Mondscheintarif - im Theater

15.06.2005

Mit dem Roman "Mondscheintarif" gelang Ildikó von Kürthy der Sprung von der Journalistin zur gefeierten Autorin. Das Buch verkaufte sich über eine Million Mal, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, schaffte es bis auf die Kinoleinwand - und nun auch auf die Theaterbühne.

Maren Lorenz spielt Cora Hübsch
Horizont-Theater
Die Geschichte dürfte eigentlich mittlerweile bekannt sein: Cora Hübsch ist 33, mag ihren Namen nicht besonders gerne, weil sie die ständigen Witze nerven und ist vor allem verzweifelt. Und das wegen eines Mannes: Daniel Hofmann. Der ist Arzt, sieht grandios aus und hat Cora den Kopf verdreht. Dabei sah alles ganz gut aus: Nach einer sehr peinlichen ersten Begegnung funkt es zwischen den Beiden, sie landen im Bett, es kommt zum wunderbaren, orgiastischen Sex. Doch dann meldet er sich nicht.

Und damit beginnt das Stück mit Maren Lorenz in der Rolle der Cora. Sie ist die einzige Darstellerin in der von Regisseur Stefan Krause inszenierten Aufführung am Kölner Horizont-Theater. Welch Glück. Denn im Film von Ralf Hüttner gab es eigentlich nur eine Linie: Die falschen Schauspieler für eigentlich ganz großartige Rollen: Die unsympathische Gruschenka Stevens sollte Cora spielen, die noch weniger sympathische Jasmin Tabatabai ihre beste Freundin Jo. In dem Streifen passte wirklich gar nichts zusammen. Auf der Bühne funktioniert das schon besser.

Doch gelingt es ihr nicht, das Publikum für sich zu gewinnen
Foto: Horizont-Theater
Maren Lorenz gibt sich die allergrößte Mühe, Würde zu bewahren. Sie läuft auf Zehenspitzen, um ihre geringe Körpergröße zu kaschieren, jault in den höchsten Tönen, damit aber auch der letzte Zuschauer weiß, wie verzweifelt sie ist und zieht alle paar Minuten an einer Zigarette, obwohl jeder im Publikum sehen kann, dass sie nicht rauchen kann. Doch bei all dem Engagement gelingt ihr eins nicht: Die Herzen des Auditoriums zu gewinnen. Und daran scheitert auch letztendlich die Inszenierung.

Es gibt Bücher, die sollten einfach nicht adaptiert werden. Die Werke von Ildikó von Kürthy verfügen über ein ganz eigenes Leben. Es sei noch mal auf das schon in einem älteren Artikel erwähnte Ildikó-von-Kürthy-Gefühl hingewiesen. Dieses umfasst zwei Komponenten: Glück und das Wissen um eben dieses Glück. Wie keiner anderen deutschen Autorin gelingt es Kürthy, nicht nur ihren Personen sondern der ganzen Szenerie Seele zu verleihen. Das klingt schrecklich überspitzt, doch es stimmt.

"Mondscheintarif" am Horizont-Theater ist ein wirklich gut gemeinter Versuch, einen Bestseller auf die Bühne zu bringen. Und wer das Buch von Ildikó von Kürthy nicht kennt, wird sich wahrscheinlich amüsieren. Doch wer das Buch nicht kennt, der hat eh verpennt.

Sachar Kriwoj

Links:
[b!] Rezension Mondscheintarif
[b!] Film Mondscheintarif