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Handel bringt Geldsegen

Das Vermögen der Familie Schmidt-Ruthenbeck wird auf 4,6 Milliarden Euro geschätzt. Zu verdanken haben sie dieses zum großen Teil der Kooperation mit Otto Beisheim. Mit ihm gründeten sie 1964 die Metro Handelskette.

Otto Beisheim, selber einer der reichsten Deutschen und guter Freund des so arg gebeutelten Leo Kirchs, hatte einen großen Anteil am Erfolg der Familie Schmidt-Ruthenbeck. Die von Beisheim 1964 in den USA entdeckte Geschäftsform "Cash and Carry" hatte, wie man heute im Ergebnis sieht, ein unglaubliches Potenzial. Mit dem Wirtschaftszweig des Abholgroßhandels wurden sagenhafte Gewinne erwirtschaftet.

Beisheim erkannte und nutzte diese Chance folgendermaßen: Er verbündete sich mit der Ruhrdynastie Haniel und den Duisburger Spar-Großhändlern Reiner und Michael Schmidt-Ruthenbeck und gründete in Mülheim a.d. Ruhr den ersten Großmarkt. Die Geburt der Metro-Gruppe! Eine schwer vergleichbare Erfolgsgeschichte mit Wachstumsraten, die den Boomzeiten der New Economy in nichts nachsteht. Diese Success-Story ist eine der erfolgreichsten Neugründungen der deutschen Nachkriegszeit: Nach bereits 32 Jahren erwirtschaftet die Handelskette einen Jahresumsatz von ca. 52 Milliarden Euro.

In Deutschland natürlich Marktführer, in Europa der zweitgrößte Handelskonzern und der drittgrößte in diesem Segment weltweit. Jedoch ist das nicht das einzige Gebiet, auf dem die Schmidt-Ruthenbecks eine Spitzenpostition einnehmen – wenn man die folgende überhaupt als eine solche definieren kann. Ihr Privatleben ist nicht nur dem Worte, sondern auch dem Sinn gemäß wirklich privat. Fotos auf Partyseiten von Magazinen oder Gazetten sind nicht nur rar, sondern einfach nicht vorhanden. Es scheint fast so, dass sie sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen haben.

Im Sommer 2000 kam der Bruch mit ihrem Mitgründer Otto Beisheim, denn sie forderten gemeinsam mit der Familie Haniel die Ablösung von Metro-Aufsichtsratchef Conradi – einem Vertrauten Beisheims. Beisheim kommentierte das damals mit dem Ausdruck, er sei "menschlich schwer enttäuscht". Daraus folgte der Verkauf des Drittel-Anteils der BHS Holding AG (Beisheim, Haniel, Schmidt-Ruthenbeck).

Jedoch erwies sich das als gar nicht so verkehrt, denn der Sektor, in dem sich die BHS Holding AG bewegte, schwankte – wie wir alle mittlerweile wissen, fiel er auch. Es war eine Vermögensverwaltungsgesellschaft, die Mehr- und Minderheitsinvestments an über 100 Unternehmen mit dem Schwerpunkt Internet bündelte. Das war zu der Zeit für die beiden Brüder durchaus kein schlechtes Geschäft, obwohl man nie erfahren konnte, wie Beisheim die Brüder damals bezahlt hat – wenig war es zu der Zeit auf jeden Fall nicht.

Ein gutes Timing zeichnet Kaufleute natürlich aus, aber wie wir wissen, war es nicht ganz freiwillig – ein Fiasko blieb den Schmidt-Ruthenbecks aber nun mal somit erspart.

Boris Sosnizkij

Anmerkungen

Walter Vieth, von 1962 bis 1970 Geschäftsführer des ersten METRO C&C Großmarktes, per E-Mail (12.10.2007):

Ich habe soeben Ihren Text zum Thema "Schmidt-Ruthenbeck" gelesen und dabei festgestellt, dass einige Ihrer Informationen nicht stimmen. Ich war von 1962 bis 1970 Geschäftsführer des ersten METRO C&C Großmarktes – war also Zeitzeuge – und meine, einige Unklarheiten und Ungenauigkeiten in den Fakten sollten berichtigt werden:

1. METRO-Gründer war nicht Otto Beisheim. Der Duisburger SPAR-Großhändler Wilhelm Schmidt-Ruthenbeck und sein Bruder Ernst Schmidt haben in Essen-Altenessen, Lützkenbrauk 64, den ersten METRO-SB-Großmarkt gebaut und eröffnet. Er besteht heute noch. Sie hatten die Idee zur Geschäftsform Cash & Carry, sie haben den Namen METRO gewählt. Mit den Söhnen (Rainer und Dr. Michael) und ihrer Schwester ist die Familie heute noch wesentlicher Gesellschafter der METRO AG.

2. Die Idee C&C war zur Zeit der METRO-Gründung (8.11.1963) in Deutschland schon sehr bekannt. Allein die Firma Terfloth & Snoek aus Münster setze 1963 mit ihren C&C-Märkten in Münster und Bochum schon über 1 Mrd. DM pro Jahr um. Die Idee wurde also nicht von Otto Beisheim aus den USA importiert.

3. Zur Zeit der Eröffnung des zweiten METRO-SB-Großmarktes in Mülheim an der Ruhr beteiligten die METRO-Gründer Schmidt-Ruthenbeck/Schmidt den Mülheimer Elektrogeräte-Großhändler STÖCKER & REINSHAGEN (Familie Schell) mit rund 50 %, deren Prokurist Otto Beisheim war. Beisheim wurde Hauptgeschäftsführer des nun als METRO-SB-Großmärkte GmbH & Co. KG firmierenden Unternehmens. Der Sitz wurde von Essen nach Mülheim verlegt.

4. Beisheim lernte 1966/67 durch Zufall Dr. Lenz kennen, der damals Vorsitzender der Geschäftsleitung des Duisburger Familienunternehmens HANIEL & CIE. war. Die Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck kannten sich bereits als traditionsreiche Duisburger Unternehmerfamilien. Beisheim schaffte es, Haniel als METRO-Gesellschafter zu gewinnen. Ab diesem Zeitpunkt hate die METRO 3 Gesellschafter mit je einem Drittel Anteil: Die Familie Schmidt-Ruthenbeck (Gründer), die Familie Haniel, und Otto Beisheim, der Alleingeschäftsführer wurde und der wesentlichen Anteil an der außerordentlich positiven Entwicklung der METRO zum heute drittgrößten Handelskonzern der Welt hat. Seit dieser Zeit ist Düsseldorf Sitz der Gesellschaft.

Link:
brainstorms!-Serie: Der Milliardärsclub

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