Die große Nagelschau 2005
Der Art Directors Club kürte die besten Ergebnisse der deutschen Kommunikationsbranche
22.03.2005
Wenn Werbung Übertreibung ist, dann ist der alljährlich in Berlin
stattfindende Wettbewerb des Art Directors Club (ADC) für Deutschland die
Werbeveranstaltung schlechthin: Die »größte Kreativjury der Welt« zeichnet
die »derzeit besten Arbeiten« aus den Bereichen Werbung und Kommunikation
im Rahmen des »wichtigsten Branchenforums für alle gestalterischen
Disziplinen« aus. Und damit auch wirklich jedermann diese Exorbitanz live
miterleben kann, präsentiert sich mit den ADC Visions gleich noch die
»größte Kreativ-Show der Welt«. Bleibt jedoch nüchtern festzustellen: Es
stimmt.
Ausgewählte Gewinnerarbeiten: TV-Spots und Print/Anzeigen
Lediglich die Auswahl der »besten Arbeiten« sorgt regelmäßig für
Verwirrung, sind doch die Diskussionen im Publikum während der Verleihung
ebenso sicher wie die Feierlaune nach ihr. Wem jedoch aus dem täglichen
Beruf bekannt ist, dass es selbst Persil nicht gelingt, die Wäsche immerzu
sauber oder gar rein zu waschen, der weiß auch diesen Streitpunkt richtig
einzuordnen. Die Werbebranche ist überschaubarer als man vermutet, und man
kennt sich eben. Da kann es auch mal passieren, dass die eine oder andere
Jury den einen oder anderen Jury-Vorsitzenden wie aus dem Nichts mit Gold
beglückt. Oder zumindest mit Silber. Es ist zwar nicht alles Gold, aber
Hauptsache, es glänzt.
Mit Gold und Glanz übersäht wurden in diesem Jahr die Arbeiten von Springer
& Jacoby. Fünf der zehn goldenen Nägel gingen unter großem Applaus an die
Hamburger, deren Traditionskonkurrent Jung von Matt gegenüber dem Vorjahr
lediglich mit Silber- und Bronzeauszeichnungen (u.a. für TUI: »Unter den
Palmen« und K-fee: »So wach warst Du noch nie«) einen herben Rückschlag
erleben musste. Vier Goldauszeichnungen in den Kategorien Fachanzeigen,
Tageszeitungsanzeigen, TV-Spots und Kinowerbefilme erhielt Springer &
Jacoby allein für Arbeiten für ihren Kunden Mercedes-Benz. Das absolute
Highlight stellte dabei die Kreation der schon mehr als betuchten
Geländewagenserie G-Klasse dar (»Von A nach B«).
Gold und mehrfach Silber konnte sich auch die Berliner Agentur ddb für ihre
Golf GTI-Kampagne »Für Jungs, die damals schon Männer waren« sichern.
HEIMAT, Berlin, durfte sich ebenso über einen goldenen Nagel freuen
(Hornbach-Baumarkt-Kampagne »Blixa Bargeld liest Hornbach«) wie Scholz &
Friends in der Kategorie Kunst-, Kultur-Veranstaltungsplakate für seine
Arbeit »Nagano dirigiert Wagner« für das Festspielhaus Baden-Baden.
Insgesamt vergab der ADC in der fast dreieinhalbstündigen Preisverleihung
im Berliner Tempodrom 112 der begehrten goldenen, silbernen und bronzenen
Nägel. Dementsprechend eng ging es zeitweise auf dem Siegertreppchen zu.
Daran konnte selbst die ausfahrbare Stufe des dritten Platzes nichts
ändern.
Auf der anschließenden Party fügten sich die nötige Ausgelassenheit und
Freudenstimmung in gelungener Weise zusammen. Die Werbebranche feierte sich
selbst, wofür es Gründe genug gab: Neben den kreativen Erfolgen steuerten
zahlreiche Ess- und Getränkestände ihren Teil hinzu. Vergessen waren der
Arbeitsalltag und leichte Missmut wegen kleinerer Pannen während der
Verleihung. Die Stimmung hielt sich bis zum ziemlich abrupten Ende der
Musik im Morgengrauen auf hohem Niveau. Auch wenn für viele das Licht im
Saal eindeutig zu früh anging, kann von einem rundum gelungenen Abend und
Abschluss der diesjährigen ADC-Veranstaltung gesprochen werden. Wir dürfen
auf das Jahr 2006 gespannt sein, wenn die nächste Nagelprobe des ADC
ansteht. Mit allem, was dazu gehört. Werbung, Übertreibung und vor allem:
Begeisterung!
Tobias Händler
Link:
Art Directors Club Deutschland
Ausgewählte Gewinnerarbeiten aus dem Bereich TV-Spots
Ausgewählte Gewinnerarbeiten aus dem Bereich Print/Anzeigen
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