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Jana Hensel: Zonenkinder

Die DDR ist tot, doch ihre Witwer, die Einwohner des deutschen Arbeiter- und Bauernstaates leben. Wie sie heute leben und was sich in ihrem Leben seit dem Fall der Mauer geändert hat, davon erzählt Jana Hensel in "Zonenkinder".

Die Berliner Mauer
Foto: galerie-noir.de
"Die Deutsche Demokratische Republik war einfach noch nicht verschwunden. Sie hatte mit dem Fall der Mauer nicht, wie viele glaubten, ihren Hut genommen, sie war nicht weggegangen und hatte die Menschen an den nächsten, schon vor der Tür Wartenden abgegeben. Sie hatte sich nur verwandelt und war von einer Idee zu einem Raum geworden, einem kontaminierten Raum, in den freiwillig nur der einen Fuß setzte, der mit den Verseuchungen Geld verdienen oder sie studieren wollte. Wir aber sind hier erwachsen geworden. Wir nennen diesen Raum, fast liebevoll Zone. Wir wissen, dass unsere Zone von einem Versuch übrig geblieben ist, den wir, ihre Kinder, fast nur aus Erzählungen kennen und der gescheitert sein soll. Es gibt hier heute nur noch sehr wenig, was so aussieht, wie es sein soll. Doch langsam fühlen wir uns darin wie zu Hause."

Eine Zusammenfassung von Jana Hensels Debüt mitten in ihrem Buch "Zonenkinder". 1976 wurde die Autorin in Leipzig und damit in der DDR geboren. Als die Mauer fiel und damit die DDR verschwand, war Hensel gerade mal 13 Jahre alt. Zu den üblichen Problemen des Erwachsenwerdens kam nun ein neue Heimat, die so gar nicht die Ihre werden wollte.

Jana Hensel hat mit "Zonenkinder" ein sehr persönliches und rührendes Buch geschrieben, das nicht das sozialistische Regime der DDR sondern die Menschen des verschwundenen Staates und ihr Leben thematisiert. Spricht Hensel von der DDR, dann spricht sie vor allem von ihrer Kindheit, von Spartakiaden, Jugenddiskos, Abzeichen und der Ostsee. Nicht alles in DDR war rosarot, aber Hensels Kindheit war doch unkompliziert und idyllisch. Und nun 13 Jahre nach dem Fall der Mauer sind von dieser Kindheit die meisten Spuren verschwunden. Dinge tragen andere Namen, Straßen haben einen anderen Verlauf und nur die wenigsten Gebäude sehen noch so aus wie damals.

Der Fall der Mauer am 9.11.1989
Foto: kssursee.ch
Kopieren wollte die Autorin und ihre Altersgenossen die Leute aus dem Westen. Schnell wollten sie dazugehören, und das beste Kompliment war es für sie, wenn jemand vermutete, dass sie aus Bielefeld oder Hannover kommen würde. Sie wollten Teil der für sie neuen Gesellschaft werden, und nichts sollte daran erinnern, dass sie aus der "Zone" kamen.

Jana Hensel schrieb "Zonenkinder", um nicht zu vergessen und auch um zu erzählen, was viele bereits vergessen haben und einige noch gar nicht wussten: Wie es war, in der DDR aufzuwachsen. Und sie schreibt vor allem über die letzte Generation des anderen deutschen Staates, die, deren Kindheit in zwei Staaten stattfand und die schneller umlernen mussten als alle anderen. Es gab Viele nach der Wende, die ein "gesamtdeutsches Gefühl" herbeireden wollten, doch um überhaupt zu wissen, was dieses Gefühl sein soll und wie es sich anfühlt, sollte man etwas erfahren von dem anderen Teil dieser Gesamtheit, und man kann Jana Hensel für ihre Erinnerungen, die sie mit dem Rest der Republik teilt, nur danken.

Sachar Kriwoj

Wir bedanken uns bei Rowohlt für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.

Link:
"Zonenkinder" erscheint bei Rowohlt

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