Coldplay: X & Y

04.06.2005

Als Journalist hofft man ständig auf so ein Album. In der Regel vergebens. Doch dann ist das Meisterwerk da. Schlagartig werden die Finger an der Tastatur schüchtern, weil sie sich der Verantwortung bewusst sind: Der Welt die womöglich beste Platte aller Zeiten vorzustellen.

Coldplay: X & Y
Foto: EMI
Drei Jahre haben Coldplay die Welt auf ihr drittes Album warten lassen. Über 10 Millionen Mal verkaufte sich "A Rush Of Blood To The Head". Der Nachfolger sollte eigentlich schon letztes Jahr erscheinen, doch "uns ging es einfach zu gut. Wir hatten zu viel Geld. Uns fehlte der Antrieb", gesteht Sänger Chris Martin den Grund für die Verspätung ein. Überhaupt Martin: Er ist der derzeit größte Popstar Europas. Hier demonstriert er gegen die Ausbeutung der Dritten Welt, dort feiert ihn der Boulevard, weil er mit Schauspielerin Gwyneth Paltrow verheiratet ist. Man glaubt, alles über den Mann zu wissen und weiß doch nichts. Ein gelungener Marketing-Schachzug. Doch es soll ja um die Musik gehen. Geredet wurde drei Jahr lang.

Schon die erste Single aus dem neuen Album "X&Y", "Speed of Sound", versöhnte die Fans, die die Warterei nicht mehr aushalten wollten. Ursprünglich wollte die Band mit "X&Y" "das Rad neu erfinden". Martin: "Ich habe erkannt, dass man nur sein eigenes Rad neu erfinden kann, und unser Rad sind die Songs. Wir haben eine Reihe von Liedern geschrieben, die uns weiter als jemals zuvor katapultieren. Allerdings haben wir kein neues Instrument oder eine neue Zeitrechnung erfunden." Der Sound bleibt also der Gleiche, jedoch ohne sich abzunutzen.

Mindestens acht der 13 Songs könnten nicht nur als Single erscheinen sondern verfügen auch über absolute Hit-Qualitäten. Vor allem "What If", "Square One" und "Twisted Logic" dürften Werke für die Ewigkeit sein. So wie heute noch "Yesterday" von den Beatles und "Start Me Up" von den Rolling Stones gespielt werden, könnten auch sie in die Musik-Geschichte eingehen. Und damit ist der Punkt erreicht, der tunlichst vermieden werden sollte: Der Vergleich mit Legenden. Keine Übertreibungen, kein Realitätsverlust. Es ist nur Musik, aber die wahrscheinlich beste seit Jahrzehnten.

Sachar Kriwoj

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Links:
[b!] Coldplay: Live 2003
[b!] Coldplay: A Rush Of Blood To The Head