Nachruf auf einen Staatsmann: Zum Tode von Ronald Reagan

Am 5. Juni verstarb im Alter von 93 Jahren der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan. Mit ihm ging zugleich ein Mann, der wie kaum ein Zweiter die Überwindung des Kalten Krieges symbolisierte und der in seinem Amt – trotz Anfeindungen vieler Kritiker – außergewöhnlich war.

Ende 1980 siegte der Republikaner Reagan in der Präsidentschaftswahl über den damaligen Amtsinhaber, den Demokraten Jimmy Carter. Mit dem 1911 im Bundesstaat Illinois geborenen Reagan kam ein Politiker ins Weiße Haus, der die Amerikaner, vor allem aber die restliche Welt überraschen sollte. Schon bei seiner Wahl zum Gouverneur von Kalifornien im Jahre 1966 hatte er Humor bewiesen: Er antwortete auf einer Reporterfrage, wie er zu regieren gedenke, "Ich weiß es nicht. Gouverneur habe ich noch nie gespielt."

Damit spielte er selbstironisch auf seine Vergangenheit als Hollywood-Schauspieler an, der immerhin mehr als 50 – zumeist zweitklassige – Filme drehte. Dass er jedoch einmal der 40. Präsident der USA werden könnte, war nicht abzusehen. Doch Reagan hat alle Skeptiker eines besseren belehrt.

Im Weißen Haus entwickelte er schnell ein großes Sendungsbewußtsein, sein Motto in Washington lautete, "Amerika von seinen Selbstzweifeln und seiner Orientierungslosigkeit zu befreien. Das tat er im Laufe seiner Amtszeit dann auch konsequent, wirtschaftlich wie außenpolitisch.

Als Reagan, der seit 1952 mit seiner Schauspielerkollegin Nancy verheiratet war, dann 1989 die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger, den bisherigen Vizepräsidenten George Bush, abgab, hatte er den USA mit seiner liberalen Steuersenkungspolitik ("Reaganomics") nicht nur einen beispiellosen Wirtschaftsboom beschert. Reagan ging auch als Sieger des Kalten Krieges hervor. Ende 1986 vereinbarte er mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow weitgehende Abrüstungsmaßnahmen. Ein Jahr später forderte er bei einer Rede vor dem Brandenburger Tor: "Mr. Gorbatschow, open this gate. Mr. Gorbatschow tear down this wall." Kaum zwei Jahre danach war diese lange Zeit für unmögliche Forderung Realität geworden.

Ronald Reagan hatte politischen Instinkt und die Kraft, seine Visionen in die Tat umzusetzen. Er war ein großer Staatsmann.

Stefan Ewert