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CD-Tipps

Frank Popp: Ride On With The Frank Popp Ensemble

Dass der Düsseldorfer Unique-DJ Frank Popp ein leidenschaftlicher Fan der guten alten 60er Jahre ist, daran läßt schon sein stilechtes Erscheinungsbild keinen Zweifel.

Frank Popp: Ride On With The Frank Popp Ensemble
Foto: eastwest
Um dieses Gesamtkunstwerk nun auch musikalisch zu vollenden, veröffentlichen Popp und seine Combo – bestehend aus Frank Popp höchstselbst, Sam Leigh Brown (Vocals), Chevalier Hadley (MC/Trompete), Marcus Scheltinga (Posaune), Ben Addison (Schlagzeug), Tino Stoschek (Bass), Lele Lugosi (Gitarre), Dave Anderson (Hammond B3) sowie Bernard Rupprecht (FOH) – Anfang September ihr erstes Album "Ride On With The Frank Popp Ensemble". Und tatsächlich: Die Mischung aus Sixties-Soul, Rare Grooves, Sampledelica-Sounds und Freakbeats stimmt. So war die erste Single-Auskopplung "Hip Teens Don't Wear Blue Jeans" ja einer der diesjährigen Sommerhits und so manches Lied des Albums hat ebenfalls großes Potenzial. Titel wie "Love's On Our Side", "You've Been Gone Too Long", "Hurry Up" oder auch "Robbie, Tobbie und das Fliewatüüt" sind absolut tanzbar und clubtauglich. Übrigens auch international, denn der Song "High Voltage" fand sich bereits auf dem Soundtrack zum Travolta-Film "Passwort: Swordfish". Die Musik des Frank Popp Ensembles ist also zum Feiern und Mitwippen bestens geeignet. Außerdem verbreitet sich beim Hören – neben dem groovigen Flair der 60er Jahre selbstredend – zunehmend gute Laune. Was will man von einem Album mehr erwarten? Wir danken Eastwest Records für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Stefan Ewert

E-Cards des Frank Popp Ensembles:
Motiv 1
Motiv 2
Motiv 3
Video: Hip Teens Don't Wear Blue Jeans

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Runrig: Proterra

Es ist schon ungewöhnlich, wenn eine Band 30 Jahre lang zusammenbleibt.

Runrig: Proterra
Foto: Sony
Ungewöhnlich ist es auch, wenn sich eben diese Band treu bleibt und trotzdem die Einflüsse der Moderne in ihre Musik einfließen lässt. Runrig feiern dieses Jahr ihr drittes Jahrzehnt und beschenken mit ihrem neuen Album "Proterra" sich und ihre Fans.

Wie gewohnt findet der Fan Schottenrock in seiner reinen Form. Hier und da sind zwar elektronische Elemente zu vernehmen, doch "Proterra" ist ein traditionelles Album. Lediglich in den Texten der Band um die MacDonald-Brüder finden sich aktuelle Bezüge: "Angels from the Ashes" thematisiert die Anschläge vom 11. September 2001.

Runrig bleiben sich und ihren Fans auch nach 30 Jahren mit "Proterra" treu. Schottenrock-Fans werden begeistert sein.

Sachar Kriwoj

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Damien Rice: O

Das ist eine der schönsten und zugleich traurigsten Alben des Jahres. Damien Rice ist in Irland sowie in Amerika ein Star. Dort erhielt sein Album bereits Platin. Nun wird seine sanfte Stimme auch Deutschland verzaubern.

Damien Rice: O
Foto: eastwest
Damien Rice singt von Frauen: von denen, die er nicht haben kann, von denen, die ihn enttäuscht haben und den wenigen, die ihn glücklich gemacht haben. Ganz leise kommt er daher, nicht immer ist der Sound darauf abgestimmt. Mal ist er zu leise, ganz selten ist der Gesang zu laut, auf jeden Fall nicht immer glücklich abgemischt.

