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Spy Kids

Kann Antonio Banderas noch gute Filme drehen? Müsste man nach diesem Film antworten, wäre ein klares »Nein« die Folge.

Ja, dies ist eine fast gewöhnliche Familie.
Für ihre Kinder Carmen und Juni sind Gregorio und Ingrid Cortez die langweiligsten Eltern auf der Welt. Zwar erzählen sie ihnen vor dem Schlafen gehen immer die abenteuerlichsten Agentengeschichten, aber unter Tags könnten die beiden öder nicht sein. Dies ändert sich allerdings rasch, als plötzlich ein Stoßtrupp in das Haus einfällt und ihnen der Babysitter einen geheimen Ausgang aus dem Haus zeigt. Der Hintergrund: Gregorio und Ingrid waren früher die besten Spione ihrer Länder und verliebten sich während der Ausführung ihres Dienstes. Um die Sicherheit ihrer Kinder nicht zu gefährden, zogen sich die beiden aus dem Agentenleben zurück und hätten eigentlich glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben können.

Doch eine geheimnisvolle Entführungswelle von Topspionen lässt Gregorio keine Ruhe. Die Spur führt rasch zu Fegan Floop, der rein äußerlich an Harmlosigkeit kaum zu überbieten ist. Unter dem Deckmantel einer populären Kindershow im Fernsehen arbeitet er gemeinsam mit dem Wissenschaftler Alexander Minion an dem perfekten Spion – an Roboterkindern, welche die wichtigsten Kinder der Welt (so z.B. die Tochter des Präsidenten) ersetzen sollen. Es dauert nicht lange und auch Gregorio und Ingrid befinden sich in seiner Gewalt. Nun müssen ihre Kinder Carmen und Juni eingreifen, denn die beiden sind die einzigen, welche sie aus ihrer misslichen Lage befreien können...

Warum auch immer, aber »Spy Kids« zählt in den USA zu den Überraschungshits dieses Sommers und war dabei so erfolgreich, sodass die gleiche Besetzung nächstes Jahr gleich noch einmal auf Verbrecherjagd gehen kann. Woran kann es liegen, dass sich Millionen von Kinobesuchern mit diesem Film gängeln ließen, der grob gesagt nichts weiter als eine Aneinanderreihung von peinlichen Szenen ist? Auch wenn es sich hier um einen lupenreinen Kinderfilm handelt, sollte man doch wenigstens ein gewisses Grundmaß an Niveau verlangen dürfen.

Wieder einmal muß ein verrückter Wissenschaftler gestoppt werden.
Allerdings muss man den Machern dieses Films auf eine masochistische Art und Weise danken, denn zum Lachen hat man hier wahrlich genug. Dies ist zum Großteil aber ein sehr gequältes Lächeln, welches man halt von sich gibt statt über teilweise extrem dilettantische Szenen in Tränen auszubrechen. Grundsatz Nummer 1: Auf keinen Fall nach einem Tiefgang in den Dialogen suchen. Wenn die Erwachsenen reden, hört man am besten überhaupt gleich weg. Aber wie soll man auch hochwissenschaftlichen und streng moralischen Gesprächen folgen können, wenn sie sich in einer Teletubbywelt abspielen, in der daumenähnliche Roboter durch die Gegend stapfen und Alex-Krause-Verschnitt Dr. Floop eine fantastische Kreation nach der anderen entwickelt. Einzig die Gespräche der beiden Kinder Carmen und Juni können phasenweise mit ein wenig Wortwitz aufwarten, der allerdings auch erst in äußerst wirren Szenen herausgefiltert werden muss.

Jenseits von Gut und Böse sind die Special Effects geraten und ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie man derart offensichtliches und peinliches Ruckeln bei den simpelsten Effekten im fertigen Film belassen konnte. So bleiben Banderas und Gugino bei der Landung mit dem Fallschirm für Sekundenbruchteile kurz vor dem Aufprall in der Luft stehen, nur um dann in slow motion auszulaufen. Ein anderes Mal sieht man die Fabrikationsmaschine der Roboter – ebenfalls total ruckelnd und verzerrt. Und schließlich vollends lächerlich macht man sich, als Carmen mit einem Jetpack durch ein Tunnelsystem fliegt und man dabei nur allzu deutlich sieht, dass das Mädchen in die Szene hineinkopiert wurde.

Die Handlung ist nicht einmal sekundär, was schade ist, hätte der Stoff doch das Zeug für eine fröhliche Agentenhatz gehabt. Leider ist gerade die Überzeichnung von Szenen meistens völlig deplaziert, noch dazu, wenn dies offensichtlich unbeabsichtigt geschehen ist. Auch zahlreiche namhafte Stars wie Tony Shaloub, Robert Patrick und Danny Trejo können die Qualität nicht heben (den peinlichen Auftritt von Teri Hatcher vergessen wir am besten gleich wieder) und einzig Alan Cumming versprüht einigermaßen Sympathie und Können. Wie man es besser machen kann, demonstriert in der Schlussszene George Clooney, der in seinem halbminütigen Gastauftritt mehr Komik und Flair versprüht als der Rest der Besetzung in der Zeit zuvor.

Fazit: »Spy Kids« ist ein unausgereifter, unkoordinierter und extrem dilettantischer Kassenknüller. Traurig – aber wahr.

Claus Schlamadinger

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