Evil

»Evil«, die Autobiographie von Bestsellerautor Jan Guillou, brach in Skandinavien sämtliche Besucherrekorde der letzten Jahrzehnte. Außerdem wurde er 2004 für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film nominiert. Nun kommt der Streifen endlich auch hierzulande in die Kinos.

Die Gewalt im Internat...
Foto: mfa-film.de
»Evil« spielt im Schweden der 50er Jahre: Der 16-jährige Erik lebt mit seiner Mutter und seinem Stiefvater in einem typischen Kleinfamilienidyll – so scheint es zumindest. Doch hinter verschlossenen Türen wird Erik aus jedem noch so geringen Anlass auf barbarische und sadistische Weise von seinem Stiefvater mit einem mit Metallstücken besetzten Gürtel verprügelt. Die Wut und den Hass auf seinen Stiefvater lässt Erik in derben Schulhofschlägereien aus, die schließlich zu seinem Rausschmiss aus der Schule führen. Seine Mutter bewirkt dann, dass er auf dem privaten und sehr renommierten Elite-Internat Stjärnsberg angenommen wird – seine letzte Chance auf einen Schulabschluss.

Hinter der feinen Fassade des Internats offenbart sich allerdings ein brutales System von Demütigung und Unterdrückung. Ausgeübt wird dies im Namen der Tradition und der Macht des Schülerrates von den älteren Schülern gegenüber den jüngeren. Und selbst die Lehrerschaft duldet und unterstützt diese Handlungen.

Erik muss sich nun wie alle anderen unterordnen und die grundlose und willkürlich vorgenommene Gewalt über sich ergehen lassen. Er weiß, dass ein Zurückschlagen einen Verweis vom Internat und damit das Ende seiner Träume von einem Studium zur Folge haben würde. Doch die Machtspiele der Älteren werden von Tag zu Tag rücksichtsloser...

...ist allgegenwärtig.
Foto: mfa-film.de
Die Rolle des Erik Ponti bekam der bereits 23-jährige Andreas Wilson erst in letzter Minute. Doch die Entscheidung war goldrichtig, denn es gelingt ihm ausgesprochen gut, den rebellischen, eigenwilligen und starken Charakter überzeugend darzustellen. Aufgrund dessen wurde er auch zu guter Recht für seine darstellerische Leistung in diesem Film mit dem Preis als Bester Schauspieler auf dem Europa Cinema Festival ausgezeichnet und zum Europäischen Shooting Star 2004 gekürt.

Die Castingagenten für diesen Film haben insgesamt gute Arbeit geleistet, denn auch für die anderen Charaktere haben sie überzeugende Darsteller gefunden, die gut miteinander harmonieren.

Besonders interessant war die Konstellation von Erik und seinem besten (wenn nicht sogar einzigem) Freund Pierre, der nicht nur optisch durch seine rundliche Figur einen Gegensatz zu Erik darstellte. Pierre war außerdem ein sehr ängstlicher, schüchterner Junge, der, bevor er auf Erik traf, nie wagte, zu widersprechen. Und obwohl die beiden völlig verschieden sind, halten sie zusammen und versuchen, die Strapazen gemeinsam zu überstehen.

Was das Wesen des Films angeht, so ist die Gewalt in diesem Film sehr präsent und von Anfang bis Ende spürbar und sichtbar. Die Kampfszenen und Schlägereien sind erschreckend realistisch und minutenlang in aller Ausführlichkeit nachgestellt, so dass nicht wenige während des Films von der Leinwand wegsehen mussten. Doch gerade durch diese Art der Darstellung wird dem Zuschauer das brutale Ausmaß deutlich vor Augen geführt. Und wenn man dann bedenkt, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, ist es für den Zuschauer sogar noch erschreckender.

Alles in allem ist »Evil« ein äußerst spannendes und beeindruckendes Drama – jedoch nichts für sanfte Gemüter.

Matin Tirmizi