"The Blower's Daughter" ist wahrscheinlich der einfühlsamste Liebessong des noch jungen Jahrtausends. "I can't take my eyes of you". Wenn Damien das singt, fast weint, dann weiß der Hörer, er kann es wirklich nicht. Er würde ja gerne, aber er kann einfach nicht. "O" ist der schönste Hilferuf nach Liebe aller Zeiten.

Sachar Kriwoj

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Further Seems Forever: How To Start A Fire

Momentan sind ja im Prinzip drei Spielarten des Rock schwer angesagt: zum einen Nu-Metal, dann rudimentärer Garagenrock und schließlich Emo.

Further Seems Forever: How To Start A Fire
Foto: EMI
Obwohl Nu-Metal seit Jahren auf der selben dumpfen Stelle tritt, tut dies seinem Erfolg keinen wirklichen Abbruch: selbst die stumpfesten Produkte verkaufen sich relativ ordentlich. Garagenrock ist vor allem in Europa wegen der wild und ungewaschen wirkenden Protagonisten (stets mit einem schicken "The" im Bandnamen) erfolgreich. Und Emo? Tja, eigentlich hört dies auch jeder (Jimmy Eat World beispielsweise sind sehr erfolgreich), allerdings ist das jedem ein bisschen peinlich: denn wer gibt schon gerne zu, dass er Stunden vor seiner Anlage zwischen Euphorie-, Wut- und Traueranfällen verbracht und etwa acht Liter an Tränenflüssigkeit verbraucht hat?

Further Seems Forever sind eine Emo-Band. Sie kommen aus Florida und hatten mit Chris Carrabba einen extrem (leidens-)fähigen Frontmann, der jedes Gefühl perfekt intonieren konnte. Nun hat er sich aus dem Staub gemacht und bricht mit seinem neuesten Projekt Dashboard Confessional die Herzen der Jugend und sorgt mit seinen Auftritten für einen waschechten Boom in der Taschentuchindustrie. Einen guten Ersatz zu finden war die wohl schwerste Aufgabe für die Band. Mit dem erst 21jährigen Jason Gleason haben sie nun in der Tat einen ordentlichen Frontmann gefunden, der die großen Fußstapfen zwar nicht komplett auszufüllen vermag, der Band mit seinem Organ jedoch neue Türen – vor allem bei den aggressiveren Songs – öffnet.

Musikalisch bieten Further Seems Forever guten emotionsbeladenen Rock zwischen Sense Field, Rival Schools und den Foo Fighters, der meist filigran und leicht weinerlich beginnt, und – je nach dramaturgischer Ausgestaltung – in einem Sturm aus Wut, Hass, Trauer, Verletzlichkeit oder Glücksseeligkeit endet. Das ist ordentlich und macht sogar irgendwie Spaß. Allerdings ist Further Seems Forever eine Live-Band, die so richtig mitreißen kann. Gerade diese Energie ist es jedoch, die den Aufnahmen irgendwie fehlt, was wirklich etwas schade ist, da die Songs allesamt überdurchschnittlich überzeugend sind. Würden die Jungs ein Livealbum veröffentlichen, so könnte man sich von ihren wirklichen Stärken überzeugen – vorausgesetzt, die Aufnahmequalität stimmt.

Daniel Iranyi

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Liz Phair: Liz Phair

Who the fuck is Liz Phair? Man kann sie guten Gewissens als Patentante aller selbstbewusst rockenden jungen Damen à la Pink, Alanis Morissette oder Avril Lavigne beschreiben. Ohne ihr bahnbrechendes 1993er Album "Exile In Guyville" könnten viele weibliche Interpreten heute nicht so unbeherzt und offen über Sexualität und Beziehungskisten singen. Obwohl (oder gerade weil) sie der absolute Kritikerliebling war, konnte Liz Phair bis dato keinen nennenswerten kommerziellen Erfolg verbuchen. Auch die Hilfe von MTVs heavy rotation konnte die folgenden brillianten Alben "Whip-Smart" (1994) und "Whitechoccolatespaceegg" (1998) nicht in die Charts hieven.

