Joyride
Wenn man spannende Szenen aus anderen Filmen schamlos kopiert, bedeutet das
noch lange nicht, dass deshalb daraus ein Film der Extraklasse entsteht.
Eine vergnügliche Spritztour hätte es werden sollen, als Lewis seiner
Freundin Veena anbot, sie mit dem Auto abzuholen, um dann die Highways
unsicher zu machen. Zwischenstation legt er dabei im Gefängnis ein, um seinen
Bruder Fuller wieder einmal herauszuholen. Dieser ist Lewis so dankbar, dass
er für den Wagen eine CB-Funkanlage kauft, damit sich die beiden während der
Fahrt die Zeit ein wenig vertreiben können. Man schnappt diverse Funksprüche
der verschiedensten Trucker auf und schon bald wird man selbst aktiv.
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Zunächst beginnt alles ganz harmlos... |
Schließlich gerät man an den Trucker Rusty Nail, dem man vortäuscht, eine
Frau zu sein, die auf schnellen Sex aus ist. Man macht einen Treffpunkt
aus und beschließt, Rache an einem Kerl zu nehmen, der Fuller kurz
zuvor beleidigt und tätlich angegriffen hat. Sich selbst quartiert man im
Nebenzimmer ein, um die scheinbar witzige Situation auch hautnah mitzubekommen.
Tags darauf liegt der Zimmernachbar schwer entstellt im Koma, von Rusty Nail
weit und breit keine Spur. Weil Lewis die Nerven durchgehen, verrät er
diesem kurz darauf per Funk, dass man sich mit ihm nur einen Scherz erlaubt
hat. Das schreit natürlich nach Rache, und schon bald sitzt Lewis und Fuller
ein äußerst mies gelaunter Trucker im Nacken.
Auch wenn man "Joyride" einige spannende und gut gelungene Szenen nicht
absprechen kann, so ist leider doch nur ein halbwegs geglücktes B-Movie
zustande gekommen. Mittelmäßig talentierte Schauspieler bewegen sich
durch eine bescheuerte "Auge um Auge"-Handlung und müssen nach Schema F
dem Bösewicht geradewegs in die Hände laufen.
Was macht man, wenn ein Psychopath einen im Hotel anruft und sagt, dass er
dich in diesem Moment ganz genau beobachten kann?
a) Man geht zur Polizei und bittet um Schutz.
b) Man begibt sich unter Menschen, um halbwegs sicher zu sein.
c) Man steigt in den Wagen und fährt auf den Highway, wo man gegen einen
Riesentruck chancenlos ist.
Wie verhält man sich, wenn man sich in einem Maisfeld vor einem Typen mit
Truck versteckt, der einen niederfahren will?
a) Man teilt sich auf und verwirrt damit den Verfolger.
b) Man sucht sie ein Versteck und verhält sich ganz ruhig.
c) Man rennt an klar sichtbaren Stellen vor dem Truck her und wartet darauf,
plattgefahren zu werden.
Die "richtigen" Antworten auf diese Fragen sind bei diesem Film wohl nicht allzu
schwer zu erraten. Lewis und Fuller stellen sich als die Gejagten teilweise
dümmer an als die Polizei erlaubt und bringen sich durch ein haarsträubendes
Drehbuch laufend selbst in größte Gefahr. In manchen Filmen mag dieser Hang
zur Todessehnsucht ja funktionieren (z.B. "Scream"), hier wird er aber
maßlos bis hin zur Peinlichkeit übertrieben.
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...doch dann gerät man aus der Spur... |
Einige Momente sind doch recht spannend geraten, und vor allem der Showdown
(mit misslungener Schlusspointe) lädt zu einer Portion Nervenkitzel ein. Das
liegt aber definitiv nicht an den matten Darbietungen von Paul Walker (schon
in "Fast and the Furious" wurde er von Vin Diesel an die Wand gespielt) und
Steve Zahn. Walker wirkt viel zu distanziert vom Geschehen, vieles scheint
ihm gleichgültig und seine Aufregung wirkt teilweise stark gekünstelt. Zahn
wiederum ist der auslösende Faktor für alle Schwierigkeiten,
was schon dieser Beschreibung nach auf einen extrem nervenden Charakter
schließen lässt. Einzig Leelee Sobieski (die aussieht wie die jüngere
Schwester von Helen Hunt) wirft sich einigermaßen akzeptabel ins Zeug und
dient dadurch nicht nur als äußerst attraktiver Blickfang für das männliche
Kinopublikum, sondern sie kann die Darbietung der beiden Männer wenigstens
ein wenig kaschieren.
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...und begegnet unangenehmen Zeitgenossen. |
Es fällt schwer, "Joyride" einer Zielgruppe zuzuordnen, gibt es doch von
überall etwas und davon leider viel zu wenig. Anleihen nahm man eindeutig
bei "Hitcher - Der Highwaykiller", gefolgt von einer Portion "Scream",
vermischt mit der Buddy-Action eines "Chill Factor" und ein wenig
Psychothrill Marke "Breakdown". Doch trotz dieser mitunter nicht gerade
jugendfreien Vorbilder bleibt (bis auf eine Szene) der Film äußerst zahm -
vielleicht sogar zu zahm und unentschlossen. Leider ist "Joyride" darüber
hinaus noch ziemlich vorhersehbar, sodass man ihn wirklich nur für den
kleinen Kinohunger zwischendurch empfehlen kann.
Fazit: "Joyride" vermag zwar in einigen Szenen ein wenig Spannung zu
erzeugen, versagt aber in seiner Inkonsequenz und der Tatsache, dass das
Gesehene schon in anderen Filmen um ein vielfaches besser und
professioneller präsentiert wurde.
Claus Schlamadinger
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