Annett Louisan: BohèmeWieso gibt es eigentlich Autorinnen, die Frauenromane schreiben, aber keine Sängerinnen, die Frauensongs darbieten? Gibt es doch, wie Annett Louisan mit ihrem Debüt "Bohème" eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Natürlich wird Annett Louisan in eine Schublade gesteckt werden, denn so etwas gab es in Deutschland lange nicht. Schlagzeilen wie "Die deutsche Norah Jones" mit ihrem Foto werden die Titelseiten füllen. Dabei ist das nicht einmal die halbe Wahrheit: Die junge Kunststudentin singt viel zynischere Texte, die gar nichts mit denen einer Norah Jones gemeinsam haben. Lediglich die Melodien und die Arrangements lassen einen Gedanken an die Amerikanerin zu. Dabei hat Annett Louisan die Texte, die vielen Herren mit Sicherheit nicht gefallen werden, gar nicht selbst geschrieben. Ein Mann ist der Schuldige: Frank Ramond. In Zeiten von Playback und unendlichem Studio-Gefummel, wo jede Stimme massentauglich künstlich verändert werden kann, ist es eine Wohltat, dass auf "Bohème" nicht getrickst wurde. Die kleinen Fehler in der Stimme zu Annett Louisan gehören nun mal zu ihr. Und das ist auch eine Botschaft von ihr: "Hey, ich bin eine Frau mit Fehlern. Na und." Annett Louisan, diesen Namen muss man sich merken. Und wenn der Name Norah Jones als Vergleich hinzugezogen wird, dann hoffentlich deswegen, weil die vermeintliche deutsche Antwort ähnlichen Erfolg haben wird. Es wäre verdient, denn Bohème ist eine Schatzkammer, in der sich 12 Diamanten befinden. Sachar Kriwoj Kaufempfehlung: Links: |