Liz Phair: Liz Phair
Foto: EMI
Nun will Liz aber richtig durchstarten und bringt nach gut fünf Jahren Pause ihr erstes Major-Album auf den Markt. Auf dem Cover posiert die 36jährige Mutter in lässig-laszivem Outfit. Da aber letztendlich der Inhalt entscheidet, hat Miss Phair sich ein relativ neues Soundgewand ausgesucht. Vorbei sind die Zeiten der Lo-Fi-Produktionen mit Schrammel-Gitarren und leicht schiefem Gesang mit unkonventionellen Songstrukturen fernab von Strophe und Refrain: hier wird ganz klar fettestes Produktionsgeschütz im Mainstream-Muster aufgefahren. So wurden beispielsweise vier der insgesamt 13 Stücke vom Produzententeam The Matrix betreut. Für den amerikanischen Rock sind sie in etwa das Pendant zu den Neptunes im Hip-Hop: ein Hit ist damit garantiert. Dies hat man bereits an Avril Lavigne gesehen, deren Debutalbum "Losing Grip" The Matrix produzierten. So wartet das Album dann auch mit hochpoliertem Sound der Extraklasse auf: man merkt, das jedes Detail bis zum Anschlag durchproduziert wurde. Das einzige was von der alten Liz Phair übrig geblieben ist, sind die gewohnt bissig-obszönen und erstaunlich zutreffenden Texte, die nach dem eher "ruhigen" Vorgänger wieder auf Orgie und sexuelle Spielchen setzen.

Und genau hier liegt das Problem: Das Album hört sich wie der x-te Klon irgendeiner gehypten Teenie-Rock-Röhre an. Als Paradebeispiel kann man hier die erste Single-Auskopplung "Why Can't I" heranziehen, die sich auch ohne weiteres auf einem Avril-Lavigne-Album wiederfinden ließe. Selbst die von Michael Penn (der Bruder von Schauspieler Sean Penn und der Ehemann von Aimee Mann) oder von Liz Phair selbst produzierten Stücke sind klanglich extrem glatt. Dabei kommen kaum Überraschungen auf, was schade ist. Die Songs sind nämlich grundsätzlich überdurchschnittlich gut, haben starke Riffs und Hooks und gehen sofort ins Ohr.

Man muss es in aller Deutlichkeit sagen: für diese Songs würde so manche Sängerin ihre Seele verkaufen. Allerdings hätte ihnen ein bisschen mehr Direktheit durch eine rudimentärere Produktion nicht geschadet. So wird sich wahrscheinlich kaum jemand die Zeit nehmen, sich mehr mit den Liedern auseinanderzusetzen, und die neue Lebenslust der kürzlich geschiedenen Liz Phair zu entdecken. Weiterhin läuft sie Gefahr, von der Indie-Rock-Übermutter zu einem bloßen Abklatsch (was sie aber definitiv nicht ist) all derjenigen zu werden, die sie einst inspiriert und im Ergebnis auch erfolgreich gemacht hat.

Fans der ersten Stunde dürften von diesem Album wahrscheinlich enttäuscht sein. Dabei sollte der kommerziellere Ansatz des Albums eigentlich niemanden so richtig verwundern, denn Liz hatte sich schön immer von den von ihr so bezeichneten "Alternative-Snobs" distanziert, die einem beim Ansatz von Erfolg den Laufpass gaben und "Ausverkauf" schrien. Weiterhin machte sie auch nie einen Hehl daraus, das sie Top-Ten-Hits am laufenden Band landen wolle, um sich und ihrem Kind ein luxuriöses Leben in Los Angeles zu leisten. Das ist ja schließlich auch die Crux und die bittere Ironie im Leben vieler Künstler: man wünscht sich immer insgeheim, dass sie den wohlverdienten Erfolg genießen können; sobald das aber passiert, fühlt man sich um seinen Geheimtipp betrogen und boykottiert ihn oder sie. Das sollte man ihr aber nicht antun: "Liz Phair" ist ein Album mit wirklich sehr guten Liedern, das jedoch aufgrund der Überproduktion den Charme, den Verve und die Direktheit der alten Liz deutlich vermissen lässt.

Daniel Iranyi

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