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Milliardärsclub: Friedrich Karl Flick

Die Schattenseiten eines Milliardenvermögens und seines Eigentümers

Dem Kapitalismus konnte man stets etwas Positives abgewinnen, jedoch hat auch er seine Schattenseite bzw. hat er weniger populäre Gesichter hervorgebracht: Friedrich Karl Flick (FKF) ist so einer. Er ist ein Milliardär, der seinesgleichen in diesem Land vergeblich sucht.

Nach dem Erlös in Höhe von 5,4 Milliarden Mark, die er vor 18 Jahren für sein Industrieimperium bekommen hatte, ließ er es sich durchaus gut gehen, jedoch investierte er auch mit gutem Geschäftssinn.

Sein Geld floss in einige interkontinentale Aktienpakete, ein Forstgut, einen Landsitz in den USA, eine Residenz in München durfte ebenfalls nicht fehlen und zudem in unzählige Kunstgegenstände.

Hinzu kommt ein ca. 40 Millionen teures Anwesen mit 40 Zimmern am Wörthersee. Diese Burg konnte er während der Parteispendenaffäre, die sogar seinen Namen in den 80er Jahren trug, gut gebrauchen, denn dort ist kein "Reporter-Ritter" oder sonst jemand, der ihn hätte stören können, hineingekommen.

Besonders negativ ist sein Name in dem Zusammenhang der Entschädigungszahlungen für NS-Zwangsarbeiter zu nennen. Er lehnte es resolut ab, auch nur einen Cent in diesen Fonds einzuzahlen, obwohl sein Herr Vater sein Vermögen gerade während der Zeit des Dritten Reiches erwirtschaftet hatte.

Sein Neffe Friedrich Christian Flick hatte jedoch eine hervorragende Idee, den angeschlagenen Ruf des Onkels auf zu polieren. Er wollte, dass etwa 2000 seiner kostbaren Kunstwerke der Stadt Berlin ausgeliehen werden, um diese ausstellen zu können. Jedoch war auch da der Onkel absolut dagegen und genießt die mittlerweile fünft- oder sechstgrößte private Kunstsammlung der Welt lieber mit seiner Frau Ingrid alleine.

"FKF" steht für unsagbaren Reichtum aber auch cleveren Geschäftssinn – und nicht zu vergessen die Bestechlichkeit deutscher Politiker aus allen Richtungen. Manch einer wird sich wohl noch an die Flick-Affäre erinnern und daran, wie sie dieses Land erschütterte.

Am Lebensabend geht "FKF" seiner Leidenschaft dem Jagen nach. Er lebt zurückgezogen in seiner Residenz in der Steiermark (am Wörthersee). Als Haupterbe und späterer Lenker des größten privaten Industrieimperiums der BRD hat er dieser jedoch den Rücken zugekehrt. Klar ist der Grund: Finanzielle Gesichtspunkte. Nach seinen Worten bietet Österreich "immerhin Rahmenbedingungen, die eine Erhaltung des Vermögens möglich machen".

Friedrich Flick (Vater von FKF) hatte die Grundvoraussetzungen für das Vermögen der Nachkommen geschaffen. Als Landwirtssohn verstand er es, die Inflation extrem positiv für sich zu nutzen. Er fasste am Anfang der 20er Jahre Fuß in der Montanindustrie, und der Zweite Weltkrieg kam ihm durchaus entgegen. Seit 1933 war er der zweitgrößte Stahlproduzent des Dritten Reiches.

Man kann trotzdem sagen, dass er keinesfalls mit den Nazis sympathisierte, jedoch gelang es ihm wie keinem Anderen, an die wichtigen Personen heranzukommen und sie sich zunutze zu machen. Er wurde Wehrwirtschaftsführer und somit standen ihm 48.000 Zwangsarbeiter zur Verfügung. Amerikanische Militärrichter bestraften dies einige Jahre später mit sieben Jahren Haft. Das Ausnutzen von politischen Verhältnissen wurde "FKF" somit wortwörtlich in die Wiege gelegt, und er verstand es dann auch mit seinen Anlagen umzugehen.

1957 wurde er als 30-Jähriger ins Familienimperium eingegliedert. Als promovierter Betriebswirt konnte er sich bis zur Spitze des Unternehmens hocharbeiten, jedoch unter der Berücksichtigung, dass sein Bruder ein äußerst schlechtes Verhältnis zu dem Vater hatte. 1972 starb Friedrich Flick, so dass "FKF" der Alleinherrscher wurde und dieses durch dreistellige Abfindungen an die Familienmitglieder noch weiter stärkte.

Im selben Jahr verkaufte er, zur Überraschung der Finanzwelt, seine Daimler-Anteile von damals 1,9 Milliarden Mark an die Deutsche Bank. Eine Last blieb und sollte möglichst schnell beseitigt werden – die guten alten Steuern, die schon manch einem anderen Milliardär zu Schaffen machte.

Dieses Problem wurde durch Geldfluss an die drei großen Parteien fast beseitigt, in Folge dessen er äußerst umstrittene Steuerbefreiungen erhielt, die nur schwer nachvollziehbar waren.

Natürlich flog das Ganze auf, man spricht heute von der "Flick-Affäre um Parteispenden", jedoch war er nicht der Einzige. Auch andere Konzerne unterstützen die Parteien mehr als tatkräftig und verschafften sich dadurch Vorteile.

Insofern war es nicht verwunderlich, dass Herr "FKF" höchstpersönlich vor dem Untersuchungsausschuss aussagen musste. So manch einer neben Herrn Flick musste dran glauben und verlor seine Stelle, so z.B. auch Otto Graf Lambsdorff als Bundeswirtschaftsminister oder Hans Friedrich (Vorsitzender der Dresdner Bank), der dessen Vorgänger im Ministerium war. Hohe Strafen wegen Steuerhinterziehung folgten.

Nach dem Partei-Spenden-Skandal wollte er die Konzernleitung verlassen und seinen Anteil an dem Imperium in Bares Geld verwandeln, jedoch stand ihm auch hier das Finanzamt, wie man sich denken kann, zunächst im Wege. Milliarden von Mark hätten über die Erbschaftssteuer eingezogen werden können und so hatte er nur die eine Möglichkeit der vollständigen Betriebsaufgabe, die mit 28 Prozent besteuert ist. Daraufhin verkaufte er 1985 seine gesamten Industriebeteiligungen und genießt das Privatier-Leben mit seiner 33 Jahre jüngeren Frau.

Sein Leben umfasst aber natürlich auch die Verwaltung von 5,4 Milliarden Euro, die größtenteils in Aktien, Anleihen und einigen Immobilien investiert sind.

Boris Sosnizkij

Links:
brainstorms!-Serie: Der Milliardärsclub

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