Jackass
Bei der Frage, was guter Geschmack oder guter Humor ist, scheiden sich ja
bekanntlich die Geister. Diese Streitfrage erreichte in den USA ihren vorläufigen
Höhepunkt, als im Jahre 2000 ein Haufen völlig bekloppter Stuntmänner und Skater
um den charismatischen Oberchaoten Johnny Knoxville ihre aberwitzigen, sowie
völlig sinnlosen Stunts und Streiche auf MTV vorführten. "Jackass" war geboren.
Wie eine Lawine eroberte diese mit Digitalkamera gefilmte Sendung die Herzen der
Jugendlichen. Die Älteren hingegen sahen darin den Zenith des gesellschaftlichen
und moralischen Verfalls, sowie eine bis dato nicht dagewesene Verantwortungslosigkeit
von Machern und Sender. Nachahmer fanden sich ganz schnell. Was um alles in der
Welt war nur so lustig an der ganzen Sache? Etwa die Tatsache, dass Charaktere
wie Steve-O, Bam Margera, Wee Man oder Chris Ponitus sich in Elefantenkot badeten,
Omelettes aus Erbrochenem brieten, sich Hundeknochen an die Genitalien warfen,
sich mit Skateboards an bislang undenkbare Orte begaben und als Gorillas verkleidet
mit Brad Pitt (!!!) in L.A. eine Entführung vortäuschten? Oder lag es vielleicht
daran, dass die "Hauptdarsteller" trotz ihrer offensichtlichen mentalen Debilität
bei der Ausführung ihrer Stücke einfach nur sympathisch und quasi als nette
Jungs von Nebenan herüberkamen?
Man weiß es nicht. Jedenfalls war das Format so erfolgreich, dass MTV und Paramount
sich entschlossen, aus der Serie einen abendfüllenden Kinofilm zu machen. Die
Crew reiste um die ganze Welt und nahm in alt bewährer Manier ihre bislang
abgedrehtesten, verrücktesten, komischsten, aber auch gefährlichsten Stunts auf.
Der Film ist letztlich eine überlange "Jackass"-Folge: In 80 Minuten zeigen Johnny
Knoxville und Konsorten, wie weit man mit seinem Körper gehen kann, und wie
schmerzresistent manche Menschen so sind. Alles natürlich mit Heavy Metal und
Punkrock unterlegt. Es soll nicht zu viel verraten werden, aber nach diesem Film
wird man um einige neue Kenntnisse bezüglich Feuerwerkskörpern, Tätowierungen
und Matchbox-Autos bereichert sein. In Amerika wurde "Jackass - The Movie" nach
Nia Vardalos' Culture-Clash-Comedy "My Big Fat Greek Wedding" zum finanziell
gewinnträchtigsten Film des letzten Jahres.
Man soll sich nichts vormachen: der Film hat nicht den Funken einer Handlung. Hier
wird schlichtweg der Selbstverstümmelung gefröhnt. Ist das komisch? Oh ja! Das
ist definitiv der lustigste - aber auch debilste - Film der letzten Jahre. "Jackass"
-Fans werden ihn lieben. Alle anderen sollten dafür kein Geld ausgeben.
Daniel Iranyi
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