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24 Stunden AngstDie sukzessive Zerstörung eines scheinbar narrensicheren Planes, das Durchkreuzen eines vermeintlich perfekten Verbrechens, dessen Konzeption Stück für Stück in Trümmer geht, gehört zur Riege besonders gern wiederverwendeter Motive des Thriller-, Action- und Krimikinos. Auch Luis Mandoki verfolgt mit seinem Thriller "24 Stunden Angst" die Linie eines scheinbar perfekten Verbrechens, welches in Folge unglückseliger Fügung sowie nicht erwarteter Gegenwehr der Opfer zum Desaster ausartet.
In diese perfekte Idylle der Schönen, Reichen und Erfolgreichen bricht das Verbrechen in Gestalt des rücksichtslosen, abgebrühten Joe Hickey, seiner Ehefrau Cheryl und seines Cousins Marvin, die nach mehreren exakt gleich durchgeführten Verbrechen die perfekte Entführung planen. Nach einem zeitlich genau abgestimmten Plan sollen Will, Karen und ihre achtjährige Tochter Abby gekidnappt, 24 Stunden lang an drei verschiedenen Orten gefangengehalten und von den drei Bandenmitgliedern bewacht werden, die wiederum sich per Handy regelmäßig vom Wohlergehen der jeweils anderen Mittäter überzeugen. Nach Ablauf der Eintagesfrist winkt mit Zahlung eines enorm hohen Lösegelds allen drei Familienmitgliedern die Freiheit, immer vorausgesetzt, sie halten sich akribisch an die Spielregeln, die ihnen ihre Entführer diktieren. Darstellerisch bietet "24 Stunden Angst" vor allem mit dem Rockband-kompatiblen Gangstertrio einige Schauwerte. Kevin Bacon scheint nach "Hollow Man" Gefallen am Rollentypus des unberechenbaren, schizoiden Gewalttäters gefunden zu haben, der neben der eiskalt kalkulierenden und berechnenden Ader auch einen Hang zu unkontrollierten Triebdurchbrüchen aufweist. So muss die attraktive Karen, während sie dem ebenso zynischen wie charismatischen Kidnapper in ihrem einsamen Domizil ausgeliefert ist, nicht nur um das Leben ihrer Tochter fürchten, sondern sich auch der Vergewaltigungsversuche des Eindringlings erwehren. Das ideale Gegenstück zum dämonischen Gangsterchef Hickey bildet die auf den Punkt besetzte Kurt-Cobain-Witwe Courtney Love als verruchte, abgetakelte, aber im hintersten Seelenwinkel noch zur Menschlichkeit fähigen Verbrecherbraut. Die altbekannte Rollenverteilung Marke "the good, the bad and the ugly" komplettiert Pruitt Taylor Vince als gutmütiger, aber folgsam ergebener und ohne die Anleitung seines Cousins Joe völlig hilfloser Trottel Marvin. Auf der anderen Seite darf Charlize Theron mit der Metamorphose vom liebenden Hausblondchen zur aufopferungsvoll kämpfenden Löwenmutter überzeugen, während Stuart Townsend zwar sympathisch, aber als Charakter ähnlich blass wirkt wie als anämischer Vampir-Rockstar in "Queen of the damned". Sehr konzentriert agiert die achtjährige Dakota Fanning in der Rolle der Asthma-kranken Tochter Abby. Auch mit der Logik krächzt und ächzt es bei "24 Stunden Angst" im Gebälk. Stellenweise agiert das Gangstertrio derartig chaotisch, unüberlegt und kopflos, dass der geneigte Zuschauer kaum glauben mag, dass dem flotten Dreier mit der gleichen Masche bereits sage und schreibe vier Entführungen gelungen sein mögen. Da zeigen sich alle drei Entführer gegenüber ihren Opfern permanent ohne Maske, hinterlassen überall Fingerabdrücke und benutzen sogar eigene Fahrzeuge, so dass die Entführten keine Probleme haben dürften, sich die Nummernschilder zu merken. Ein so stümperhaft geplantes Kidnapping soll bereits vier mal funktioniert haben? Nicht wirklich. Diese Konstellation hätte Luis Mandoki zweifelsohne zu einem fesselnden, wenn nicht sogar furiosen, Thrillerfinale führen und verdichten können. Dummerweise gibt der Regisseur von "Angel Eyes" im letzten Drittel des Films alle bisherigen Trümpfe aus der Hand, indem er die voneinander separierten Schauplätze des bisherigen Kammerspiels verlässt, endgültig auf jeglichen Versuch eines halbwegs logischen und durchschaubaren Plots pfeift und im letzten Atemzug auch noch auf haarsträubend unrealistische und dümmliche Weise versucht, großformatiges Actionkino mit Verfolgungsjagden zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu inszenieren. Spätestens mit dem dramaturgisch grenzdebil inszenierten Aussetzen eines Wasserflugzeugmotors stürzt "24 Stunden Angst" in die endgültige Lächerlichkeit. Platsch! Johannes Pietsch Link: |
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