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The Scorpion KingAch ja, die guten alten 80er. Was hatten es männliche Filmdarsteller damals noch einfach: Da gab es Genres, in denen mussten jene Recken schlicht und einfach nur ausreichend Bizeps und Brust vorzeigen, durchgehend stupid grimmig dreinblicken und ab und an vergleichsweise formschön Schwerter, Hellebarden oder sonstige primitive Tötungsinstrumente durch die Luft wirbeln, um als Hauptdarsteller gecastet zu werden. Und wenn dann auf der Kinoleinwand respektive dem Fernsehschirm bei der mit ausreichend Sixpacks Aldibier ausgestatteten heimischen Videopartie diese spärlich bekleideten Muskelhelden reihenweise ebenso minderbemittelt aussehende wie agierende Statisten verdroschen und tranchierten, dann freute sich der langmähnige, in türkisfarbene Ballonseide gekleidete und Adidas-Turnschuhe tragende Vorstadt-Bunke ein ganzes Rudel Wölfe. Barbarenfilme nannte sich diese Welle, wurde ausgelöst John-Milius-Streifen "Conan der Barbar" - der seinen Hauptdarsteller, einen gewissen Arnold Schwarzenegger, 1982 schlagartig zu Weltruhm verhalf - und ließ so begnadete Kunstwerke folgen wie "Er - stärker als Feuer und Eisen", "Thor der unbesiegbare Barbar" oder "Red Sonja" - Filme, die die konsequente Fortsetzung des klassischen, an sich schon nicht allzu intelligenten Sandalenfilms aus den 60ern bewerkstelligten, nur auf noch viel primitiverem Niveau.
Obwohl "The Scorpion King" offiziell als Prequel zu den beiden Mumienfilmen geführt wird, hat der Streifen inhaltlich kaum noch etwas mit den Abenteuern des Mullbindenmannes gemein. "Eraser"-Regisseur Chuck Russell, der den Regie-Stuhl von Stephen Sommers übernahm, verzichtete im Gegensatz zu den "Mummy"-Filmen gänzlich auf Horror- und Fantasy-Versatzstücke und verlegte sich ganz auf die Grundprinzipien eines jeden Barbaren- und Sandalenfilms. Neben dem Gattungswechsel ist auch die Hauptfigur nur noch vom Namen und Aussehen her mit dem Skorpionkönig aus "The mummy returns" identisch: Aus dem dämonischen Rebell, der sich mit dem Totengott Anubis verbündete, um mit einer Armee von hundeköpfigen Monstern das ägyptische Theben niederzuringen und 4000 Jahre später die Menschheit zu bedrohen, wird hier ein heldenhafter, muskelstrotzender und schwertschwingender Anabolika-Strahlemann mit blitzblanken Zähnen, sauber frisiertem Pferdeschwanz und breiter Identifikationsmöglichkeit für das pubertäre und vorpubertäre Zielpublikum. Inhaltlich haben sich Regisseur Russell und Drehbuchautor Jonathan Hales gar nicht erst die Mühe gegeben, der allenfalls rudimentär zu nennenden Handlung auch nur den Hauch eines pseudo-historischen Anstrichs zu geben. Unbeschwert verwursten sie stattdessen so ziemlich alles, was das Abenteuer-, Sandalen- und Barbaren-Kintopp der vergangenen 30 Jahre an abgedroschenen Billigstmotiven herzugeben vermag, verquirrlen das Ganze mit diversen aus dem Zusammenhang gerissenen Elementen aus abend- wie morgenländischer Mythologie, mixen noch einen kräftigen Schuss Martial Arts und möglichst exotische Schauplätze dazu, garnieren das Ganze mit kernigen Mannsbildern und holden Weiblichkeiten, und fertig ist das knallig-spaßige Fantasy-Gebräu, das sich im Gegensatz zu seinen thematischen Vorgängern aus den 80ern nicht eine Sekunde ernst nimmt - einen Güterzug Popcorn bitte! Rudimentäre Strukturen einer logischen Handlung sind bei "The Scorpion King" nur bei äußerst intensiver Suche und mit sehr viel gutem Willen zu orten, aber quem jucat? Chuck Russells Film will, genau wie die Wrestling-Aktivitäten von Hauptdarsteller Wayne "The Rock" Johnson ohnehin nur eins: Fun Fun Fun! Was bereits der furiose Auftakt mehr als deutlich macht, bei dem Johnson alias Mathayus wie ein Deus ex machina mit Donnergetöse in der Unterkunft eines feindlichen Wikingerstammes (sic!) aufkreuzt und seine Widersacher mit einem herzlichen "Buh!" begrüßt. Huhu, das Kasperle mit dem großen Bizeps und dem noch größeren Säbel ist da! Von da an ist die Marschrichtung gesetzt, im Fünf-Minuten-Takt setzt es wüste, aber äußerst artistische und stets ansprechend choreographierte Kloppereien, bei denen weder Logik noch die Gesetze der Schwerkraft und der übrigen Physik eine sonderlich gewichtige Rolle spielen, dafür aber Slapstick und Klamauk umso mehr.
Trotz Intelligenzverweigerung vom Ausmaß eines handelsüblichen Mittelgebirges hat Russels "Scorpion King" also alle Zutaten für ein äußerst kurzweiliges und spaßiges Popcorn-Event. Und wenn man bedenkt, dass es tatsächlich Spekulationen darüber geben soll, den mittlerweile 54jährigen Arnold Schwarzenegger ein drittes Mal als Conan the Barbarian auflaufen zu lassen, dann ist Dwayne Johnson allemal die bessere Alternative! "The Scorpion King" ist nichts weiter als eine knallbunte, quietschfröhliche und schnell verdaute Film-Seifenblase, genauso sinn- wie niveaufrei, aber ebenso ohne Risiken und lästige Nebenwirkungen. Johannes Pietsch |
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