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Der Herr der Ringe – Die zwei TürmeEin ganzes Jahr lang mussten die Fans auf die Fortsetzung des großen Fantasy-Epos warten. Aber konnte Regisseur Peter Jackson das hohe Niveau des ersten Teils aufrechterhalten oder gar noch steigern? Es ist schon eigentümlich, wenn angesichts des Gigantismus von Massenszenen, gewaltigen Kulissenbauten und überbordender Tricktechnik eines Films ausgerechnet eine Szene mit einem kleinen, CGI-animierten Fantasiewesen am intensivsten in Erinnerung haften bleibt: Es ist jene Sequenz in "The Lord of The Rings – The two towers", in der Gollum einen Monolog – oder besser – einen Dialog mit sich selbst hält und stets mit wechselnder Mimik mit seinem alternierenden Ego debattiert, wie man am besten mit den beiden Hobbits Frodo und Sam umgehen solle, um ihnen den begehrten Ring wieder abzujagen. Gollum alias Sméagol, jenes derangierte, fratzenhafte Grottenolm-Geschöpf, einst selbst Halbling vom Familienschlag der Starren, aber durch den jahrelangen Besitz des Einen Rings körperlich deformiert und geistig vergiftet, getrieben von rasender Wut auf die Hobbits, unbändiger Gier nach dem Ring und der schicksalhaften Erbsünde des Mords, den er einst an seinem Freund Déagol beging.
"Well, master, we're in a fix." Es ist schon ein symptomatischer Satz, den Sam Gamgee zu Beginn des Kapitels "The taming of Sméagol", etwa zur Hälfte des zweiten Bandes von J.R.R. Tolkiens "Lord of The Rings" ausspricht. Denn in einer misslichen Situation befand sich Regisseur Peter Jackson mit dem zweiten Teil seiner Verfilmung der bekanntesten Roman-Trilogie der Fantasy-Literatur ohne Zweifel: Wie soll und kann man ein Filmwerk, welches weltweit über 870 Millionen Dollar einspielte, bei Fans und Kritik begeisterte Ovationen erntete, für 13 Oscars nominiert und schlussendlich mit vieren der begehrten Trophäe ausgezeichnet wurde, noch übertreffen? Noch dazu, wenn alle drei Teile größtenteils gleichzeitig abgedreht wurden und nach dem Kinostart von "The lord of the rings – The Fellowship of The Ring" vor einem Jahr nur noch Post Productions blieben, um an Teil 2 zu feilen. Doch "The Two Towers" ist trotz noch größeren Aufwands an Tricks, Effekten, Landschaften und Panoramen, Massenszenen, Monstern und Fabelwesen nicht im gleichen Maße perfekt geraten wie sein Vorgänger: Ausgerechnet Peter Jackson unterliefen im Umgang mit der Story handwerkliche Fehler, die einem so versierten, förmlich besessenen Kino-Magier nie hätten passieren dürfen! Die Story
Massiv gekürzt wurde unter anderem bei Aragorn, Legolas und Gimlis Verfolgung der Orks, die am Ende des ersten Teils die beiden Hobbits Merry und Pippin verschleppten. Recht schnell wechselt die Handlung nach Rohan und anschließend zur Schlucht Helm's Deep, wo die Auseinandersetzung zwischen den Menschen von Rohan und den Truppen des abtrünnigen Zauberers Saruman in einer gewaltigen Schlacht kulminiert. Zeitgleich setzen Sam und Frodo ihren Weg gen Mordor fort, wobei sie im ehemaligen Ringbesitzer Gollum einen unwillkommenen Begleiter erhalten. Intelligenterweise sparte sich Jackson die Begegnung des Trios mit Shelob für den dritten Film auf. Mit der Ungolianth-Nachfahrin wäre nach der Schlacht von Helm's Deep sicher nur unnötig dramatisches Pulver verschossen worden.
Doch Jacksons bislang traumwandlerisch sicherer Umgang mit der literarischen Vorlage, der er in "Fellowship of The Ring" weder durch die vielen (notwendigen) Kürzungen und Straffungen noch durch eigene erzählerische Adjunktionen wie zum Beispiel die Aufwertung der Figur Arwens in Geist, Stil und Atmosphäre etwas anhaben konnte, weist in Teil zwei urplötzlich massive Schlagseite auf. Gerade die narrativen Neuelemente aus Jacksons eigener Feder, mit denen er mitunter die eigene Vergangenheit im Garagen-Horror referenzierte und die dem ersten Teil den Geist einer autarken, aber nicht den Geist der Vorlage verratenden Adaption verlieh, wirken hier überzogen, gekünstelt, überfrachtet und unstimmig. Wie gelungen passte im ersten Teil Bilbos kurze, aber umso erschreckendere zombiehafte Verwandlung, als ihn in Bruchtal noch einmal die Gier nach dem Ring übermannt, und wie lächerlich wirkt dagegen die dämonische Besessenheit, die Peter Jackson dem Rohan-König Théoden andichtet und damit die Bedeutung der Figur Grima Wormtongue fast völlig ad absurdum führt. Ganz und gar ärgerlich wird die Jackson'sche Interpretation, wenn er Zwergenfürst Gimli (John Rhys-Davies) zur Disney-Witzfigur und dessen Kleinwuchs zum völlig überflüssigen Running Gag degradiert, was unter anderem die abgrundtief düstere Stimmung der Helm's-Deep-Schlacht, die ansonsten ganz auf das hoffnungslose Weltuntergangs-Ambiente der Romanvorlage abgestimmt ist, stellenweise zunichte macht. Die Schauspieler
FazitNach wie vor ist Peter Jacksons filmisches Kolossalgemälde das Beste, was der lange als unverfilmbar geltenden Romanvorlage passieren konnte. Dem Neuseeländer gelingt es unverändert, ein eigenständiges Werk zu schaffen und keine geschriebenen Buchstaben in Bildern nachzuerzählen. Sein Versuch, dem düster-martialischen Monumentalepos vom archaischen Kampf des Guten gegen das Urböse mittels selbstironischer Versatzstücke etwas Zeitgeist beizubringen, dürfte jedoch als gescheitert angesehen werden. Filmtechnisch hat Peter Jackson seine Tolkien-Adaption nach wie vor fest im Griff. Inhaltlich wird er sich jedoch für den dritten, noch sehr viel düsteren Teil ein gehöriges Quantum an Selbstdisziplin auferlegen müssen, um erzählerisch nicht zu scheitern. Johannes Pietsch Mehr bei brainstorms: Links: Kaufempfehlungen: |
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