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André Kubiczek: Die Guten und die Bösen

Die gesamte Republik wartet ja immer noch sehnsüchtig auf den Roman über das Neue Berlin. Eines ist sicher: "Die Guten und die Bösen" des gebürtigen Potsdamers André Kubiczek ist sicherlich nicht das Buch, das diese Erwartungen erfüllen kann.

Es fällt schon einmal schwer zu bestimmen, worin eigentlich die Intention des Autors liegen mag. Wollte er ein Buch über Berlin schreiben? Oder eines, das bloß in dieser Stadt spielt? Wollte er skurrile Bewohner skizzieren, von denen die Hauptstadt ja einige zu bieten hätte? Oder sollte die Stimmung Berlins literarisch erfasst werden?

Nichts von all dem ist jedenfalls auf ganzer Linie gelungen. Möglicherweise war es ja auch das Ziel Kubiczeks, der in Berlin lebt, eine beißende Satire zu schreiben. Nur, worauf? Zu erkennen ist leider nichts, zu interpretieren auch nicht, da sich im Buch ein roter Faden kaum finden lässt.

Im Mittelpunkt der ziemlich ausufernden Handlung steht der Lebenskünstler Raymond Schindler, der sich als frühverrenteter Privatdetektiv durchschlägt und einige schräge Gestalten anzieht, deren teilweise sinistres, teilweise leider recht uninteressantes Treiben zunächst zusammenhangslos betrachtet wird, deren Geschichten sich später jedoch auf sehr verschlungenen Wegen mitunter vereinen. Leider ist das alles recht mühsam zu lesen, denn zu sehr mäandert die Handlung. Sogar einen – übrigens ganz hübschen – kleinen historischen Ausflug in die ferne Kolonialvergangenheit von Deutsch-Südwestafrika bietet der Autor seinem strapazierten Leser.

Schon der Name der Hauptperson Schindler ist eine wenig gelungene Parodie. Überhaupt scheinen es Kubiczek Namen angetan zu haben: Freundlicherweise führt er die Akteure in einer Liste zu Beginn des Buches an. Man findet so possierliche Schöpfungen wie Zigmund Fraud, Börries Freiherr von Stammler, Roberto Schwarzhaupt oder Zampano Dunkel. Sehr originell, aber leider gab es das alles schon einmal, z.B. in Huxleys "Brave New World".

Passenderweise tragen auch Lokalitäten Bezeichnungen wie "Bamboomtown" oder "Wir-Gefühl", eine Zeitschrift schmückt sich mit dem Titel "Die Zeitgeist". Nett, aber auf Dauer sehr störend, zumal es besser gewesen wäre, Kubiczek hätte in die Handlung ebenso viel Sorgfalt investiert. Dabei gibt ihm sein Held Schindler höchstselbst in der Mitte des Buches sogar noch einen Rat: "Ich notierte (...), dass die vordergründige Handlung von einer zweiten durchkreuzt werden müsse (...)." Das wäre in der Tat kein schlechter Ratschlag, denn "Die Guten und die Bösen" gibt doch einige Rätsel auf.

Stefan Ewert

Wir danken dem Rowohlt-Verlag für die freundliche Übersendung des Rezensionsexemplars.

Link:
Website des Rowohlt-Verlags

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