Kerstin Schilling: Insel der Glücklichen – Die Generation Westberlin

Vom Glück im Schatten der Mauer

14.10.2005

Seit der Maueröffnung am 9. November 1989, spätestens aber seit der deutschen Einheit ist es mit dem vormaligen Inseldasein des Westteils von Berlin vorbei. Glücklicherweise, denn die Teilung der Stadt war ein höchst unnatürlicher und schicksalhafter Einschnitt in das Leben der Bürger Berlins.

Kerstin Schilling: Insel der Glücklichen – Die Generation Westberlin
Foto: Parthas Verlag
Niemand wünscht sich daher ernsthaft die alten Verhältnisse zurück, als West-Berlin als das »Schaufenster des Westens“ inmitten der DDR galt. Und trotzdem: Die – manchmal mitunter wehmütige – Erinnerung an die Zeit der Insel West-Berlin im Schatten der Mauer ist bei vielen Menschen durchaus noch präsent. Da trifft es sich gut, dass Kerstin Schilling, gebürtige Reinickendorferin und im Hauptberuf Kulturmanagerin bei den Berliner Festspielen, gerade ein wunderbares Buch mit dem Titel »Insel der Glücklichen – Generation West-Berlin« vorlegt.

Auf 144 Seiten bietet Schilling einen tiefen Einblick in das Gefühlsleben der Insulaner, ihr Denken und Handeln, das im Rückblick gerade für nach 1989/90 hierher gezogene Neu-Berliner möglicherweise seltsam erscheinen mag, das jedoch der merkwürdigen Sondersituation geschuldet war. In 30 kurzen Passagen vom S-Bahn-Boykott über die gefürchtete Passierscheinstelle, das Pfingstfrühkonzert bis zur Magnetschwebebahn ist eine selbstironische Liebes(v)erklärung an das untergegangene West-Berlin entstanden. Dank der gefühlvollen Schwarz-Weiß-Bilder des – im übrigen westdeutschen – Fotografen Burkhard Peter ist das Buch auch ein optischer Genuß. Wer daher in seinen Erinnerungen an die vermeintlich guten, alten Zeiten schwelgen will, sollte dringend zur »Insel der Glücklichen« greifen.

Stefan Ewert

Kaufempfehlung:
[Buch] »Kerstin Schilling: Insel der Glücklichen« bei Amazon bestellen