Supergrobie allein zuhausWarum das Kondom nicht auf den Kopf gehörtDie Partnersuche im Internet ist eine Kunst für sich. Man muss aber nicht die höheren Weihen erlangen, um erfolgreich zu sein. Meist genügt schon das Befolgen einiger simpler Grundsätze. Das aber scheint weitaus schwieriger zu sein als es klingt. Ich hatte mich schon vor geraumer Zeit mal über die Probleme moderner Großstädter bei der Partnersuche ausgelassen. Kürzlich hatte ich dann Gelegenheit, eine Freundin bei dem Hindernisrennen der virtuellen Beziehungsanbahnung zu begleiten. Sie ist schon eine ganze Weile solo und hat von einer Kollegin den »heißen« Tip bekommen, es doch mal im Internet zu probieren.
Die Vorteile der virtuellen Männersuche gegenüber der Jagd in freier Wildbahn erschlossen sich schnell: Man muss sich keine Sorgen um sein Aussehen machen, sondern schickt bei Bedarf das vorteilhafteste Foto raus, man kann die Zeit effektiv nutzen und sich parallel die Fußnägel lackieren und vor allem wird man unerwünschte Bewerber schon mit einem Klick wieder los. Die Nachteile sind mindestens ebenso offensichtlich: Im Netz ist der dünne zivilisatorische Lack ganz schnell ab und was dahinter zum Vorschein kommt, fördert nur in den wenigsten Fällen die Paarungsbereitschaft. Und ich will hier gar nicht von den zahllosen Fällen reden, in denen Männer Bilder ihres unrasierten Genitalbereichs anstelle von Portraitfotos verschicken. Meist reicht schon eine humoristische Anwandlung, um die interessierte Frau zu vertreiben. Wider Erwarten können Frauen nämlich mit 30 nicht mehr über die Dinge lachen, die ihnen mit 13 noch Kicheranfälle hinter vorgehaltener Hand beschert haben. Daher ist es nicht ratsam, in seinem Kontaktgesuch ein Foto zu veröffentlichen, das den hoffnungsvollen Kandidaten mit aufgeblasenem Kondom über dem Kopf zeigt. Nicht viel geschickter verhalten sich viele bei der Auswahl ihres Namens. Was vermutlich witzig gemeint ist, setzt bei Leserinnen bedenkliche Assoziationsketten in Gang. »Goldbärchen« zum Beispiel ist bestimmt ein netter Kerl. Aber er sitzt Samstag abend auf der Couch, um einen Blick auf Claudia Schiffer bei »Wetten, dass...?« zu erhaschen, trägt als Hommage an sein großes Idol buntgemusterte Hemden à la Gottschalk und testet Frauen mittels Gummibärchenorakel auf ihre Partnerschaftstauglichkeit.
Von einem Treffen absehen möchte man auch bei »Supergrobie« oder »Psycho«. Der eine hält Furzkissen im Bett für komisch und Fünf-Minuten-Sex für erotische Höchstleistung. Der andere hat eine unheimliche Mutter mit schlechtsitzender Frisur, komische Rückstände in der Dusche und sexuelle Vorlieben, die ein halbwegs begabter Thriller-Autor sofort in einen blutigen Bestseller verwandeln würde. So was ist höchstens für Psychologinnen auf der Suche nach einem Promotionsthema interessant. Und da wir grad beim Thema Sex sind: Was glauben Männer eigentlich, woran Frauen beim Namen »Captain little« denken? Aber auch das Gegenteil, Herr »Langschwert«, dürfte allenfalls fanatische Aragorn-Anhängerinnen in Verzückung versetzen. Der Rest möchte nicht mal genauer wissen, wie er das mit dem Langschwert nun gemeint hat. Endgültig aufgegeben haben wir unsere Suche nach der Begegnung mit den Herren »Igelsex«, »Lustmolch« und »SeximSuff«. Gerade letzterer schien uns ein Zeichen zu sein. Wir entschieden uns gegen den Sex und für den Suff. Den restlichen Abend verbrachten wir dann mit der Vernichtung meiner Rotweinvorräte. Nachtrag mit obligatorischem Disclaimer: Keine der hier erwähnten Personen oder Handlungen ist frei erfunden. Alle leben irgendwo im Internet und mögen bitte vorstellig werden, wenn sie ein Problem mit der Nennung ihres Pseudonyms haben. Ich bin immer dankbar für Kolumnenfutter. Lyssa Wer noch mehr von Lyssa lesen möchte, kann ihr tägliches Weblog lesen: |
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