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Reiniger und Duftmittel: Familie ReimannVor 150 investierte man noch in Geschäftszweige wie Wein- und Genusssäuren, heute jedoch halten die Nachfahren von Ludwig Reimann Beteiligungen in Milliarden Höhe in der Kosmetik-, Waschmittel- und Haushaltsreinigerindustrie. Duftwässerchen wie Cool Water oder Mittel wie Calgon und Kukident lassen grüßen. Heutzutage haben die Produkte eines Unternehmens den Wettkampf gegen das Unternehmen in Sachen Bekanntheit längst gewonnen. Zu erkennen ist dies insbesondere bei dem heutigen Portrait. Kennt jemand "Reckitt Benckiser"? Nur den wenigsten wird dieser Name etwas sagen. Aber wie sieht es mit Sagrotan, Hoffmans Wäschestärke oder Calgonit aus? Die sind wohl in aller Munde. Ähnlich sieht das bei "Coty" aus. Auch dieses Unternehmen ist wohl eher unbekannt, wenn man den Vergleich zu seinen Produkten sieht. Hinter "Coty" stehen unter anderem Düfte wie Davidoff, Joop oder Chopard und auch die weltweit erfolgreiche Pflegeserie von Lancaster ist Teil dieses Unternehmens.
Die Mitglieder der Familie Reimann sind Großaktionäre der Ludwigshafener
Finanzholding Joh. A. Benckiser und somit stehen sie an der Spitze des
britischen Waschmittel- und Haushaltsreiniger-Imperiums und an der Spitze
des US-Kosmetikmultis. Jedoch hält sich die Familie aus dem operativem
Geschäft vornehm zurück, man findet sie weder im Vorstand noch in anderen
Räten der Konzerne. Ab und zu ein Meeting mit den Vorständen, um ein paar
Weisungen zu geben. Die Familie ist nicht das, was man als klassische
Eigentümer-Unternehmer sehen würde.
Ludwig Reimann, gelernter Chemiker, gründete in den 1850er Jahren mit dem Kaufmann Johann Adam Benckiser eine Chemiefabrik in Ludwigshafen. Konzentriert haben sie sich damals auf Wein-, Zitronen- und Genusssäuren. Kurz darauf erschlossen sie ein anderes Segment, und zwar das der Phosphatchemie. Im Laufe des letzten Jahrhunderts gingen sie dann letztendlich als Anbieter von Reinigungs- und Körperpflegemittel auf. Ein Garant hierfür war Martin Gruber, ein Vertrauter des 1984 verstorbenen Benckiser-Erzvaters Albert Reimann. Der heutige Erfolg ist auf Peter Harf und seinen Nachfolger Bernd Beetz zurückzuführen. Einige Verkäufe, aber auch diverse Übernahmen in den 80er Jahren, positionierten den Konzern äußerst günstig und diversifizierten die Geschäftsfelder. Der couragierte Beetz steigerte die Marketing-Ausgaben um ca. 30 %. Das war damals antizyklisch und wäre bei der konjunkturellen Lage als börsennotiertes Unternehmen mit vielen tausenden Inhabern nur sehr schwer möglich gewesen.
Ein neuer Weltmarktführer entstand durch den Börsengang 1997 der Benckiser
N.V. und der späteren Fusion dieser mit Reckitt & Colman. Der Konzern, der
den damaligen Weltmarktführer Procter & Gamble ablöste, wurde somit
geboren.
Die Gesellschaft mit Sitz in London erwirtschaftete im Jahr 2000 3,2
Milliarden Pfund (über 4,2 Milliarden Euro) und sogar in der wirtschaftlich
so miserablen Lage in den letzten Monaten und Jahren steigerte Reckitt
Benckiser den Umsatz 2002 zum Vorjahr um ca. 6 %.
Coty und somit das gesamte Kosmetikgeschäft wurde in New York angesiedelt.
Jedoch gibt es bei diesem Unternehmen keine Zielsetzungen in Richtung
Börsengang und auch eine Fusion rückte in weite Ferne, nachdem man 2001 an
einer solchen mit dem Konkurrenten Revlon gescheitert war. Coty ist demnach
in diesem Branchenfeld bei 1,7 Milliarden Dollar Umsatz nicht der
Marktführer.
Die Spaltung und Neugründung der Unternehmen ist jedoch nicht nur strategischer Meisterleistung zu verdanken. Der gute alte Fiskus hatte ohne es direkt zu wissen seine Finger im Spiel. Einige Reimanns brauchten größere Summen an flüssigen Mitteln, d.h. keine Beteiligungen oder ähnliches, ganz einfach bares Geld. Die Erbschaftsteuer stand an und der Familienzweig der Reimann-Dubbers wollte nach vielen familienrechtlichen Auseinandersetzungen ausbezahlt werden. Der Börsengang der Benckiser N.V. spülte das nötige Kapital in Kassen. Der Reimann-Zweig hält nunmehr über die Beteiligungsgesellschaft Joh. A. Benckiser GmbH einen hundertprozentigen Anteil an Coty und ca. ein Viertel an Reckitt Benckiser. Der Gesamtwert der bereinigten familiären Assets beläuft sich auf würdige 4,6 Milliarden Euro. Boris Sosnizkij |
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