Fußball-Bundesliga um eine Attraktion reicherTrapattoni trainiert den VfB Stuttgart14.07.2005 Der VfB Stuttgart hat für den Coup der neuen Saison gesorgt: Erst beurlaubte der Tabellenfünfte der abgelaufenen Spielzeit nur wenige Tage nach Saisonende völlig überraschend Matthias Sammer, um dann einen alten Bekannten der Bundesliga als neuen Trainer zu verpflichten: Giovanni Trapattoni. Der 66-jährige Italiener kehrt als Meistertrainer von Benfica Lissabon in die Bundesliga zurück, die er 1998 nach seinem Pokalsieg mit dem FC Bayern München verlassen hatte. Trapattoni hatte eigentlich noch einen bis 2006 laufenden Vertrag bei den Portugiesen, löste diesen aber auf Bitten seiner Frau Paola auf. Die Verpflichtung des mit 19 Titeln erfolgreichsten Vereinstrainers der Welt hing deshalb auch bis zuletzt am seidenen Faden. Bereits in den vergangenen Wochen waren sich »Trap« und der VfB nach Präsident Staudts Aussagen weitgehend einig, doch dann legte Ehefrau Paola wegen Heimwehs erneut ihr Veto ein. Trapattonis gesamte Überredungskunst war notwendig, um seine Frau zum Umzug nach Stuttgart zu bewegen. »Natürlich habe ich ihr einen Ring geschenkt. Und den nächsten Urlaub gehen wir acht Tage auf eine einsame Insel«, sagte Trapattoni schmunzelnd. »Trap« hat in Deutschland spätestens seit seiner Wutrede im März 1998 in München absoluten Kultcharakter. Auch in Stuttgart hat Trapattoni sofort große Euphorie ausgelöst und der »Maestro« geht mit viel Vorschusslorbeer in die neue Saison. Doch auf »Trap« warten in Stuttgart schwere Aufgaben: Zunächst einmal gilt es die Abgänge von Leistungsträgern wie Hleb, Lahm und Kuranyi zu kompensieren und dann die große Erwartungshaltung des VfB- Umfelds zu erfüllen. Dass das nicht immer sonderlich leicht ist, bekam zuletzt Matthias Sammer zu spüren, der ähnlich wie jetzt Trapattoni als der Hoffnungsträger für eine goldene Zukunft beim VfB gehandelt worden war. Staudt hatte Trapattoni von Anfang an als »positiv Fußball-Besessenen« bezeichnet, der den VfB »zurück in die Spitze führen kann«. Dass Trapattoni wie Sammer, der nach der verpassten Qualifikation für die Champions League Anfang Juni entlassen worden war, eher als Disziplinfanatiker und Defensivspezialist gilt, stört den Club-Boss nicht: »Wenn dabei – wie bei Benfica Lissabon – der Titel herausspringt, ist dagegen nichts einzuwenden.« »Trap« soll auch wieder vermehrt der Jugend eine Chance geben. Das wird er nach dem jetzigen Stand bei den Neuverpflichtungen auch tun müssen, denn bisher hat der VfB, außer Nationalspieler Thomas Hitzlsperger (Aston Villa), noch keine großartigen Verpflichtungen getätigt. Es wartet also viel Arbeit auf Giovanni Trapattoni, um sein Ziel eines UEFA-Cup-Platzes am Ende der Saison auch zu erreichen. Nichtsdestoweniger können sich nicht nur die VfB-Anhänger auf Kulttrainer »Trap« freuen, denn er wird im WM-Jahr der gesamten Bundesliga gut tun und auf und neben dem Platz sicher für das ein oder andere Highlight sorgen. Tom Steinicke |