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Koitus oder Karotten?

Gute Vorsätze machen das Leben schwer, aber wer sich dem alljährlichen Spiel mit dem schlechten Gewissen entziehen will, stößt statt dessen nur auf neue Probleme. Früher oder später kehrt man wohl doch reumütig zu alten Mustern zurück.

Jetzt mal ganz ehrlich, bitte. Hat jemand von Euch Vorsätze fürs neue Jahr gefasst? Wirklich? Und hat auch nur ein Teil dieser Vorsätze die ersten zwei Wochen des neuen Jahrs überdauert? Nein? Danke, das hatte ich mir doch gedacht.

Die übliche Neujahrsdiät...
Foto: sxc.hu
Es mag einige da draußen geben, die auch am Tag 13 noch beschwingt mit der Brigitte-Diät durch das neue Jahr gehen und sich abends einreden, dass die Karottensticks mit dieser wahnsinnig kalorienarmen Joghurtsauce unwiderstehlich lecker sind. Und es sind auch sicherlich immer noch einige Neujahrs-Nichtraucher unterwegs, die weiterhin verzweifelt versuchen, sich nichts anmerken zu lassen, wenn sie lüstern am Dekolleté der jungen Frau vorbei schielen und sich statt dessen begehrlich die Lippen nach ihrer Zigarette lecken.

Aber der größte Teil der Menschheit hat spätestens am Tag 3 nach der Neujahrsausnüchterung alle guten Vorsätze über Bord geworfen und ist zurückgekehrt zum liederlichen Normalzustand. Der Mensch raucht, säuft, isst zuviel, arbeitet zuwenig und verstößt auch sonst gegen alle vernunftgesteuerten Vorsätze. Das allerdings mit einem schlechten Gewissen, das sich gelegentlich nagend aus den tieferen Bewusstseinsschichten meldet.

Und sofort fühlt man sich schlecht, ganz schlecht ob seines Versagens, lässt seine Aggression am nächstbesten Mitmenschen aus und greift wieder zum bevorzugten Suchtmittel, von dem man sich gerade erst per gutem Vorsatz zu verabschieden gedachte. Ein Teufelskreis, den man sonst heute nur noch in streng katholischen Haushalten oder bei den Mitgliedern protestantischer Freikirchen zu finden glaubte.

...die spätestens im Februar aber wieder so aussieht.
Foto: sxc.hu
Aber offensichtlich sind die Grundsätze der büßenden Selbstkasteiung auch bei den vermeintlich modernen Großstadtbewohnern zu tief eingegraben, als dass man sich davon mit einem Schulterzucken befreien könnte. Und wenn man es doch tut, so läuft man Gefahr, es gleich in gegenteiliger Hinsicht zu übertreiben. So ähnlich lautet zumindest das Ergebnis meines kläglich gescheiterten Selbstversuches.

Ich hatte mir Genuß ohne Reue auf die Fahnen geschrieben und wollte das Jahr der Sinnlichkeit widmen. Schluss mit Schuldgefühlen, Schluss mit Verzicht. Leider sah man mir das noch vor Jahresende deutlich an und ich musste das Experiment abbrechen, denn andernfalls hätten mir mitleidige Menschen bald auf offener Straße Werbeflyer der Weight Watchers in die Hand gedrückt. Oder aber mich als Mastgans fürs nächste Krippenspiel gebucht.

Zusammen mit den Pfunden konnte ich auch einiges an überflüssiger Erfahrung verbuchen. Der schlechteste Sex meines bisherigen Lebens fällt in diese Zeit. Und es gab einige Männer, an deren Namen ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann – sowie einen Exfreund, der lieber nicht an meinen Namen erinnert werden will. Na ja, zumindest der Besitzer der benachbarten Cocktailbar hat mich in diesem Jahr geliebt.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow

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