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Niemals mit High Heels ins Bett

In der letzten Woche habe ich mich noch vollmundig über Unsinnigkeit starrer Regeln für das intime zwischenmenschliche Miteinander ausgelassen und muss nun doch schamvoll eingestehen, dass ich dabei eine ganz elementare Regel vergessen habe. Ausgerechnet die eine Regel, die man garantiert nicht von seiner Mutter mit auf den Lebensweg bekommt, und die man doch nie außer Acht lassen sollte: Geh niemals mit High Heels ins Bett!

Sehen zwar toll aus, haben aber auch eine verheerende Wirkung...
Foto: sxc.hu
Diese Regel mag auf den ersten Blick albern oder gar überflüssig erscheinen, aber verschiedene Unfälle in den letzten zehn Jahren haben mich gelehrt, dass die Nichtbeachtung dieses Grundsatzes tragische Folgen haben kann. Und sofern man sich als Frau nicht ausschließlich dem Tragen von Sioux-Schuhen mit orthopädisch korrektem Fußbett verschrieben hat, wird man früher oder später auch einem Vertreter der großen männlichen Mehrheit begegnen, für die Frauen mit High Heels im Bett eine der erotischen Phantasien schlechthin ist. Übertroffen wohl nur noch von zwei Frauen im Bett mit sehr hohen Schuhen.

Mein erstes Paar Schuhe mit wirklich hohen Absätzen bekam ich von einem solchen Exemplar im zarten Alter von etwa 22 Jahren geschenkt. Ich fand sein Ansinnen, mit diesen Dingern an den Füßen ins Bett zu krabbeln, reichlich albern, war aber schwer verliebt und damit leicht zu Experimenten zu überreden. Nach den ersten Minuten löste sich meine innere Verkrampfung und ich beschloss, den Sex wie sonst auch einfach zu genießen. Ein schwerer Fehler!

Denn nach einer weiteren Viertelstunde versuchte ich mein rechtes Bein im Eifer des Gefechts irgendwie um das seine zu schließen und fügte ihm dabei mit dem Absatz des Schuhs erhebliche Verletzungen an Knie und Unterschenkel zu. Die Nacht endete gänzlich orgasmusfrei auf der Unfallstation des nächsten Krankenhauses, wo ein junger Arzt beim Nähen der Wunde vor Lachen kaum die Nadel halten konnte.

...wenn man sie im Bett trägt.
Foto: sxc.hu
Beim nächsten Versuch, natürlich erst nach gebührendem zeitlichen Abstand und mit einem unversehrten Mann, gab ich mir größte Mühe, mit den Waffen an meinen Füßen nicht in die Nähe der Gliedmaßen meines Partners zu kommen. Im entscheidenden Moment aber stemmte ich meine Füße offensichtlich etwas zu energisch auf die Decke und Sekunden später waren unsere verschwitzten Körper hübsch gleichmäßig von Omas guten Gänsedaunen bedeckt. Ich schwor mir, meine Schuhe künftig definitiv vor irgendwelchen Veranstaltungen im Bett auszuziehen und ließ mich auch mehrere Jahre nicht davon abbringen. Bis ich eines Tages einen Mann traf, der Stein und Bein schwor, seinem Wasserbett könnten die Absätze nichts anhaben, er habe das ausführlich mit seiner Exfreundin getestet. Das Bett sei mit irgendeinem NASA-getesteten Spezialmaterial überzogen und würde auch den Einsturz des Hauses überstehen.

Nun würde ich nie von mir behaupten wollen, in Phasen hormoneller Überfrachtung im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte zu sein, aber wie ich so dämlich sein konnte, kann ich mir trotzdem bis heute nicht erklären. Der erste vorsichtige Test verlief zur beiderseitigen Zufriedenheit ohne unangenehme Zwischenfälle, was dazu geführt haben mag, dass wir beim vierten Versuch sämtliche Vorsichtsmaßnahmen über Bord warfen. Das Ende hätten sich auch weniger phantasievolle Menschen denken können.

Das Bett schwabbelte ein letztes Mal sanft und verwandelte sich dann in einen munteren Zimmerspringbrunnen, der nicht nur uns komplett durchnässte, sondern auch noch das friedlich schlummernde ältere Paar in der Wohnung unter uns. Die Beseitigung der zahlreichen Wasserschäden im ganzen Haus nahm mehrere Wochen in Anspruch, war aber nicht halb so anstrengend wie der darauffolgende Briefwechsel mit einer reichlich irritierten Versicherung.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow

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