Neue Ohrwürmer
3 Musketiere im Theater des Westens Berlin
13.04.2005
Wenn man an die bekanntesten Musicals der Welt denkt, dann hat man immer
sofort ein bestimmtes Lied im Kopf. Ein Lied, das durch dieses Musical
bekannt geworden ist und das auf der anderen Seite auch das Musical bekannt
gemacht hat. Jeder denkt bei Cats sofort an »Memories«, bei dem »Phantom
der Oper« an dessen Titelmusik und bei West Side Story an »Maria«.
Diese Hits vermitteln potentiellen Besuchern eines Musicals schon einen
kleinen Voreindruck und wecken die Lust auf mehr. Da aber die 3 Musketiere
eine Neukreation sind, musste ein solcher Ohrwurm erst erschaffen und den
Massen zugänglich gemacht werden. Hier entschieden sich die Macher für
Alexander Klaws, den ehemaligen »Superstar«-Gewinner, mit der
Constance-Darstellerin Sabrina Weckerlin ein Video der Liebeshymne »Alles« zu drehen
und dieses von den Musiksendern spielen zu lassen. Dieses Konzept scheint
aufzugehen, da man auf diese Art und Weise zumindest schon einen Aha-Effekt
während des Musicals verbuchen kann.
Sowohl dieser Song als auch weitere Lieder, wie zum Beispiel »Einer für alle«
oder »Engel aus Kristall« haben den Musical-typischen Ohrwurmcharakter. Die
Musik der Brüder Bolland, die schon für die Falco-Hits »Jeanny« und »Rock
me Amadeus« verantwortlich zeichneten, ist insgesamt recht poppig, jedoch
ohne dabei kitschig zu wirken.
Die Story um den Musketieranwärter d’Artagnan, der nach Paris auszog, um
sich der Elite-Garde von König Ludwig XIII. anzuschließen, basiert auf dem
in mehr als 100 Sprachen übersetzten Roman von Alexandre Dumas, der 1844
erschien. Bei dem Helden handelte es sich nicht um eine fiktive Romanfigur,
sondern um einen tatsächlich 1611 geborenen Franzosen.
Die Handlung beschreibt dessen Reise von seinem südfranzösischen Heimatdorf
nach Paris und den steinigen Weg bis hin zur Aufnahme bei den Musketieren.
Die eigentlichen drei Musketiere Porthos, Arthos und Aramis lernt
d’Artagnan unter widrigen Umständen nach seiner Ankunft in Paris kennen.
Nachdem er den drei königstreuen Gardisten gegen einen Angriff der
Handlanger des intriganten Kardinals Richelieu hilft, entsteht eine
Freundschaft zwischen den Männern, die in den nun folgenden Abenteuern der
Vier geprüft werden soll. Zusammen versuchen sie dem König gegen die
Unterwanderung des machtbesessenen Richelieu zu helfen und einen Krieg mit
England abzuwenden. So kommt es zu einer abenteuerlichen Story, der es
weder an Liebe, Intrigen noch an Kampfszenen mangelt.
Die Umsetzung lässt nichts vermissen, so achtete Autor André Breedland auch
darauf, den Stoff nicht allzu ernst zu nehmen und würzte die Dialoge mit
einer gehörigen Prise Humor. Ein weiteres Highlight ist mit Sicherheit das ständig wechselnde
Bühnenbild, das neben diversen Pariser Schauplätzen sogar mit einem
scheinbar schwimmenden Boot in heftigem Wellengang aufwarten kann.
Die erstklassige Riege der Darsteller, angeführt von der Neuentdeckung
Weckerlin, tut ihr Übriges, um dem Zuschauer einen sehr kurzweiligen
Musicalabend zu bescheren. An der Aufführung gibt es jedoch zwei Dinge zu
bemängeln: Zum einen verlor die Handlung nach der Pause merklich an Fahrt
und zum anderen vergriffen sich die Kostümbildner in zwei Szenen offenbar
in ihren Nähschubladen, da diese aussahen, als wären schon zu damaligen
Zeiten einschlägige Lack- und Lederpartys gefeiert worden.
Da man jedoch über solche Kleinigkeiten getrost hinwegsehen kann, lohnt
sich ein Besuch bei den Musketieren im Theater des Westens allemal. Es
könnte sogar gut sein, dass man anschließend den einen oder anderen Ohrwurm
mit sich herumträgt, der sodann als »Markenzeichen« dieses Musicals dienen
kann.
Jan-F. Kolbe
Links:
3 Musketiere - Offizielle Seite
Stage Holding
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