Kein Schnulzen-Pop, sondern richtiges Rockkonzert

One Night of QUEEN

24.03.2005

Man erwartet einen eher ruhigen Abend mit älteren Leuten, doch dann kommt alles anders... denn ehrlich gesagt, war ich schon etwas skeptisch: ich wusste nicht genau, worauf ich mich da einlasse. Sicher, der Name »Queen« sagte mir schon etwas, aber ich dachte mir, dass das eher die Songs der früheren Generation(en) sind.

Und beim ersten Blick in die Menge der Konzertbesucher schien ich die Bestätigung zu erhalten. Alle waren längst aus den Zwanzigern – vom Publikum her hätte es auch eine Abba-Show sein können. Doch wie so oft, täuscht der erste Eindruck.

Freddie Mercury (Gary Mullen) gibt alles
Foto: One Night of QUEEN
Denn kaum, dass es im Saal dunkel wurde, die Scheinwerfer angingen und dann die Musik zu spielen begann, kam alles ganz anders als gedacht. Schon die ersten Takte brachten unter der Fassade des vormals stillen Auditoriums eine begeisterte Menge hervor. Und da der Sänger sich auch noch Zeit nahm, mit dem Publikum zu interagieren und beispielsweise von der »It’s A Kind Of Magic«-Tour bekannte Singspiele mit dem Publikum zu machen, anstatt nur die Lieder vorzusingen, heizte die Stimmung weiter an.

Die große Menge klatschte von Anfang an ekstatisch im Takt mit. Normalerweise kommt so eine Stimmung ja leider erst kurz vor Ende eines Konzerts auf. Doch hier ging die Party sofort los – ohne sich erst warm laufen zu müssen.

Bei der Band aber auch kein Wunder.

Der Sänger, Gary Mullen, der mit knapp einer Million Publikumsstimmen als Sieger aus einem TV-Wettbewerb in Großbritannien hervorging, hat eine unfassbar gute Stimme, die der von Freddie Mercury schon auf fast unheimliche Weise ähnelt. Was den tollen Effekt hatte, dass man sich leicht in der Illusion verlieren konnte, bei einem Konzert mit originaler Stammbesetzung dabei zu sein. Ebenso wie Mercury ist er das reinste Energiebündel, nimmt die Bühne völlig ein und unterstreicht seine Songs mit ausdruckstarken Gesten und Posen.

Aber auch die Band ist keinesfalls zu vergessen: der Keyboarder, der Bassist und der Gitarrist spielten mit wirklicher Hingabe. Ganz besonders leidenschaftlich aber war der Drummer, Jonathan Evans, dessen Stärke auch besonders in seinen Solo-Parts zum Vorschein kam und mit tobendem Applaus belohnt wurde. Er war nur einer der Gründe dafür, warum man bei diesem Konzert einfach nicht still sitzen konnte.

Denn die Songs von Queen, natürlich das Herzstück der Show, fordern einen einfach zum Tanzen auf. Es beginnt mit dem Wippen des Fußes im Takt, geht über ein Mitklatschen bis schließlich alle aufstehen und richtig abgehen. Doch auch die ruhigeren Lieder von Queen haben eine nicht minder große Wirkung. Mit brennenden Feuerzeugen in der Luft bekommt man von dieser Atmosphäre wirklich eine Gänsehaut.

Die Hits, die rund um den Globus bei Menschen aller Altersgruppen durchaus bekannt sind und performt wurden, waren »We are the Champions«, »Radio Gaga«, »Under Pressure«, »Bohemian Rhapsody«, »The Show Must Go On«. Doch regelmäßig wurde auch eher unbekannte Stücke der Band eingespielt, die sowohl den eingeschworen Fan als auch den neugierigen Ersthörer aufhören ließen. Und wie die Menge bei »We will Rock You!« getobt hat, kann man sich wahrscheinlich vorstellen.

Alles in allem war die Show unglaublich kraftvoll, begeisternd und rockig. Eine erstklassige Band mit einem grandiosen Sänger, gute, abwechslungsreiche Lichteffekte und natürlich Songs, die unter die Haut gehen, sorgen für ein unvergessliches Konzerterlebnis.

Meine Erwartungen sind selten dermaßen übertroffen worden. Nicht nur das: die Show hat mich mit dem Queen-Fieber angesteckt, gleich nächste Woche hol ich mir die CD.

Matin Tirmizi

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Tourdaten und mehr auf der offiziellen Website