviews.

So bekommen wir unter anderem von Mick Jagger eine Antwort auf die Frage "Ihr Lieblings-Beatles-Song?", von Woddy Allen eine Antwort auf die Frage "Kennen Sie etwas Originelleres, als "Uh, Baby!" zu stöhnen beim Orgasmus?" oder eine Antwort von Hans Eichel auf die Frage "Mit tausend Mark – Eine schöne Frau zieht Sie am Ärmel und fragt: "Komm Hans, lass uns Spaß haben! Was kann man schönes machen?" Aber auch Musikgrößen wie Udo Lindenberg, Dieter Bohlen und Campino, Schauspielgrößen wie Götz George und Omar Sharif oder sonstige Größen aus der Öffentlichkeit wie Harald Schmidt, Karl Lagerfeld und Heidi Klum sind vor ihm nicht sicher.

Moritz von Uslar gelingt es somit, die Leser des Buches "100 Fragen an..." neugierig darauf zu machen, wie sich die Interview erprobten Persönlichkeiten aus Musik, Film und Fernsehen mit Fragen der etwas anderen Art auseinandersetzen. Auch was dabei zwischen den Zeilen passiert, wird nicht außer Acht gelassen und bis ins kleinste Detail beschrieben.

Für die eingeschworene Fangemeinde des "SZ-Magazins" ist das Buch somit wie eine Art Collectors-Box, für alle anderen sicherlich eine mehr als gelungene Abwechslung zum miserablen und nervigen Boulevard-Journalismus der heutigen Zeit.

André Depcke

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