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Arac Attack – Angriff der achtbeinigen MonsterUnter einer Phobie versteht der psychoanalytisch geschulte Fachmann gerichtete, an bestimmte Objekte oder Situationen gebundene neurotische Angstsymptome. Wer zum Beispiel an einer Arachnophobie, einer Spinnenangst, leidet, dem krampft sich bereits beim Anblick einer gewöhnlichen Araneus diadematus, auch Gartenkreuzspinne geheißen, der Magen zusammen, und der traut sich kaum in den Keller eingedenk des horriblen Risikos, dort möglicherweise auf ein Exemplar der Gattung Tegenaria ferruginea zu stoßen. Ganz und gar nicht förderlich dürfte sich ein Besuch der neuen Roland-Emmerich-Produktion "Eight legged freaks" auf die seelische, physische sowie nervliche Befindlichkeit eines Phobikers auswirken: Lassen der als ausführender Produzent fungierende Schwabe und sein Kompagnon Dean Devlin hier doch ganze Heerscharen der herzallerliebsten Chelicerata-Angehörigen aufmarschieren, und das in körperlichen Abmessungen, die weder in Brehms Tierleben noch bei Professor Grzimek bislang Erwähnung gefunden haben dürften. Ihren Jack Arnold haben Emmerich/Devlin und ihr Regisseur, der bislang so gut wie nicht in Erscheinung getretene Ellory Elkayem (der auch für das Screenplay mit verantwortlich zeichnete), wahrlich gelernt. Punktgenau exerzieren sie das Regelwerk des klassischen B-Pictures, von der kurzen Einführung der wichtigsten Personen und Locations, des leicht abgehalfterten Helden, der toughen Heldin, des altklugen, besserwisserischen Kindes, der rotznasigen Teenie-Göre, des schmierigen Bürgermeisters, des Quoten-Schwarzen und des depperten Deputy-Sheriffs sowie vor allem der Monster, die anfangs zwar auch schon nicht sonderlich hübsch anzuschauen, aber doch zumindestens noch von überschaubarer Größe sind, über die ersten Toten und die erste Massenpanik bis hin zum großen Monster-Showdown. Zu Beginn des Films fristen die achtbeinigen Titelgeber ihr Dasein noch in diversen Terrarien eines reichlich sinistren Spinnenforschers, der in bester Leo-G.-Carroll-Tradition an einsamem Orte mit seinen krabbelnden Lieblingen experimentiert und durchgehend geheimnisvolle Miene zu undurchschaubarer Wissenschaft macht. Dass Roland Emmerich immer schon ein Faible für klassischen Monster- und Science-Fiction-Trash hatte, bewies er nicht zuletzt in seinen Mammutproduktionen "Independence Day" und "Godzilla". Was ihm in seinen Big-Budget-Produktionen jedoch vielfach zum Vorwurf gemacht wurde, dass nämlich die Story zu einfältig, das Logikmodul komplett abgeschaltet und die Figuren am Reißbrett entworfene Pappkameraden seien, genau das darf er endlich als ausführender Produzent von "Eight Legged Freaks" wonnevoll ausleben. Denn dieser Film will gar nichts anderes sein als eine bisweilen hübsch ironische, stellenweise sogar slapstickhaft alberne Überzeichnung jener legendären Vorlagen aus den 50er und 60er Jahren, die weithin als die Begründer und Klassiker des Trashs gelten. "Size Does Matter" lautet auch hier die Devise, und so darf beim Kampf Mensch gegen Spinne ein größeres und tricktechnisch höchst ansprechend animiertes Monstrum nach dem anderen aufmarschieren respektive aufkrabbeln, um der Gattung homo sapiens einmal so richtig die Erfindung von E605, DDT, Aldrin und Lindan heimzuzahlen. Nur am Anfang, als das Spinnenvolk noch seine natürliche, gottgegebene Größe besitzt, ist ab und an so etwas wie Nervenkitzel zu verspüren. Spätestens beim ersten Aufkreuzen der ebenso vielbeinigen wie körperlich aus dem Leim gegangenen Arachniden in der Wüste von Arizona, wo als erstes eine Tankstelle aufgemischt, ein Tanklastzug geentert und zum Halali auf ein paar vorwitziger Crossfahrer geblasen wird, ist jeglicher Grusel verflogen. Stattdessen gibt es Spinnen-Rock'n'Roll, dass die Cheliceren krachen. Und wenn sich eine dieser hüpfenden Ungetüme über einen ausgestopften Hirschkopf an der Wand einer Wüstenkneipe hermacht und dazu wie Otto Waalkes schnattert, ist endgültig schenkelklopfende Arachniden-Anarchie angesagt. "Eight legged freaks" ist ein tricktechnisch recht reizvolles, sehr ironisches und stellenweise absurd klamaukiges Monsterballett mit überzeugenden State-of-the-art-Effekten, inhaltlich eine wunderschön nostalgische Zeitreise zurück in jene Kino-Ära, in der ein Leo G. Carroll noch an Riesentaranteln experimentierte, Arthur Franz sich als Monster auf dem Campus herumtrieb, Grant Williams das Monolith-Monster bekämpfte und als Mr. C unaufhaltsam schrumpfte, Julie Adams vom Creature of the black lagoon verschleppt wurde und Metaluna 4 nicht mehr antwortete. Johannes Pietsch Links: |
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