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Brainstorms will auch politisch weiterbilden, deshalb hier die vierte Folge unserer fünfteiligen Reihe "Die Berliner Spitzenkandidaten":

Gregor Gysi, PDS

Die Berliner Sozialisten haben mit Gregor Gysi ihren auch bundesweit bekanntesten Kopf zum Spitzenkandidaten gekürt. Wobei eigentlich Gysi selbst, ohne diesen Schritt mit seiner Partei abzusprechen, sogleich nach dem Bruch der Großen Koalition verkündete: "Jawohl, ich trete an". Seine Kandidatur unterstreicht in jedem Falle die hohe bundespolitische Bedeutung, die der Abgeordnetenhauswahl diesmal zukommt.

Als "Schafspelz" der PDS hat ihn der Kanzler bezeichnet. Wenig schmeichelhaft für Gysi, dem als eloquenten und gewieften Politiker durchaus auch die Sympathien von Wählern gehören, die sonst nie seine Partei wählen würden. Gysi steht gleichsam allein, nur für sich selbst vor der Öffentlichkeit, ohne daß die PDS mit ihm sofort in Verbindung gebracht wird.

Sein Name allein ist so zugkräftig, daß es weniger auf sein Programm oder seine politischen Vorstellungen ankommt, sondern mehr auf seinen stets vergnüglichen und medienwirksamen Auftritt. Denn wie er die Probleme Berlins lösen will, ist bisher nur in allgemeiner Form angeklungen.
Daher ist ein weiteres Bonmot über ihn nicht völlig falsch: "Gysi ist der Einzige, der mit einem faulen Apfel einen ganzen florierenden Obstladen eröffnen könnte."
Gysi liebt die öffentliche Rede und ist gern in Talkshows zu Gast, wobei er seine Auftritte dem Publikum entsprechend variiert. Er kokettiert und spielt zugleich mit ihm. Daher löst er vor West-Berliner Wirtschaftseliten ebenso Heiterkeit aus wie vor der örtlichen Marzahner PDS-Sektion.

Die telegene Person Gregor Gysi kann zwar mitunter die PDS verdecken, nicht aber die emotional erregte Diskussion, ob die SED-Nachfolgepartei wirklich regierungsfähig ist. Hier scheiden sich bekanntlich die politischen Geister genau jetzt, da sich der Mauerbau zum vierzigsten Male jährt.

Auch der 1948 in Berlin geborene Gysi ist kein Newcomer auf der Bühne der Politik: Der promovierte Jurist war Vorsitzender der Rechtsanwaltskollegien der DDR und seit Dezember 1989 letzter SED-Vorsitzender. Bis Januar 1993 stand er dann der PDS vor. Seit 1990 ist Gysi Mitglied des Bundestages, wobei er bis 1998 Vorsitzender der dortigen PDS-Gruppe, danach bis 2000 der PDS-Fraktion war.

Ungeklärt sind die Vorwürfe einer IM-Tätigkeit. Der Immunitätsausschuß der Bundestages sah seine Mitarbeit als erwiesen an, doch es fehlen eindeutige Belege.

Doch das spielt im aktuellen Wahlkampf nur eine Nebenrolle. Gysis Botschaft stattdessen: Nachdem die politische Einheit vollzogen sei, wolle er nun auch die vielzitierte innere Einheit herbeiführen. Das Ziel seiner eventuellen Bürgermeisterägide ist somit klar, nur in der Bekanntgabe der Mittel verbleibt er im ungefähren.

Sollte er am 21. Oktober eine Mehrheit finden, müßte er schon etwas konkreter werden.

Stefan Ewert

Links:
Berliner PDS: www.pds-berlin.de

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