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Ein Schicksal im Nahen Osten

Im Nahen Osten dreht sich die Spirale der Gewalt immer weiter, und ein Ende scheint mit jedem neuen Tag in noch weitere Ferne zu rücken. Beide Seiten, Israelis und Palästinenser, betrauern ihre Toten und verherrlichen ihre »Helden«. Die Geschichte eines einzelnen Menschen bietet ein trauriges Beispiel.

In Israel wüten seit dem Unabhängigkeitstag im Jahre 1948 Unruhen. Unzählige Menschen mussten seitdem ihr Leben lassen, weil sie zum einen für den Erhalt Israels, zum anderen für einen palästinensischen Staat kämpfen. Es gab Kriege, die Israel mit Ägypten, Libanon, Jordanien und anderen arabischen Staaten geführt hat. Und all diese Kriege haben ihre kleinen Geschichten und großen Helden. Und es gab Zwischenfälle, die das Land Israel in einen Schockzustand versetzt haben wie zuletzt das Attentat in Tel Aviv am 1.6.2001, als 20 Jugendliche starben. Oder aber am 16. Oktober 1986. Dieser Tag ist einer der dunkelsten der Geschichte der israelischen Armee, und das obwohl er offiziell keine Toten nach sich zog. Seit diesem Tag wird ein gewisser Ron Arad vermisst. Ron Arad war kein bedeutender Politiker, und auch im Militär hatte er keinen der höchsten Posten inne; er war Navigator bei der israelischen Luftwaffe. Und an jenem 16. Oktober 1986 verschwand Ron Arad.

Am 15. Oktober 1985, einen Tag zuvor, explodierte eine Bombe an der Klagemauer in Jerusalem, dem höchsten Heiligtum im Judentum. Sie tötete eine Person und verletzte 69 weitere. Hinter diesem Anschlag stand die PLO. Am nächsten Tag sollten israelische Flugzeuge, die mit Bomben beladen waren, Vergeltung üben. An Bord eines dieser Flugzeuge war Ron Arad. Seine F-4 Phantom explodierte über Sidon im südlichen Libanon, nachdem sie beschossen wurde. Der Pilot und Ron Arad retteten sich dank ihrer Fallschirme und konnten sicher landen. Sobald sie am Boden waren, wurden sie von palästinensischen und schiitischen Kämpfern umstellt. In einer riskanten Aktion konnte der Pilot von einem Hubschrauber gerettet werden. Ron Arad wurde von der schiitischen Organisation AMAL gefangengenommen und nach Beirut, der Hauptstadt Syriens, gebracht.

Knapp zwei Jahre konnte der Kontakt zu Ron Arad durch Briefe sowie Vermittler, die seine Freilassung forderten, erhalten bleiben. Dann brach der Kontakt ab, ohne dass Ron Arad zu seiner Familie zurückkehren konnte.

Ron Arad wird seit knapp fünfzehn Jahren vermisst und ist zu einem Symbol für Israel geworden. Zum einen ist (oder war) er der tapfere Kämpfer, der in den Krieg zog, um sich, seine Familie und sein Land zu verteidigen, auf der anderen Seite ist er ein Opfer der nun 53-Jahre anhaltenden Unruhen. Selbst wenn er noch lebt, wovon man eigentlich nicht mehr ausgehen dürfte, muß man doch fragen, was dies für ein Leben sein kann, wenn man sein Kind zuletzt als Baby gesehen hat und dieses Kind inzwischen ein Teenager ist oder seine Frau vermisst. Vielleicht sollte Ron Arad in Zukunft nicht mehr zum Helden in Israel idealisiert werden, sondern als abschreckendes Beispiel dienen, damit Gewalt, Krieg und Tod ein Ende finden.

Sachar Kriwoj

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