Die Programmkinos im April
Ein eifriger Leser unserer Programmkino-Rubrik schickte uns
eine gar lustige E-Mail. Er schrieb uns, wie gut ihm unsere
Berichte gefallen. Doch nun sei es damit ja vorbei. Das Arsenal
sei pleite. Wir brachen natürlich sofort in Tränen aus. Doch
alles entpuppte sich als schlechter Aprilscherz: Auch im April
gibt es in den Programmkinos Berlin wieder volles Programm.
Im Arsenal stehen diesen Monat zwei außergewöhnliche Künstler
im Mittelpunkt des Geschehens: Die französische Schriftstellerin
und Filmemacherin Marguerite Duras und der Schauspieler Marlon
Brando, der diesen Monat Geburtstag feiert. Von Duras gibt es unter
anderem Klassiker wie "Hiroshima mon amour", aber auch weniger bekannte
Werke wie eine Kurzfilmreihe oder "Le Camion", in dem Duras und
Gérard Depardieu über einen virtuellen Film diskutieren. Mit Marlon
Brando kommen einige der ganz großen Filmklassiker zurück auf die
Leinwand. "Der Pate" etwa, oder "Der Mann in der Schlangenhaut". Wer
wieder einmal daran erinnert werden möchte, dass nicht etwa Amerika
sondern Indien das Land mit der größten Filmindustrie ist, der sollte
sich am 19.4. den Film "Papierblumen" aus dem Jahr 1959 ansehen, der
einen Blick hinter eben diese indische Filmindustrie wirft. Ein
poetischer und wunderschöner Film aus Japan ist am 10.4. zu sehen: "After Life".
Kaum Worte verlieren muss man zu Filmen wie "Goldrausch" von Charly
Chaplin (25.4.), Martin Scorseses "Die letzte Versuchung Christi" (12.4.)
oder Buster Keatons "Der General" mit echter Klavierbegleitung (17.4.).
Im Babylon-Kino in Kreuzberg läuft, wie auch einigen anderen
Spielstätten, derzeit der koreanische Film "Frühling, Sommer, Herbst, Winter...
und Frühling", der Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistern. Die
Geschichte über den Kreislauf des Lebens erzählt, buddhistisch angehaucht,
auf formal strenge und doch virtuose Weise vom der Beziehung eines Mönches
und seines Meisters in der Abgeschiedenheit. Ein anderes filmisches Meisterwerk,
12 Gramm, läuft im Babylon im empfehlenswerten Original mit Untertiteln.
Im Broadway-Kino kommt im April ein wunderschöner Zeichentrickfilm auf
die Leinwand: Das große Rennen von Belleville. Ohne Dialoge, dafür aber
mit viel Musik, skurilen Bildern und schwarzem Humor ist dieser Film
für den Zuschauer ein ganz besonderes Abenteuer, keineswegs aber ein buntes
Zuckermärchen wie bei Walt Disney.
Wer nach einem Glas Wein in den Hackeschen Höfen noch Lust auf einen Film
bekommt, der kann sich in den Hackeschen Höfen weiterhin der Berlinale-Sieger
"Gegen die Wand" oder den österreichischen Film "Böse Zellen" genehmigen.
"Böse Zellen" handelt nicht etwa von Krebsgeschwüren oder Genetik-Skandalen,
wie der Titel vermuten lässt, sondern zeigt auf beklemmende Weise die Wirkung
von seelischer Grausamkeit.
Till Weingärtner
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