Das »bad sex«-Kompendium, Teil 1

» zum »bad sex«-Kompendium, Teil 2

Offensichtlich wissen einige Menschen ganz genau, wie guter Sex geht und schreiben dann darüber, damit alle anderen auch in den Genuss ihrer geheimen Kenntnisse kommen. Aber was passiert, wenn man ihre tollen Tips beherzigt, darüber sagt einem keiner etwas.

Absolut jeder, der ansatzweise in ganzen Sätzen sprechen und schreiben kann und darüber hinaus schon mal Sex hatte, bei dem das Licht anblieb, fühlt sich heute berufen über guten Sex zu schreiben. Das gilt natürlich besonders für die in den winzigen Redaktionsbüros einschlägiger Frauenzeitschriften ansässigen Expertinnen für sexuelle Stilfragen.

Merke: Unterwäsche sollte man tragen, nicht weglassen...
Foto: sxc.hu
Sie werden nicht müde, ihre Leser mit Tips für den One-Night-Stand (»Verzichten Sie einfach mal auf Unterwäsche«) oder für die Wiederbelebung der Beziehung zu versorgen (»Kommen Sie mal raus aus dem Ehetrott, indem Sie ein kleines Rollenspiel probieren. Er ist der Klempner oder Sie die verruchte Krankenschwester«). Für ganz harte Fälle gibt es die Anleitung zum Auffinden der Geschlechtsorgane gleich mit dazu. »Legen Sie eine Spur aus Sprühsahne von den Brüsten bis zu Ihrer Klitoris.«

Aber über das unglückliche Ergebnis, das dabei herauskommen kann, wenn er tatsächlich mal ihre Klitoris findet, schreibt niemand. Ich hab nur noch nicht herausgefunden, ob außer mir (und den Beteiligten natürlich) einfach noch nie jemand schlechten Sex hatte, oder ob nicht doch womöglich ein großer Teil der Menschheit einfach nicht merkt, wenn der Sex schlecht ist. Um meinen Teil zur Aufklärung der bislang noch ganz zufriedenen Menschheit beizutragen, an dieser Stelle der bescheidene Anfang eines Anti-Cosmo-Bad- Sex-Kompendiums.

Zuallererst muss festgehalten werden, dass man prinzipiell keinen Sex mit Männern haben sollte, die nicht in der Lage sind die Klitoris zu finden, und erst recht keinen mit solchen Exemplaren, die nicht mal im Traum daran denken, sich auf die Suche danach zu begeben. Es sei denn, man möchte unbedingt mal wirklich schlechten Sex erleben.

Bei Grobmotorikern, denen das Spiel mit Nippeln schon zu friemelig ist und bei Männern, die Cunnilingus für eine gefährliche Tropenkrankheit halten, lohnt sich der Aufwand mit der Sprühsahnespur sowieso nicht (und der Rest kennt den Weg auch mit verbundenen Augen). Sollten sie wider Erwarten doch das zarte Teil finden, halten sie den Daumen drauf und reiben mit demselben Enthusiasmus und Geschick daran herum, mit der ein Siebtklässler in seinen Matheaufgaben radiert.

Je nach Stand der Beziehung hilft da nur Rauswurf, Schicksalsergebenheit oder Schauspieltalent. Die meisten Männer können einen Schmerzensschrei ohnehin nicht von einem weiblichen Orgasmus unterscheiden. Ganz ähnlich verhält es sich mit den anderen Tipps, die sich von Prosecco beschwipste Redakteurinnen einfallen lassen. Mein absoluter Lieblingstipp betrifft das ach so frivole Weglassen von Unterwäsche.

Anhand einer einfachen Formel, welche die Außentemperatur einbezieht und die Kürze des Rocks, unter dem man keine Unterwäsche trägt, lässt sich nämlich bequem berechnen, wie viele Stunden einer Frau noch zu fröhlichen Sexspielchen bleiben, bevor sie sich mit einer ausgewachsenen Blasenentzündung, einer Wärmflasche und einem Haufen Frauenzeitschriften auf der nächsten Toilette einschließen kann. Na gut, um genau zu sein geht es hier nicht mehr allein um schlechten Sex, sondern um ein komplett ruiniertes Wochenende.

Wenn man ganz besonders geschickt ist, so wie ich zum Beispiel, kombiniert man die Genitalfreiheit mit kleinen Rollenspielen. Bevorzugtes Kleidungsstück ist dabei ein sehr knappes Krankenschwesternoutfit aus Latex. Das ist abwaschbar und hat zudem den Vorteil, dass man bei niedriger Außentemperatur den Erkrankungsprozess erheblich beschleunigen und den schlechten Sex gleich ganz umgehen kann.

Dafür erntet man dann etwas später besonders befremdliche Blicke, wenn man sich im Schwesternfummel in die Hand einer echten Schwester in der Notaufnahme begibt, weil sich die Blasenentzündung nicht mehr mit normalen Hausmitteln kurieren lässt. Allerdings sollte man bei solchen Ausflügen unbedingt den entsprechenden Mann mitschleppen, um ihm die lästigen Erklärungen zu überlassen. Aber ich gebe zu, schlechten Sex hatte ich an jenem Wochenende wirklich nicht mehr.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
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