Feuer Eis und Dosenbier
Josch und Türlich haben ein Problem. Nachdem die beiden Vollzeittrottel
wegen erwiesener Dämlichkeit ihre Jobs als Zivildienstleistende verloren
haben, sollen sie den Rest ihrer Pflichtdienstzeit bei der Bundeswehr
ableisten. Also schnell den mit Dosenbier bis unters Dach vollgeladenen
Bulli gesattelt und ab ins Asyl im außerteutonischen Österreich, nach
Ischgl, dem Ballermann Sechs der Alpen. Dort treffen sie auf notgeile
Österreicher, kotzende Schweizerinnen, fesche Bergwächter und
Käsefondue-futternde Alm-Öhis. Und müssen sich gewaltig anstrengen, um
das Deppen-Urlaubsparadies vor einer gewaltigen Katastrophe zu bewahren.
So weit, so simpel. Amerikanische und inzwischen auch deutsche
Comedy-Helden zeichnen sich neuerdings durch einen extrem grenzdebilen
Geisteszustand aus. Aber nach Filmen wie "American Pie", "Road Trip"
oder "Erkan und Stefan" kann diese Erkenntnis nicht mehr wirklich
erschüttern. Man hat sich eben daran gewöhnt, dass die
Crazy-Teenage-Comedy am Rande des zivilisatorischen Existenzminimums
dahindümpelt.
Regisseur und Drehbuchautor Mathias Dinter macht es sich einfach, kreuzt
einfach ein bisschen "Dumm und Dümmer", "Eiskalt" und "Ey Mann - wo ist
mein Auto" mit ganz viel "Ballermann 6" - fertig ist die Comedy, Marke
neudeutsch im Sonderangebot. Dazu gibt es ein bisschen
James-Bond-Parodie und als Darsteller die beiden für das einschlägige
Publikum als bekannt vorauszusetzende Comedy-Größen Axel Stein und Rick
Kavanian, dazu den in völligem Überacting chargierenden Christoph M.
Ohrt (der offenkundig bei "Ballermann 6" seine Ader für dererlei Späße
entdeckte) und das Gruselkonzentrat Andreas Elsholz.
In rascher Folge prasselt der billige Klamauk auf den Zuschauer ein, und
selten kann sich der Film über die Gürtellinie hocharbeiten. Ischgl, so
erfahren wir, ist Party pur, dort lernen wir Rudel-Saufen und
Pisten-Taufen kennen, und wer bei der Bergwacht ist, der bekommt
"Torten, Babes und jede Menge Weiber". In diesem Ambiente liegt es an
den beiden Knallchargen Josch und Türlich, zwar nicht die Welt aber doch
einen kompletten Berg nebst Heidi und Alm-Öhi vor den Sprenggelüsten des
größenwahnsinnigen Milliardärs Trump (Christoph M. Ohrt) zu retten. Was
folgt ist eine Reihe wirrer Wendungen, nebst Chaoten-Komik,
Schussel-Slapstick, Haudrauf-Klamauk und dem immer wieder bemühten
Running-Gag, nach einem Bäuerchen erst sich und dann seinem Gegenüber
auf die Stirn zu hauen: "Schuuulz!"
Die Witze sind wie die Darsteller durchschnittlich zehn Jahre zu alt und
für irgendeine Wirkung mindestens eben so viele Klassen zu grottig. Das
weiß man und schraubt die Erwartungen entsprechend weit herunter, nimmt
sich am besten ein bis zwei Träger Bier mit ins Kino, schaltet das
Gehirn auf Standby und - siehe da - kann bei dem auf der nach unten
offenen Zotenskala tiefergelegten Nonsens auf einmal königlich
mitgröhlen.
Es ist schon ziemlich unglaublich, dass ein derart unterirdischer Humor
unter den passenden Umständen richtig Spaß machen kann. Vielleicht liegt
es daran, dass sich jeder Mensch wünscht, einmal die Ganglienzellen
komplett auf Betriebsversammlung zu schicken wie die zwei
"Dosenbier"-Helden, deren Intelligenzquotient permanent asymptotisch
gegen Null tendiert. Vielleicht aber sollte man gar nicht erst
versuchen, diesen Humor zu erklären. Das Ergebnis wäre ein peinlicher
Erklärungsnotstand. Genauso peinlich wie die Tatsache, dass dieser Film
allen Ernstes 1,7 Millionen Mark Filmförderung abgegraben hat.
Johannes Pietsch
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