Unbekanntes aus Norwegen: D’Sound

Der beste Beruf der Welt ist der des Journalisten. Ich sage das nicht, weil ich angeben will, sondern weil es stimmt. Wir entscheiden mit unserer Kritik, ob ein Produkt erfolgreich ist oder zum Ladenhüter wird.

D’Sound: Doublehearted
Foto: edel Records
Ständig landen in unserem Postfach CDs von meist vollkommen unbekannten und noch weniger talentierten Musikern. Sie bitten uns um einen Beitrag, damit sie ein wenig Aufmerksamkeit erhalten. Doch wir sind nicht dafür verantwortlich, Menschen ihre Träume zu verwirklichen. Wir sind schließlich nicht Rudi Carell.

Wir lassen uns aber gerne zum Essen einladen. Schließlich hat jeder mitbekommen, dass es auch der Medienbranche nicht besonders gut geht. Und wenn dann eine Plattenfirma ins "Drei" im Prenzlauer Berg einlädt, dann sagt man nicht Nein. Auch nicht, wenn dort eine hierzulande noch vollkommen unbekannte norwegische Band auftreten soll.

Vor Ort etwa 30 Journalisten, die eigentlich nur wegen des Essens gekommen sind. Doch das Büffet bleibt erst einmal geschlossen. Dafür stellt sich aber die Band vor. Sängerin Simone, die in Freiburg aufgewachsen ist, und die ersten 9 Jahre ihres Lebens in Deutschland verbracht hat, präsentiert sich mit ihren Kollegen Jonny und Kim.

Noch ist der Kritiker und Skeptiker in seinem Element. Eine Akustik-Gitarre, ein Bass am Verstärker sowie ein Schlagzeuger ohne Schlagzeug, dafür aber mit zwei Sticks und einem Karton, einem Telefonbuch und einem Glas. Mehr braucht diese Band nicht, um innerhalb von zwanzig Minuten die vor Ort anwesenden Journalisten zu überzeugen.

Simone spricht Schwäbisch, und das auf eine so amüsante Weise, dass sich noch vor dem ersten Song ein Lächeln auf das Gesicht der Zuschauer setzt. Ihre Kollegen sind wahre Virtuosen, ihre Songs großartige leichte Hymnen, die wie geschaffen für den Sommer sind.

In ihrer norwegischen Heimat sowie in Japan sind D'Sound echte Stars, haben bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Wenn man die Band live erlebt, dann weiß man auch wieso. Was man nicht versteht: Wieso kommen die Drei erst jetzt nach Deutschland? Wieso mussten wir so lange warten? Egal. Jetzt sind sie ja da. Am 6. September erschien ihr Album "Doublehearted". Wer die Gelegenheit hat, diese Band irgendwann live zu erleben: Nicht warten, sofort Karten kaufen – egal wie teuer sie sind.

Ach ja, und das Büffet hat hinterher keinen wirklich interessiert. Aber bedanken wollen wir uns trotzdem für die Einladung.

Sachar Kriwoj

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