Anything ElseWoody Allen ist wieder da! Seine neuste Liebeskomödie dreht sich um ein Paar, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Auch die Darsteller stammen aus gänzlich verschiedenen Welten: Jason Biggs aus "American Pie" und Christina Ricci aus "Adam's Family".
Doch wer kennt das nicht: nach einem halben Jahr ist irgendwie die Luft draußen. Amanda geht psychisch und physisch auf Distanz. Angeblich kennt sie die Gründe hierfür selber nicht. Die charakterlichen Unterschiede der beiden zu überwinden, wird nun zu einer wahren Herausforderung: Auf der einen Seite steht Amanda, die extrovertierte Schauspielerin mit einem Hang zur Dramatik und Chaos, die gezielt ihre sexuellen Reize einsetzt und eigentlich nicht viel von festen Beziehungen hält. Und auf der anderen Seite ist Jerry, der Schüchterne, Unsichere, Unselbständige, der gerne alles so belässt, wie es gerade ist und der im Grunde noch kleine Junge ist. Er sucht die (körperliche) Nähe allein zu Amanda. Doch sie ermutigt ihn dazu, ruhig mit anderen Frauen zu schlafen, es ihr nur nicht zu erzählen. Das ist aber nicht, was er hören will. Ihn quält die Frage, ob sie ihn betrügt oder nicht. Jerry sucht Hilfe bei einem Therapeuten, der dem Klischee des desinteressierten Psychologen entspricht und zwar gute Fragen stellen kann aber keine Antworten parat hat.
Probleme, die richtigen Darsteller für diese Komödie zu finden, hatte Woody Allen nicht. Er, der wie gewöhnlich die Rolle von Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor einnimmt, schätzte das Talent von Biggs und Ricci schon länger und sah in diesem Film die ideale Möglichkeit mit ihnen zusammen zu arbeiten. Dass die beiden bereits 2001 in "Prozac Nation" gemeinsam vor der Kamera standen, dürfte den wenigsten bekannt sein. Und so erweckt diese Konstellation für den Zuschauer eine gewisse Neugier. Wie werden der "Wo ist der Apfelkuchen?"-Typ und "Teen-Queen of Gothic" miteinander agieren? Das Resultat ist beeindruckend. Jason Biggs zeigt in diesem Film, dass er durchaus auch ernste Rollen zu spielen vermag und weist (zum ersten Mal) wahres schauspielerisches Talent vor. Von Christina Ricci ist man ja indes gutes Spielen gewöhnt und so wird man auch in diesem Film nicht enttäuscht. Danny de Vito, der in einer Nebenrolle als Harvey, dem etwas wirren aber liebenswürdigen Manager von Jerry, zu sehen ist, ist ein weiterer Glanzpunkt dieses Ensembles. Ebenso wie Stockard Janning. Sie verkörpert die nicht weniger durchgeknallte Mutter von Amanda auf sehr amüsante Weise. Am besten ist jedoch das Duo Jason Biggs und Woody Allen. Die Beziehung der beiden, die einerseits etwas von einer guten Freundschaft, andererseits auch etwas von einer Vater-Sohn-Beziehung hat, wird trotz ihrer ungewöhnlichen Natur überzeugend und lebhaft dargestellt. Obendrein bringen die Dialoge der Beiden den Zuschauer nicht nur unentwegt zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken. Der Film, der natürlich (wie fast alle Woody Allen-Filme), in New York spielt, zeichnet sich auch durch seine besonders schönen Bilder aus, durch die der Kameramann Darius Khondji die romantische Stimmung verstärkt. ANYTHING ELSE kann man guten Gewissens aufgrund der erfrischenden, lebendigen Geschichte, der wirklich witzigen Dialoge, der durchgehend überzeugenden Schauspieler und einem genialen Drehbuch als eine der besten Liebeskomödien der letzten Jahre bezeichnen. Dieser Film ist jedem zu empfehlen, der sich an intelligentem Humor erfreuen kann und wieder daran erinnert werden möchte, was es eigentlich heißt zu lieben – und zu leben. Matin Tirmizi und Sophie Heuchemer Link: |