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Edvard Grieg: Lyrische Stücke - Leif Ove Andsnes

Klassischer Geruch zieht bei Brainstorms auf. Schnuppert mal.

Norwegen lag immer ein wenig auf der musikalischen Schattenseite Europas. Dennoch brachte es im 19. Jahrhundert den größten skandinavischen Romantiker hervor, der zugleich der bis heute bedeutendste Komponist aus dem Land der Fjorde werden sollte: Edvard Grieg (1843 - 1907). Nachdem der Skandinavier während des Studiums in Leipzig die deutsche Romantik kennengelernt hatte, kehrte er nach Norwegen zurück, um sich - wie viele Künstler seiner Zeit - mit der Volksmusik seiner Heimat zu beschäftigten. Seine Neigung zum gemäßigten Nationalismus wird in seiner populären Bühnenmusik zu "Peer Gynt" seines Landsmannes Henrik Ibsen deutlich, aber auch in den in ihrer Gesamtheit weniger bekannten "Lyrischen Stücken".

Die "Lyrischen Stücke" für Piano solo entstanden über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten und wurden in zehn Heften veröffentlicht. 66 der kleinen, nur wenige Minuten langen Werke hat der "Chopin des Nordens" komponiert, eine Auswahl von 24 dieser Stücke hat der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes für seine neue CD eingespielt. Vom ersten (Ariette, 1867) bis zum letzten (Nachklänge, 1901) Stück der Reihe kann so Griegs Entwicklung vom Übernehmen romantischer Klavier-Konventionen zu einem immer individuelleren Stil nachvollzogen werden.

Leif Ove Andsnes gehört zu den gefragten Pianisten unserer Zeit, hat bereits in ganz Europa, Nordamerika, Australien und im Fernen Osten konzertiert und Plattenaufnahmen u.a. mit Werken von Brahms, Schumann, Liszt, Schostakowitsch und Haydn vorgelegt. Doch auch die Musik seines Heimatlandes liegt dem Norweger am Herzen, so hat er eine CD mit norwegischen Liedern aufgenommen und auch dem größten musikalischen Sohn des Landes widmet er sich nicht zum ersten Mal. Als besonderen Leckerbissen hat Andsnes die "Lyrischen Stücke" auf Griegs eigenem Steinway-Flügel in dessen Haus in Troldhaugen - heute ein Museum - eingespielt.

Leif Ove Adnsnes Interpretation zeichnet sich durch Schlichtheit aus. Er spielt zurückhaltend und vermeidet unnötiges Romantisieren, seine Deutung ist nachdenklich und überlegt. Wenn der Pianist auch keine übermäßigen Emotionalität sprühen lässt, so wirkt seine Interpretation doch nicht unterkühlt, lassen die schnellen, lebhaften Stücke durchaus Witz und Esprit spüren, während die langsamen Stücke den Eindruck von Ruhe und glücklicher Melancholie erzeugen. Oft evoziert die Musik Vorstellungen friedlicher, unberühter Natur, wie man sie in dünn besiedelten Gegenden Norwegens vielleicht noch zu finden vermag, und vor dem geistigen Auge erscheinen stille Fjord-Landschafte oder friedliche, Birken bestandene Seen. Ein Effekt, der sich durchaus mit der Intention des Komponisten deckt, tragen doch einige der Stücke programmmatische Titel wie "Abend im Hochgebirge" oder "Sommerabend".

"Bach und Beethoven", so schrieb Edvard Grieg einmal, "haben Tempel und Kirchen auf höchsten Höhen errichtet. Ich wollte nichts weiter, als Behausungen für die Menschen zu schaffen, in denen sie sich zufrieden und behaglich fühlen konnten." - Das ist ihm gelungen.

Nora Mansmann

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