Metallica: Some Kind Of Monster
Der letztlich doch unerwartet große Erfolg der letzten
Michael Moore-Dokumentationen scheint den Filmverleihen
Mut gemacht zu haben - anders lässt es sich kaum erklären,
dass jetzt mit "Metallica: Some Kind Of Monster" eine
Musikdoku ins Kino kommt. Denn so wahrlich großartig der
Film auch ist, außerhalb der Metallica-Fangemeinde dürfte
er es schwierig haben.
Das fängt schon beim technischen Rahmen an, denn der
Streifen wurde in 4:3 gefilmt, so dass selbst bei nicht
ganz aufgezogenen Vorhängen links und rechts dicke schwarze
Balken stehen bleiben. Damit die Untertitel auch in der
letzten Reihe noch zu lesen sind, wurden sie lieber zwei
Nummern zu groß bestellt, so dass bei Originaleinblendungen
zu Namen etc. die Leinwand bis zur Mitte mit Schrift gefüllt ist.
Vor allem aber dürfte die Länge von fast zweieinhalb Stunden
Außenstehende abschrecken.
Die somit vielleicht beste Musikdokumentation aller Zeiten
verpassen dürften. Was als kleine Begleitung zu den Aufnahmen
zu Metallicas letztem Album "St. Anger" begann, wurde zur
Dokumentation des zwischenzeitlichen Zusammenbruchs der wohl
größten Heavy Metal-Band, die die Welt je gesehen hat. Über
700 Tage liegen zwischen dem ersten Take und der Abschlusseinstellung,
die Metallica bei ihrem ersten Liveauftritt seit über drei Jahren
zurück an der Spitze zeigt. 700 Tage, während Sänger James Hetfield
die Band verlässt und sich wegen Alkoholabhängigkeit und
Depressionen in Behandlung begibt, während derer selten feststeht,
dass es einen nächsten Tag geben wird, während derer die enormen
Persönlichkeiten von Hetfield und Schlagzeuger und Bandmitbegründer
Lars Ulrich ein ums andere Mal böse Funken aneinander schlagen,
während derer sich die Konfrontation mit Napster zuträgt,
während derer nach dem Ausstieg von Jason Newsted schließlich
ein neuer Bassist gefunden werden muss. Und bei allem ist der Zuseher
so nah dabei, dass all das gegenseitige Misstrauen und der
Schmerz in der Band eigentlich niemanden kalt lassen kann. Was
Fans ferner in Begeisterung versetzen wird, sind die zahllosen
Studioouttakes, an denen sich die Entstehung und Entwicklung
vieler "St. Anger"-Songs "live" mitverfolgen lässt.
"Dies ist kein Film über Metallica. Dies ist ein Film über
zwischenmenschliche Beziehungen," hat Ulrich im Interview
mit dem Rolling Stone gesagt. Das ist richtig. Dass er als
solcher vom Großteil der Kinogänger nicht wahrgenommen werden
wird, ist so absehbar wie bedauerlich.
Friedrich Reip
|
|