Blow
Worum geht's?
Der Film basiert auf der wahren Geschichte des berühmten Drogendealers
George Jung, der durch dieses Geschäft alles verloren hat, was ihm wichtig
war. Angefangen hat er als kleiner Marihuana-Dealer am Strand, doch als er
eines Tages mit einer großen Ladung erwischt wird und mit Diego in eine
Zelle gesperrt wird, nimmt sein Leben eine Wende nach unten.
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Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld... |
Diego weist ihn
in den Kokainhandel ein und knüpft für ihn Kontakte mit dem kolumbianischen
Drogenbaron Escobar. Von da an ist George die Schnittstelle Escobars in
Amerika und hat soviel Geld, dass er einen ganzen Palast damit füllen
könnte. Doch wer so hoch fliegt, muss bei diesem Geschäft unweigerlich um so
tiefer fallen. Wiederholte Male verbringt er einige Jährchen in staatlicher
Obhut und schließlich heißt es am Ende dann, sein Leben abzuhaken - 16 Jahre
Haft und von allem und jedem verlassen....
Ich meine:
Irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Film halten soll.
Während der (doppelt so lange wirkenden) Laufzeit von 124 Minuten habe ich
ziemlich oft auf die Uhr geblickt und einige Längen nur mühevoll ertragen,
aber jetzt - einige Zeit später, nachdem sich das Gesehene ein wenig gesetzt
hat, kann ich dem Film eine gewisse Faszination nicht absprechen. Hier wird
alles ungeschminkt gezeigt und man wird mit der knallharten Realität
konfrontiert. In einem fiktiven Hollywood-Streifen wäre George Jung
eventuell ein Happy-End widerfahren, hier aber verliert er alles - aber auch
schon wirklich alles.
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Süßes Leben als Drogenbaron. |
Dabei hat das ganze für ihn recht harmlos angefangen. Ein bisschen Pott am
Strand zu verteilen ist zwar auch schon illegal, aber immerhin moralisch
noch einigermaßen vertretbar, aber nach seinem Gefängnisaufenthalt hat er
sein Schicksal quasi selbst besiegelt. Er scheffelte zwar Kohle wie andere
Heu, aber im Gegenzug wurde er immer einsamer. Seine erste Freundin starb,
die Mutter (immer schon ein bisschen verrückt gewesen) verpfeift ihn an die
Polizei, seine Drogenkumpels lassen ihn hängen, seine Frau wendet sich von
ihm ab und schließlich - der einzige Sonnenschein in Jungs Leben - will
auch seine Tochter nichts mehr von ihm wissen. Einzig sein Vater hat ihn
Zeit seines Lebens wie seinen Sohn behandelt, auch wenn er nicht billigte
was er tat. Das klingt natürlich erschütternd und ist es auch, aber richtig
bewusst wird einem das erst einige Stunden nachdem man den Film verdaut hat.
Währenddessen aber herrscht über weite Strecken Langeweile. Die Jahre
verfliegen im Nu und vielleicht wäre hier doch weniger mehr gewesen.
George Jung wird von Johnny Depp gespielt und das gar nicht einmal so
schlecht. Dennoch fiel es mir lange Zeit schwer ihm den Drogendealer
abzunehmen, ist er doch in den meisten seiner Filme eher der "Good Guy".
Nach "Heartbreakers" liefert Ray Liotta als Vater Jungs wieder eine
beeindruckende Leistung ab und erhält durch die fantastische Maske eine
enorm dramatische Tiefe. Während Johnny Depp jahrelang beinahe gleich
aussieht (nur seine Haarpracht ändert sich dauernd und sein Bauchansatz
prägt sich nach und nach aus), wird Liotta nach jedem Zeitsprung deutlich
älter und wenn er als Siebzigjähriger komplett ergraut und mit Leberflecken
übersäht ist, kommt seine Schauspielkunst noch einmal besonders zu tragen.
Die Frauen in diesem Film werden leider in kein besonderes gutes Bild
gerückt. Sie sind närrisch, geistig gestört, auf Koks, nörgelnd und was weiß
ich noch. Franka Potente spielte ihren Part recht sauber, Penélope Cruz war
dafür leider weniger überzeugender. Sicher, die Rolle sollte wahrscheinlich
so hysterisch angelegt sein, aber ihr nimmt man ihre Vorstellung keine
Sekunde lang ab. Das Positive daran war eigentlich nur, dass sie nur 30
Minuten lang zu sehen war.
Der echte George Jung verbüsst seine Haftstrafe noch bis 2015. Sein einziger
Wunsch, einmal seine Tochter zu sehen, ging bislang nicht in Erfüllung. Hier
ist man wieder bemüßigt zu fragen: Muss einem so ein Mensch leid tun? Das
ist eine verzwackte Sache. Einerseits ist sein Gefängnisaufenthalt nicht
unverdient, ist das Dealen mit Drogen nach Mord wohl das schwerste
Verbrechen (meiner Meinung nach), aber wenn man sieht wie stümperhaft und leichtgläubig er
dem FBI immer wieder in die Falle gegangen ist und wie er jetzt leidet,
muss man mit ihm einfach Mitleid haben. Fast zum Weinen traurig sind die
letzten paar Filmminuten, wenn George im Gefängisgarten spaziert und man
kurz vor dem Abspann den tatsächlichen George Jung eingespielt bekommt.
Dieser Mann hat sein Leben vergeudet - das sieht man an den 100.000 Falten
in seinem Gesicht.
Fazit: "Blow" ist ein lehrreicher, nachdenklicher aber leider auch
fürchterlich langatmiger Film der aufzeigt, dass sich das Dealen mit Drogen
nicht auszahlt. Speziell für Jugendliche, aber auch alle anderen gilt er mit
Sicherheit als eine sehr gute Abschreckung.
Claus Schlamadinger
Links:
Alles weitere: www.getsomeblow.com/flat_index.html
Trailer: www.apple.com/trailers/newline/blow_trailer.html
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