Von wilden Stieren und PfingstochsenAuf der Suche nach einem Heilmittel gegen LiebeskummerIch hab alle relevanten Artikel in einschlägigen Zeitschriften gelesen, brav meine Kreuzchen bei bunten Psychotests zu diesem Thema gemacht und genug Hollywood-Herzschmerz-Kino für ein ganzes Leben gesehen. Aber ich bin 30 geworden und hab noch immer keinen blassen Schimmer, was bei Liebeskummer zu tun ist.
Da nicht mal ich selbst das für eine gelungene Strategie halte, von meinem genervten Umfeld ganz zu schweigen, befrage ich gern erfahrenere Herzbruch- Patienten nach ihren Therapieansätzen. Der Weg zu neuer Stabilität scheint bei den meisten, egal welchen Geschlechts, von viel Alkohol geglättet zu werden. Bei Frauen kommt häufig exzessiver Schokoladenmissbrauch über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinzu. Erstaunlicherweise scheint jedoch niemand beides in Form von Likörpralinen zu kombinieren, was natürlich für den Geschmack meines Umfelds, jedoch gegen die Werbestrategie von Ferrero & Co. spricht. Vielleicht sollten die Mon-Chéri-Verantwortlichen (in den Ruhrauen besser bekannt als Mongscherie) verheulte Liebeskranke als Zielgruppe ins Auge fassen anstelle der Großeltern, die das Zeug wegen Altersdiabetes eh nicht essen können und die Gaben unkreativer Angehöriger daher über Jahre im Küchenschrank lagern. Männer gehen dann meist noch im sturztrunkenen Zustand auf die Jagd nach Sex. Ein Beischlafopfer muss her, relativ egal welches, Hauptsache willig. Und wenn man auf dem Weg durch die langen Nächte selbst ein paar gebrochene Herzen zurücklässt, um so besser. Schließlich sind in dieser Phase alle Frauen von Natur aus böse.
Die bösen Frauen trösten sich sowieso lieber mit schwulen Männern, bevorzugt solchen, die teure Kleidungsstücke über den Tresen reichen oder mit Kamm und Schere umgehen können. Nach der ersten Trauerphase muss ein radikaler Wechsel her. Ein neues Image, tiefes Dekollete statt Polohemden und kleine Zickenschühchen statt der flachen Treter. Nicht zuletzt auch weil man während der Trauer entweder radikal zu- oder abgenommen hat und jetzt eh eine neue Garderobe in anderer Größe benötigt. Gerne wird der Image-Wechsel mit einer neuen Frisur unterstützt. Das mag für manche Frauen funktionieren, ich aber werde künftig die Finger davon lassen. Mein erster Tröstungsversuch dieser Art bescherte mir mit 17 eine Dauerwelle im amerikanischen Country-Look, über die Freunde noch heute sehr gehässig lästern und mein letzter Versuch ließ mich mit irreversibel pumuckelroten Haaren (versehentlich gefärbt statt nur getönt) und längerer unfreiwilliger Sozialabstinenz zurück. Beeindruckt war ich in dieser Hinsicht nur von der Konsequenz, mit der eine Freundin sich über die Männer ihres Lebens hinwegtröstet. Für jede schal gewordene Affäre gibt es ein schickes Paar Schuhe und für jeden ernsthaften Mann einen fetten Goldring. Wenn sie so weitermacht, braucht sie bald ein extra Zimmer für die Schuhe und eine zusätzliche Hand für weitere Ringe. Aber davon lässt sie sich so gar nicht beeindrucken. Geschweige denn abhalten. Lyssa Wer noch mehr von Lyssa lesen möchte, kann ihr tägliches Weblog lesen: |
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