Hero
Martial-Arts-Filme kommen neuerdings wieder in Mode.
Neue Produktionen wie Ang Lee's preisgekröntes "Crouching Tiger, Hidden
Dragon" streifen erfolgreich das Image von alten Hongkong-Billigklamauks á
la "Drunken Master" ab und nehmen sich vor, auch im Westen salonfähig zu
werden. Auf dieser Welle versucht auch "Hero" zu schwimmen und bietet dem
Zuschauer opulente, großzügig ausgestattete und ambitionierte 99 Minuten.
Das Ziel, den (westlichen) Zuschauer zu fesseln, erreicht der Film aber
trotzdem nicht.
Die Geschichte spielt in einer historisch belegbaren
Zeit kurz vor Christi Geburt im alten China. Der König von Qin will das
zersplitterte China erobern und unterwerfen. Um dies zu verhindern, verübt
man immer wieder – bisher erfolglos – Attentate auf ihn. Um die drei
Attentäter mit den schönen Namen Weiter Himmel, Fliegender Schnee und
Zerbrochenes Schwert loszuwerden, setzt er ein Kopfgeld auf sie aus.
Außerdem darf derjenige, der diese Aufgabe erledigt, sich dem König auf
ganze 10 Schritte nähern (was sonst aus Sicherheitsgründen niemand darf)
und mit ihm trinken. Tatsächlich findet sich ein Held, der sich Der
Namenlose (Jet Li) nennt, und er schafft das. Nun stehen sich der Held und
der König von Angesicht zu Angesicht gegenüber, so nah wie sonst niemand.
Ob der König sich dadurch nicht auf ein gefährliches Spiel einlässt?
Die Geschichte birgt einige Überraschungen in sich. Doch
wen kümmert in diesem Film die Geschichte? Das Werk des Regisseurs Zhang
Yimou scheint bisweilen weniger ein Film und mehr ein Gemälde zu sein, das
man andächtig betrachten soll. Trotz zeitweise heftiger Kampfszenen
schwelgt der Film in seiner eigenen Schönheit und bewegt sich so langsam,
wie der mehrfach gezeigte Pinsel eines Kalligraphen. Die Bilder des
Kameramanns Christopher Doyle sind eher Meditationsvorlagen als
Kinogeschehen. Beispiellos sind die unvergleichbare Sprache der Farben,
Bilderbuch-Landschaften, die den Zuschauer in sich hineinziehen und
visuelle Metaphern, wie z.B. das Schwert, das, einem Pinsel gleich, ins
Wasser getaucht wird.
Doch der Rest ist enttäuschend. Der Film ist für uns
"Wessies" wohl zu östlich angehaucht. Er mutet streckenweise wie ein
Märchen an, was dazu führt, dass man ihm seine Geschichte und seine
Charaktere nicht abnimmt. Schönheit wird bisweilen zur Übertreibung
hochstilisiert. Auch wenn die Hauptcharaktere genug Raum zur Entfaltung
haben – sie kommen dem Zuschauer flach wie Manga-Figuren vor. Und selbst
die Kämpfe unterhalten nicht – es mag daran liegen, dass diesmal der
"Matrix"-Choreograf Yuen Wo Ping nicht dabei war. Vielleicht versteht man
den Film besser, wenn man in China aufgewachsen ist und die dortigen
Märchen und Erzählungen kennt. Ein unvoreingenommener Zuschauer wird jedoch
trotz vieler wunderschöner Momente über den Rest des Films mit den Achseln
zucken.
Alexander Archangelskij
Link:
Offizielle Film-Website
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