Johnny English
»He knows no fear. He knows no danger. He knows NOTHING!«
Die Rede ist vom neu ernannten "Agent No. 1" verkörpert durch Johnny English
alias Rowan Atkinson. Dessen Aufgabe ist es, die Kronjuwelen "unserer
Majestät" auf einer Ausstellung zu bewachen. Der ursprüngliche "Agent No. 1"
wurde nämlich samt jeglichen anderen Agenten durch eine Bombe ins Jenseits
befördert, weshalb die Sicherheit der Kronjuwelen nun in den Händen von
Johnny English liegt. Und richtig, die Juwelen werden gestohlen.
Ausgerüstet mit technischem Werkzeug à la James Bond (schnelles Auto mit
unzähligen Eigenschaften wie Schleudersitz und Raketenwerfer,
betäubungspfeileschießendem Kugelschreiber, etc.) macht sich der
hochmotivierte, neuernannte Agent auf die Suche nach den Drahtziehern dieses
Diebstahls und findet bald heraus, dass es hierbei um weit mehr geht, als
"nur" um die Juwelen... Zudem muss er schon bald mit Entsetzen feststellen,
dass der Täter aus den eigenen Reihen kommt.
Natürlich handelt es sich bei "Johnny English" nicht um einen Agentenfilm im
klassischen Sinn, denn sonst würde wohl kaum Rowan Atkinson die Hauptrolle
spielen. "Johnny English" ist vielmehr eine Parodie auf die bisherigen Agentenfilme,
jedoch nicht mit plattem Humor, wie wir ihn schon von "Austin Powers"
kennen, sondern eher etwas subtiler, zurückhaltender – eben "britischer".
Die Idee zu diesem Film kam nicht wie gewöhnlicherweise von einem Buch oder
Theaterstück, sondern entsprang einer Reihe von Werbespots, die
Rowan Atkinson während der 90er Jahre für eine Kreditkarte drehte und
bei denen er einen zu Unfällen neigenden Spion mimte. Atkinson hatte soviel Spaß
beim Drehen dieser kleinen Sequenzen, dass er Lust auf mehr bekam und einen
Film in Kinolänge produzieren wollte. Zudem war die Resonanz der Zuschauer
auf die Spots überwältigend. Atkinson setzte sich also mit dem Drehbuchautoren-Duo
zusammen, das bereits wahre James-Bond-Blockbuster wie "Tomorrow Never Dies" und
"Die Another Day" geschrieben hatte, und bastelte an diesem Skript. Der Produzent
Tim Bevan erklärt, dass von den Filmen der Briten vor allem die Komödien und
Agentenfilme bekannt seien und "Johnny English" diese beide Genres nun intelligent
kombiniert.
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Der Bösewicht, ins rechte Licht gesetzt |
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Ebenso ungewöhnlich ist die interessante Zusammensetzung der Charaktere.
Agent "Johnny English" ist vor allem darin ein Meister, sich selbst und
seine Fähigkeiten zu überschätzen, nicht auf eine arrogante, sondern auf
eine mitleiderregende Art, wie wir sie nur allzu gut von Mr. Bean kennen.
Johnny ist sich seiner Fehler zwar bewusst, doch versucht er tunlichst, sie
zu vertuschen. Was nicht heißt, dass Johnny ein vollkommener Volltrottel
ist, der ständig über seine eigenen Füße stolpert. Sein Problem besteht vor
allem darin, (nicht ganz unwichtige) Details zu verwechseln: so kommt es
schon vor, dass er statt dem "Sag-die-Wahrheit-Serum" das Betäubungsmittel
verabreicht, oder versehentlich in das falsche Gebäude eindringt, ohne
dieses sofort zu merken, was natürlich für allgemeine Verwirrung sorgt.
Die charakterliche Darstellung von Rowan Atkinson ist wie gewohnt schlicht
unvorstellbar genial von der Mimik über die Körperhaltung zu einer
ordentlichen Portion Selbstironie. Kein Wunder, dass "Mr.Bean" zur
meistgesehenen TV-Comedy der 90er Jahre wurde und er unzählige Preise einstrich,
darunter den internationalen Fernsehpreis Emmy.
Johnnys Gegenspieler ist der ungeheuer reiche und mächtige französische
Wirtschaftsmagnat Pascal Sauvage, der von keinem geringeren als dem mehrfach
Oscar-nominierten John Malkovich gespielt wird. Malkovich schafft es wie gewohnt,
die Darstellung dieses doch sehr vielschichtigen verrückt-genialen Charakters
überzeugend zu meistern. Agent, schnelle Autos und Bösewicht haben wir – was
darf natürlich nicht fehlen? Richtig, die schöne Frau!
Traumfrau Natalie Imbruglia spielt die Rolle des Special Agent Lorna Campbell.
Sie ist aber nicht nur ein schönes Dummchen, sondern vielmehr eine intelligente
und (im Gegensatz zu Johnny) kühl berechnende Agentin, die durch Kampftechnik
und rasante Motorradfahrten beeindruckt. Und ja, selbstverständlich funkt es
zwischen Lorna und Johnny – wenn auch nicht auf den ersten Blick. Natalie
Imbruglia gelingt in ihrem ersten Kinofilm eine erstaunlich glaubwürdige und
überzeugende Darstellung, womit sie sich von anderen Musiker-Kolleginnen wie
Britney Spears, die sich eher auf ihre Musik beschränken sollten, klar
unterscheidet. Doch wen wundert das? Hatte Natalie Imbruglia doch ihren
Karrierebeginn in der australischen Talenteschmiede – der TV-Soap "Neighbors",
aus der auch Musiker wie Jason Donovan, Holly Valance und natürlich auch Kylie
Minogue stammen.
Alles in allem ist "Johnny English", abgesehen von wenigen langatmigen
Sequenzen, ein unglaublich unterhaltsamer Film, der im Kinosaal für fast
durchgehendes Gelächter gesorgt hat. Es ist zwar schade, dass die Offenbarung
des Bösen bereits fast gegen Mitte des Filmes kam, jedoch wird man diesen Film
wohl kaum wegen der Spannung oder der literarischen Tiefe und Schlüssigkeit sehen
wollen, denn dann wäre man bestimmt an der falschen Adresse.
Wenn man sich aber mal wieder so richtig mit seinen Freunden oder der ganzen
Familie amüsieren will und man auch "Mr. Bean" zum schreien komisch findet,
hat man mit diesem Film genau die richtige Wahl getroffen.
Matin Tirmizi
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