Die Vergessenen

Toll. Diese Filme, die promotion-technisch aus dem Nichts zu kommen scheinen. Von denen man nicht mal weiß, wenn man regelmäßig US-Kinozeitschriften liest. Was nicht am Cast liegen kann - immerhin ist "De Vergessenen" einer dieser Filme, und niemand geringeres als die wunderschöne Julianne Moore ist in der Hauptrolle zu sehen. Passt alles für den Überraschungshit der Saison schlechthin? Abwarten!

Julianne Moore in »Die Vergessenen«
Foto: Columbia TriStar
Telly Paretta (Moore) ist nie über den Verlust ihres Sohnes Sam hinweggekommen, den sie vor einem Jahr bei einem Flugzeugabsturz verlor - täglich verbringt sie mindestens eine Stunde mit dem Ansehen alter Fotos und Videos. Umso schlimmer ist es für Telly, als sie eines Tages nach Hause kommt und alle Erinnerungsstücke verschwunden sind. Als ihr Mann (Anthony Edwards) zudem behauptet, die beiden hätten nie einen Sohn gehabt, und ihr Arzt Dr. Munce (undurchschaubar: Gary Sinise) dies bestätigt, droht Telly den Boden unter den Füßen zu verlieren - bis sie auf Ash Correll (Dominic West, zuletzt mit "Mona Lisas Lächeln" im Kino) trifft, dessen Tochter ebenfalls bei dem Unfall ums Leben kam.

Das klingt schon schräg und spannend und wird im weiteren Verlauf noch viel schräger und spannender, ohne jedoch überzogen oder albern zu wirken, wie man das in etwa von guten bis sehr guten "Akte X"-Episoden kennt - nur dass die besser editiert waren, denn was der Zuschauer bei "Die Vergessenen" an Umschnitten und merkwürdig deplatziert wirkenden Szenen geboten bekommt, ist teilweise nicht Hollywood-Standard und kann vor allem in der ersten Hälfte des Films für einige Irritationen sorgen. Wem das eher egal ist und wer sich auch darauf versteht, in Sachen Logik hin und wieder ein Auge zuzudrücken, wird mit diesem Mystery-Thriller aber definitiv seinen Spaß haben.

Ihren Teil zur intensiven Atmosphäre trägt auch die Musik bei. Der von James Horner geschriebene Score verzichtet auf Effekthascherei und bleibt fast ausschließlich bei den leisen, wohl bedachten Tönen. Wer sich das daheim anhören möchte, sollte also über eine brauchbare Anlage verfügen, die auch im unteren Dezibel-Bereich das Vergnügen nicht durch Rauschen verdirbt. Dafür kommt der Hörer aber in den Genuss von elf dichten Kompositionen, die dem Klavier viel Raum lassen und Streicher fast ausschließlich zur Grundierung einsetzen. Die Gesamtlänge beträgt eine knappe Stunde (was in etwa zwei Dritteln der Filmlänge entspricht) und unterstreicht noch einmal, welche Rolle die Musik für "Die Unvergesslichen" spielt.

Friedrich Reip

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