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Berliner Platz (15): Invasion der Gäste

Menschenmassen okkupieren Berlin: Kirchentag, Pokalfinale und SPD-Sonderparteitag? Das geht nun wirklich nicht...

Als Berliner finde ich es natürlich hocherfreulich, meine Stadt so voll zu sehen, wie am letzten Mai-Wochenende: Offenbar Millionen von Menschen aus aller Welt kamen hierher, um sich gleich an mehreren Großereignissen zu erfreuen. Denn parallel fanden hier der erste ökumenische Kirchentag, das DFB-Pokalfinale und der SPD-Sonderparteitag statt, wobei die genannte Reihenfolge keine Präferenz des Autors darstellen soll.

Jedes "Event" ist ja für sich genommen eine tolle Sache. Ich finde, Berlin könnte fast an jedem Wochenende, ach, eigentlich jeden Tag etwas in dieser Größenordnung ausrichten - Platz genug ist ja hier schließlich. Zumal die Stadt bekanntlich pleite ist und daher jede Einnahme durch Touristen gut gebrauchen kann. Also, nochmal: Ich finde es prinzipiell gut, wenn viele Besucher kommen und sich an Berlin erfreuen.

Nun aber dennoch meine Einwände: Tourist/Gast ist nicht gleich Tourist/Gast! Und das ist genau das Problem, denn die drei Veranstaltungen der letzten Tage zogen ein äußerst - nun ja - spezielles Publikum an. Die Sozis in Neukölln waren noch nicht einmal die Schlimmsten (was schon etwas heißt)! Und selbst die Fußballfans der Münchner Bayern und des 1.FCK, die sich schon mittags zuhauf im Berliner Biersalon am Kudamm auf das Finale einstimmten, gingen mir besonders auf die Nerven.

Nein, am meisten haben mich die friedlich-fröhlichen Kirchentagsbesucher gestört. Und wie! Überall in der Stadt standen diese Damen und Herren meist hilflos herum, guckten auf ihre Stadtpläne und wussten trotzdem nicht, wohin sie gehen sollten. Außerdem blockierten sie auch gern Busse, U-Bahnen und S-Bahnen, so dass ich auf der Stadtbahnfahrt von Zoo bis Jannowitzbrücke sogar die ganze Zeit über stehen musste. Unglaublich. Jedenfalls eine merkwürdige Klientel, die ökumenischen Gäste: Ständig haben sie gesungen oder auf einer Klampfe gedudelt, ständig verbreiteten sie Heiterkeit und benahmen sich gar nicht so, wie ich es in Berlin gewohnt bin. Wenn sich wildfremde Leute in der S-Bahn "Gesundheit" beim Niesen wünschen, fühle ich mich irgendwie fremd hier. Aber jetzt sind ja diese Leute wieder weg und die gemeinhin stofflig-stiesligen Berliner sind wieder unter sich.

Stefan Ewert

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