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Simple Plan - "No Pads, No Helmets... Just Balls"

Was ist Punk? An dieser letzlich elementaren Frage entscheidet sich einiges. Ganze Schicksale werden durch diese Fragestellung bestimmt.

1994 schieden sich die Geister, ob Green Day aufgrund ihres millionenfach verkauften Werkes "Dookie" noch Punk seien oder nicht. Die gleiche Frage mussten sich The Offspring 1998 gefallen lassen, als sie vom Vorzeige-Indielabel Epitaph zum Major Sony wechselten. Woran macht man Punk fest? Wer bestimmt überhaupt, was Punk ist? Oder gibt es letzten Endes keine einheitliche Begrifflichkeit? Einigkeit besteht insoweit, dass beim Punk Auflehnung, Revolution und (zumindest in den Anfangstagen) Selbstzerstörung im Vordergrund stehen. In letzter Zeit scheint es jedoch so zu sein, dass es immer mehr die Trendforscher und die Plattenfirmen sind, die ihren neu gesignten Bands diesen Stempel aufdrücken. Immerhin lassen sich in den U.S.A. stattliche Beträge mit Bands verdienen, denen das Etikett Punk anhaftet. Gerade bei der Zielgruppe der 15 - 25jährigen verkaufen sich die entsprechenden Produkte wie geschnitten Brot. Damit die Eltern jedoch nicht aufmucken, wird noch schnell das unsägliche Wörtchen Pop vor Punk gesetzt. So sind dann alle zufrieden. Jetzt kann die Musik hineiin ins Kinderzimmer, während die dunkle Seite des Punk vor der Haustür stehen bleibt.

Simple Plan
Nun treten Simple Plan aus Kanada auf den Plan (wie lustig). Auf den ersten Blick scheint das Quintett alle Voraussetzungen für eine Band zu erfüllen, die Punk ist: sie sind männlich, Anfang 20, tragen Designer-Skaterklamotten und sehen so aus, als ob sie ausschließlich auf Spaß aus sind. Nun denn: eine weitere Punk-Band also! Nicht so schnell! Nur weil etwas nach Punk aussieht, muss es aber noch lange nicht so sein. Lassen wir die Musik entscheiden. Diese ist definitiv eher Pop als Punk: die Band spielt sich durch zwölf aalglatt produzierte Stücke, die sogar für Blink 182 (bei denen man wirklich zweifeln darf, ob die nun Punk sind) schon zu banal und bieder wären. Da geht es um die typischen Sorgen der Teenager: Klamotten, erster Sex, weiche Drogen und viel, viel Party. Außerdem fehlt es den Songs an Speed und Schmackes. Sie dümpeln irgendwo im absoluten Midtempo-Bereich vor sich hin, sodass es auch niemandem weh tut. Auch die Titel deuten schon an, dass hier nicht all zu tiefes philosophisches Wasser plätschert: "The Worst Day Ever", "I'm Just A Kid" oder "When I'm With You" sprechen schon für sich. Man hört Konsens-Pop, der auf dem Soundtrack irgendeines belanglosen Teenie-Films nicht weiter auffallen würde. Es wäre nicht verwunderlich, wenn man Simple Plan demnächst auch als Vorgruppe zu Britney Spears oder den Backstreet Boys (A.J. ist vielleicht ein bisschen Punk) zu sehen kriegt.

Es ist schon ein wenig traurig, dass die letzten Überlebenden des Punk, wie z.B. Bad Religion oder Social Distortion, langsam in ihre besten Jahre kommen. Sie ebneten den Weg für junge Bands, die sich dann mit Punk light dumm und dämlich verdienten. Der eigene große Erfolg blieb natürlich aus. Simple Plan werden da sicherlich keine Ausnahme sein, zu groß ist dafür ihr Hit-Potential und ihre Familientauglichkeit. Sie werden reich werden. Arnim, Frontman der Berliner Band Beatsteaks, sagte einmal zutreffend: "Punk sind für mich The Sex Pistols, Ramones und The Clash. Sie sind definitiv wichtige Einflüsse für mich. Allerdings würde ich mich nie erdreisten, mich Punk zu nennen, da ich die damalige Explosion nicht miterlebt habe." Diese Worte sollten sich die Plattenbosse zu Herzen nehmen. Dann klappt es vielleicht beim nächsten Versuch, aus einer 08/15-Pop-Band eine vermeintliche Punk Band zu machen.

Daniel Iranyi

Wir bedanken uns bei eastwest für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.

Links:
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Die offizielle Site von Simple Plan
Eastwest - Simple Plans Plattenfrima

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