David Poe: Love is Red

Manche Dinge erschließen sich einem nicht sofort. Ob Chemie, Mathe oder die Weltpolitik, gelegentlich bedarf es eines zweiten Blickes. Die Musik von David Poe ist auch so ein Fall. Erst beim zweiten oder sogar dritten Hören begreift man sie – und lernt sie lieben.

David Poe: Love is Red
Foto: edel Records
Norah Jones wird derzeit häufig für Vergleiche herangezogen. Und auch zur Musik von David Poe passt die Gleichung. Jones' Musik – und es geht wirklich nur um die Musik – ist wunderbar leicht und harmonisch, doch ehrlich: Beim ersten Hören ist sie nicht gerade einprägsam. Aber das ist auch gut so. Schließlich singt sie keine schnell produzierten Nummern, wie es viele andere vermeintliche Superstars tun. Und auch die Melodien von David Poe brauchen Zeit, bevor sie sich im Langzeitgedächtnis festsetzen. Doch ähnlich wie bei Norah Jones: Sind sie erst einmal im Bewusstsein, verschwinden sie nicht so leicht.

Auf seinem neuen Album, "Love is Red", unterstreicht Poe seine Ambitionen, ein ernsthafter Songwriter zu sein. Dabei ist das nicht so leicht, wurde er doch für seine bisherigen Aufnahmen von der Presse gefeiert wie kaum ein anderer. Seine Texte sind "intelligent und rasiermesserscharf" (San Francisco Examiner), seine Melodien "klassisch" (Chicago Tribune) und vor allem "bemerkenswert frei von Klischees" (Hollywood Reporter). Viel Lob für jemanden, der von Sony vor die Tür gesetzt wurde.

Doch "Love is Red", ein Gemisch aus Folk, Grunge und Country, bestätigt die hohen Erwartungen. Die in New York aufgenommene Platte bleibt nichts schuldig, weitere Hymnen auf Poe von der Fachpresse sind zu erwarten.

Lediglich, und da sollte man den Vergleich durchaus noch mal bemühen, auf den Erfolg von Norah Jones wird Poe vergeblich warten. Schließlich ist er ein Mann, und die lassen sich nicht so gut vermarkten wie attraktive Sängerinnen. Außerdem ist David Poe bei einem kleinen Label. Doch diese Tatsache bringt auch Chancen mit sich. So kann er das nächste Album ganz ohne Druck aufnehmen. Aber bei David Poe ging es eh nie um das große Geld – sondern um große Musik.

Sachar Kriwoj

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