Master and Commander – Bis ans Ende der Welt
»Master and Commander« könnte mit seinen wunderbaren Naturaufnahmen großes
Abenteuer-Kino sein – der ersten Verfilmung eines Romans aus der Reihe von
Patrick O'Brian fehlen jedoch die ausführlichen Charakterzeichnungen der
Bücher und das Gespür für das richtige Tempo.
Johnny Depps Kampf gegen den »Fluch der Karibik« hat Ihre Freude an den
Abenteuern der Sieben Meere wieder geweckt, und Sie möchten gern mehr?
Mehr gibt es nun tatsächlich, aber wo »Fluch der Karibik« den Schwerpunkt
auf die spaßigen Seiten der Piraterie legte, geht es bei »Master and
Commander«, der ersten Verfilmung eines Ausschnitts von Patrick O'Brians
berühmter Romanreihe eher ernsthaft zu. Und Diskussionen über die Luv-
Stellung gehören vielleicht nicht zu jedermanns Vorstellung eines
unterhaltsamen Abends...
Jack Aubrey (eindimensional, aber sei's drum: Russell Crowe) ist Kapitän der
»HMS Surprise« und auf der Jagd nach einem französischen Kaperschiff, das
es vorzugsweise auf Walfänger vor der Küste Brasiliens abgesehen hat. In
einem ersten Gefecht kann sich die »Surprise« nur schwer beschädigt in eine
Nebelbank retten, und auch in einem weiteren Kampf kommen Aubrey und seine
Männer nur knapp heil davon. Als die »Acheron« vor den Galapagos-Inseln
unverhofft ein weiteres Mal auftaucht, bringen die biologischen Forschungen
von Schiffsarzt Maturin (Paul Bettany) Aubrey die entscheidende Idee...
Klingt nach wenig Story, ist es auch, und bei einer Laufzeit von weit über
zwei Stunden bleibt die eine oder andere Länge nicht aus; vor allem die
erste Dreiviertelstunde des Films zieht sich gewaltig. Glücklicherweise
nimmt »Master and Commander« danach zunehmend Fahrt auf, und gerade die
Vorbereitungen zum finalen Aufeinandertreffen der beiden Schiffe sind enorm
unterhaltsam. Leider gelingt es Regisseur Peter Weir (»Der Club der toten
Dichter«, »Die Truman Show«) und seiner Darstellerriege nicht, die Lücken
zwischen großartigen Aufnahmen auf See und Land und den entscheidenden
Momenten der Handlung mit mehr zu überbrücken als den üblichen
Versatzstücken (Mann über Bord, Windflaute, Meuterei unter den Matrosen),
und auch der an sich interessante moralische Konflikt zwischen Aubrey und
Maturin, die einerseits eng befreundet sind und gemeinsam musizieren,
andererseits mit Krieg und Wissenschaft konträre Philosophien vertreten,
wirkt aufgesetzt und versandet schließlich ganz. Kein großes Kino, aber
immerhin: so viel Meer gab es seit »Der Sturm« nicht mehr auf der Leinwand!
Friedrich Reip
Link:
Offizielle Film-Website
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