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Nostalgische Unterhaltung: "Sauna - Eine Hommage" im Gorki-Studio

Den Einfall, ein Stück über die inzwischen ausgemusterte und entfernte hauseigene Sauna des Gorki-Theaters zu schreiben, hatte der Regisseur höchstselbst: Joachim Meyerhoff erinnerte sich der hübschen alten Sauna, die sich fast 20 Jahre lang in den Katakomben der Spielstätte befand. Nebst Abkühlbecken versteht sich. All das ist Geschichte, Zeit also, sich daran gebührend zu erinnern.

Die Darsteller der "Sauna"
Foto: Iko Freese / DRAMA
Dieser recht seltsame Umstand mit dem "Schwitzkasten" im Tiefgeschoss ist natürlich wie geschaffen für eine Theateraufführung, die zugleich eine Liebeserklärung - eben eine Hommage - des Regisseurs und der Schauspieler an ihr Gorki-Theater ist.

Es fängt mit dem Bühnenbild an: Olaf Grambow hat die alte Sauna im Stile einer Guckkastenbühne reanimiert. Man sieht einen Vorbereitungsraum, in dem sonst die Schauspieler sitzen und auf ihren Auftritt warten. Durch ein großes Fenster in diesem Raum kann der Zuschauer direkt in die Sauna blicken. Auf einmal ist sie wieder da, die alte Sauna. Und mit ihr kehren auch die Erinnerungen der Akteure zurück.

Horst Fischer der Flötist, Tim Hoffmann der Raucher, Wolfgang Hosfeld der Steptänzer, Dietmar Obst der Applaussammler, Eckhart Strehle der Ritter und Dieter Wien der gescheiterte Heldendarsteller sind gewissermaßen die Laudatoren, Historiker und Nostalgiker zugleich.

Die sechs verdienten Mimen des Gorki-Theaters schwelgen in alten Geschichten, ihren Geschichten, die sie mit dem Theater und natürlich nicht zuletzt auch mit seiner Sauna verbinden. Auf diese Weise entsteht ein eindrucksvoller Erinnerungsreigen: Träume, Albträume, Erfolge und Mißerfolge im Leben und auf der Bühne. So lässt Fischer seine längst vergessenen Kollegen auferstehen und Obst erinnert sich an Begeisterungsstürme, an tosenden Applaus, an Ovationen, die er alle auf Kassetten festgehalten hat. Besonders emotional ist seine Aufzeichnung vom Applaus einer einsamen Zuschauerin, die an einem verschneiten und völlig vereisten Winterabend die einzige Besucherin im Theater war.

Auch Hoffmann hat etwas zu berichten: Als junger Schauspieler fing er wegen einer Rolle mit dem Rauchen an, kam nicht mehr davon los und erkrankte an Krebs. Jeder der Akteure hat andere Erinnerungen, jeder andere Erfahrungen gemacht. Ab und an suchen die Darsteller die Sauna auf, um Ruhe und Einkehr zu finden.

Der Studio-Bühne des Gorki-Theaters ist eine stille, anregende, nostalgische und sehr humorvolle Inszenierung des Vergänglichen gelungen. Geschickte Ideen untermalen die große schauspielerischen Leistungen: Passend zu Atmosphäre wurden beispielsweise alte Fotos auf Handtücher projiziert. Diese liebevolle Aufführung - Premiere war am 2. Februar- wird viel Erfolg haben. Ihre Schauspieler haben es verdient.

Stefan Ewert

Link:
Das Maxim Gorki Theater

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