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»jetzt« steht für Jugend

Ein Magazin, das sich gegen das Klischee wehrte

Montagmorgen vor dem Zeitungskiosk: Thomas N. ist auf der Suche nach einer Lektüre, die den Beginn der bevorstehenden arbeitsreichen Woche noch ein wenig herauszögern soll. Er sucht nach unterhaltsamer, interessanter und gleichzeitig doch noch jugendlicher Presse.

»jetzt:« Nr. 30: Lebenswert.
Thomas möchte sich den Montagmorgen versüßen. Das Lesen in der U-Bahn ist meistens das einzige, worauf er sich am Sonntagabend freuen kann, wenn er an die nächste Woche denkt. Ihr quälender Brei aus Bergen von Arbeit, Stress und Zeitnot beginnt dann doch nicht morgens mit dem Weckerklingeln, sondern lässt sich noch bis zur Endhaltestelle hinhalten. Thomas N. kauft das "Jetzt"-Magazin.

Und damit passt er nicht ins Klischee. Die Statistiken und Verkaufszahlen anderer Magazine sprechen gegen ihn, gegen die "Jetzt-Leser" und gegen "Jetzt", das Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung. Deshalb wohl auch der Gedanke daran, dass es zu verkraften sei, dieses Magazin in den verfrühten Ruhestand zu schicken – wie vor ein paar Tagen bei der Süddeutschen Zeitung entschieden wurde. Ja, es ist nicht mehr nur ein Gedanke; die allgemeine Wirtschaftsflaute hat auch die Medien erfasst, es muss gespart werden.

Verteilt man die derzeit erhältlichen Jugendmagazine unter Jugendlichen und lässt ihnen die freie Wahl, fällt diese zumeist auf Magazine wie "Bravo" und Konsorten. Sie decken das Verlangen junger Menschen vollkommen. Popstars im Posterformat – und seitenlange Artikel, die ihnen die Sternchen möglichst nahe bringen. Dazu noch eine Prise Sex und die dazugehörigen Liebestips. Mode für die Mädels, Fußball für die Jungen.

Alles schön bunt und unkompliziert zu lesen. Wenig Text, viele Hochglanz-Bilder und im besten Falle noch ein billiges Modeaccessoire dazu – ein Aufklebetattoo oder eine Plastikkette. So kann man Jugendliche heute also glücklich machen? Die Verkaufszahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Timm Klotzek, Redaktionsleiter bei »jetzt«.
Aber da gibt es ja noch "Jetzt" – ein Mauerblümchen und Sonderfall, so scheint es. Denn dieses Magazin will nicht ins Klischee passen. Etwas verloren wirkt das "Beilage-Heftchen" der Süddeutschen Zeitung zwischen all den Blättern, welche die Jugend aus den Regalen reißt. Ein dünnes Blätterbündel auf rauem Ökopapier. Zwar in Farbe, aber ganz einfach gehalten – und doch modern.

In diesem ärmlich wirkenden Blatt findet man Politik, Kunst, anspruchsvolle Literaturtips, Auslandsreportagen, interkulturelle und -religiöse Aktionen. Themengebiete, die gesellschaftlich unheimlich wichtig sind und heute schon nicht mehr in die Kategorie "jugendlich" fallen – eigentlich erschütternd. Was aber bewegt Menschen wie Thomas N. dazu, dem Klischee zu entlaufen und dem Trend entgegen eine Zeitung zu kaufen, die so gar nicht dem entspricht, was durchgehend von ihr – als "Jugendmagazin" – erwartet wird?

Die "Jetzt"-Leser haben genau das gleiche Verlangen danach, über "ihre" Themen informiert zu werden, auf dem laufenden zu bleiben, Hilfe zu finden und Spaß am Lesen zu haben. Doch neben Pop, Sport, Mode, Stars und Sternchen – was natürlich auch nicht fehlt – unterschlägt dieses Magazin nicht die Themen, die bei jungen Menschen leider immer seltener im Vordergrund stehen. "Jetzt" sagt der Desinformation, dem Desinteresse an gesellschaftlich unumgänglichen Themen den Kampf an und will eine denkende Jugend wiederbeleben.

Die jetzt-Homepage.
Während andere Zeitschriften nur die nötigsten Infos und die brisantesten Storys bringen, die junge Leser gerade so dazu bewegen, sich das Heft zu kaufen, bringt das "Jetzt"-Magazin Themen, an denen das Interesse erst wieder geweckt werden muss und ist gleichzeitig einzige Quelle für die, die sich von sich aus schon dazu "durchgekämpft" haben.

Entweder "jugendlich" oder "intellektuell und interessiert" – wobei die Entscheidung für "intellektuell und interessiert" dann meist für die gewöhnliche Tageszeitung steht. Doch warum soll es nicht auch eine Jugendbewegung geben, die sowohl ihre Anliegen als auch deren anspruchsvolle Umsetzung in ihrer eigenen Zeitschrift wiederfinden möchte?

Dafür ist "Jetzt" die einzige und beste Möglichkeit. Neben "Jetzt" gibt es keine Alternativen, wenn junge Menschen diese Ansprüche verwirklicht sehen wollen. "Jetzt" ist jung, jugendlich und voller Esprit. Aber dabei vor allem auf einem gehobenen Niveau und ohne Arroganz. Es ist das einzige jugendliche Magazin, das sich einer Welt, die nur noch nach schneller, platter, "wichtigster" Information verlangt, entgegenstellt, und somit dazu beiträgt, die denkende Jugend und ihre Entwicklung zu fördern.

"Jetzt" muss in irgendeiner Form weiterbestehen. Definitiv. Es stellt Leben dar, für junge, innovative, begeisterte Menschen. Für zukünftige Zeitungsleser, Kritiker, Denker. Für Kunstgenießer und -kritiker. Für bewusste Menschen. Es ist Auffangbecken für die, die in keine Schubladen passen.

"Jetzt" muss jetzt weiterleben! Jetzt darf nicht Schluss sein!

Nikolaus Thomale

Links:
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