Sexy Beast
"Sexy Beast", das Kino-Debüt des Werbefilmers Jonathan Glazer, war die Entdeckung
des Sundance Film Festivals 2001. Der clevere Neo-Noir-Thriller überrascht durch
außergewöhnliche Optik, starke Darsteller und nette Regie-Spielereien.
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Ben Kingsley blieb ein Oscar verwehrt. |
Ex-Gangster Gary "Gal" Dove (Ray Winstone) hat seine Zeit hinter Gittern abgesessen
und sich mit Freundin Deedee (Amanda Redman) an der spanischen Costa del Sol zur
Ruhe gesetzt. Die Idylle vom perfekten Leben wird jäh gestört, als Gal die Geister
der Vergangenheit einholen. Der psychopathische Ganove Don Logan (Ben Kingsley)
wird von dem Londoner Unterwelt-Boss Teddy Bass (düster: Ian McShane) beauftragt,
Gary für einen letzten großen Coup zu verpflichten. Das Problem: Der angsteinflössende
Logan akzeptiert kein "Nein" - eher würde er Gary umbringen.
Das innovative Kino-Debüt von Werbe- und Videoclipfilmer (Radiohead, Blur, Jamiroquai)
Jonathan Glazer lebt im Kern von dem ausgefeilten Psycho-Duell der beiden superben
Hauptdarsteller. Ben Kingsley gibt den Psychopathen Logan mit starker Intensität
und hoher Glaubwürdigkeit, wirkt nicht nur auf Gegenspieler Ray Winstone, der
als geläuterter Gangster überzeugt, furchteinflössend bedrohlich. Der Oscar für
den besten Nebendarsteller blieb dem Charakterkopf ungerechtermaßen verwehrt - aber eine
Nominerung ist auch schon was. Außerdem führte die Aufmerksamkeit, die dem Film
durch die Oscars geschenkt wurde dazu, dass sich mit Senator endlich ein deutscher
Verleih gefunden hat.
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"Bin ich sexy?" |
Glazer garniert seine Tour de Force mit surrealen Sequenzen, die Tempo, Optik und
Rhythmus des Films brechen. Unverkennbar sind seine Wurzeln als Clipfilmer. Aber
im Gegensatz zu Ex-Spotfilmern wie Michael Bay ("Pearl Harbor"), Simon West
("Lara Croft: Tomb Raider") oder Tony Scott ("Top Gun", "Spy Game"), die ihre Werke
zumeist mit kitschiger Postkartenoptik überziehen, setzt Glazer in seinem Debüt
auf kontrastreiche Licht-Schatten-Reflexe und außergewöhnliche Kameraperspektiven.
"Sexy Beast" füllt das Film-Noir-Genre des Farben und Emotionen. Eine Stärke des Films
erweist sich gleichzeitig als Schwäche: Glazer gibt seinen Charakteren viel Zeit
und Raum, sich zu entwickeln – manchmal zu viel. Ein etwas strafferes Tempo hätte
"Sexy Beast" vor allem in der ersten Filmhälfte nicht geschadet. Das ändert aber
nichts daran, dass Jonathan Glazer ein außergewöhnliches Leinwand-Debüt vorlegt,
das in der Independent-Szene viel Beachtung gefunden hat.
Carsten Baumgardt
Links:
Die offizielle Site zum Film
Website des Autors
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