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Atlantis

Mit "Atlantis" versuchen die Disney-Studios einen neuen Weg einzuschlagen und erleiden damit beinahe Schiffbruch.

Der junge Milo Thatch wurde von seinem Großvater stark geprägt, und so glaubt auch er, dass es den versunkenen Kontinent Atlantis tatsächlich gegeben hat. Bislang war es ihm jedoch nicht möglich. eine Expedition zu starten, doch als ein ehemaliger Freund des bereits verstorbenen Großvaters ihm anbietet, die Reise zu finanzieren, willigt er begeistert ein. Angeführt wird die Expedition von Colonel Rourke, der aber schon bald erkennen lässt, dass er andere Ziele als bloßen Forscherdrang hat. Als man schließlich Atlantis entdeckt, lässt er seine Tarnung fallen. Rourke ist hinter der Energiequelle des Kontinents her, und da schert es ihn auch herzlich wenig, dass zur Überraschung aller, Atlantis von einer Zivilisation bewohnt wird, welche schon seit tausenden von Jahren ausgestorben schien....

Bislang wusste man als Kinoliebhaber stets was einem erwartet, wenn ein neuer Disneystreifen angeläuft, doch mit "Atlantis" beschritt die Company das erste Mal einen neuen Weg im Trickfilmgenre und versorgt den Fan statt mit knallbunten Farben, einer kindergerechten Handlung mit in unregelmäßigen Abständen eingestreuten Musikeinlagen lieber mit einem rasanten Actionabenteuer. Leider jedoch ist dieser Versuch, Dreamworks im Bereich des "erwachsenen" Zeichentrickfilms zu fordern, ganz und gar missglückt. Gleich zu Beginn muss man gleich einmal einen Kulturschock überwinden, ist der optische Stil von "Atlantis" so ganz und gar anders als das, was man von Disney bislang gewohnt war. Dies müsste ja nicht zwangsweise etwas Schlechtes heißen, doch hier hat man nicht gerade ein glückliches Händchen bewiesen. Egal welche Technik man hier angewandt hat, aber sie wirkt antiquiert und schlicht und fällt gegenüber hauseigener Filmen und jenen der Konkurrenz weit ab.

Wenn es also schon ein Actionabenteuer sein hat müssen, dann hätte man zumindest erwarten können, gut gemachte Actionsequenzen mit einer etwas ausgereifteren Handlung zu sehen, doch über weite Strecken wird man leider auch hier enttäuscht. Ein bisschen erinnert das Geschehen an "Titan A.E." und geht am Ende zu in einen "Final Fantasy"-Verschnitt über, doch "Atlantis" kann keinen der beiden Filmen das Wasser reichen. Die Story verläuft streng linear, bietet keine Überraschungen und hat ein ziemlich vorhersehbares Ende. Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass das nichts neues bei einem Disney-Film sei, aber an eine Actionabenteuer darf man höhere Ansprüche stellen als an singende Kochtöpfe.

Die Gruppe, mit welcher Milo sich auf die Suche nach Atlantis begibt, ist ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, der zwar kulturell vielfältig, aber ebenso stereotyp und klischeehaft ist. Da hätten wir z.B. die kühle blonde Deutsche, den Sprengstoffspezialisten aus Russland und ein komplett durchgeknallter Franzose, welche rein oberflächliche Charaktere mit null Tiefgang sind, die schon nach wenigen Minuten nerven. So will der französische Tiefbautechniker Buddler nichts anderes als Löcher graben. Ein altes Muttchen mit Berliner Dialekt liegt zuerst der U-Boot-Besatzung und dann den Einwohner von Atlantis mit dümmlichen Kommentaren in den Ohren. Einzig die beiden Hauptcharaktere Milo und Prinzessin Kida gönnt man ein wenig Tiefe, und so ist es auch den beiden vorbehalten, stets in den besten Szenen des Films vorzukommen. An Milo hätte man zwar noch ein wenig herumfeilen können - so wirkt seine gesichtsdeckende Brille einfach nur lächerlich - aber im Gegensatz zu all den anderen Charakteren ist er ein Segen.

Was "Atlantis" dann schließlich doch noch einigermaßen rettet, ist, dass phasenweise doch der so typische Disney-Charme durchscheint und man dadurch doch einige Male herzhaft lachen kann. Warum man allerdings bei Disney so einen halbgaren Film, der an der Kinokassa mit Ach und Weh die Produktionskosten einspielen konnte, auf den Markt gebracht hat, wird wohl eines der vielen ungelösten Rätseln der Kinogeschichte bleiben, denn bloßes Gewinndenken kann hier nicht ausschlaggebend gewesen sein.

"Atlantis" ist ein überraschend überhasteter Schnellschuss der Disney-Studios, der mit ein wenig mehr Liebe und Sorgfalt ein weiterer Meilenstein in der Firmenhistorie sein hätte können.

Link:
Offizielle Filmseite

Claus Schlamadinger

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